Hattingen. Nur eine Erhaltungszucht könne den Salamander noch retten, glaubt Naturführer Martin Maschka. Den populären Lurch gibt es kaum noch in Hattingen.

Unter den Amphibien gehört er zu den größten Sympathieträgern, doch der Feuersalamander ist in Gefahr. Zwar steht er nicht auf der roten Liste der bedrohten Arten, in Hattingen ist er dennoch so gut wie ausgestorben. „Es gibt nur eine Möglichkeit, den Salamander noch zu retten“, sagt Naturführer und Amphibienexperte Martin Maschka. „Und das ist die Erhaltungszucht.“

Nur noch Einzeltiere in Kellerschächten

Vor allem im Bereich um die Isenburg habe es früher jede Menge Salamander gegeben, sagt Ralf Löchel vom Kreis-Umweltamt. „Der Salamander war immer da, aber jetzt ist er ganz still verschwunden.“ Naturführer Martin Maschka geht davon aus, dass es im Hattinger Raum mittlerweile nur noch Einzeltiere gibt, die überlebt haben, weil sie zum Beispiel in Kellerschächten isoliert waren.

Was dem populären Lurch so zusetzt, ist ein Hautpilz namens „Batrachochytrium salamandrivorans“, kurz „Bsal“, „Salamanderfresser“ oder „Salamanderpest“ genannt. Er frisst Löcher in die Haut der Tiere, die dann wichtige Aufgaben – wie die Hautatmung – nicht mehr übernehmen kann. Außerdem können sich in den Wunden Bakterien ansiedeln und Infektionen auslösen.

Mensch und Tier sorgen für Verbreitung des Hautpilzes

Bsal vermehrt sich durch Sporen, die lange in kühler, feuchter Umgebung und im Wasser überleben können. Deshalb weist der Kreis daraufhin, dass Mensch und Hund es aktuell vermeiden sollten, Lebensräume der Amphibien zu betreten, um die Verbreitung des Pilzes einzudämmen. Ganz aufgehalten werden könne er dadurch zwar nicht, denn auch Wildtiere tragen die Sporen weiter, erläutert Ralf Löchel. „Aber es muss ja nicht sein, dass der Mensch es auch noch überträgt.“

Laut dem Ennepe-Ruhr-Kreis wurden 2017 erstmals Salamanderpest-Fälle im Ruhrgebiet nachgewiesen. Martin Maschka hingegen ist sicher, den ersten infizierten Salamander bereits 2004 in Bochum-Dahlhausen entdeckt zu haben. „Ich konnte den Pilz aber nicht bestimmen“, erläutert der Naturschützer. Er hielt ihn damals für einen anderen Pilz, der zu dieser Zeit schon der Geburtshelferkröte massiv zusetzte. Zwischen 2012 und 2014 beobachtete Maschka dann ein massives Verschwinden des Salamanders zwischen Niederwenigern und Schulenbergwald. „2015 war da eigentlich schon Feierabend.“

Kranke Tiere können wieder geheilt werden

Die allermeisten infizierten Salamander sterben innerhalb von 14 Tagen, es sei denn, sie werden rechtzeitig gefunden. „Kranke, aber noch lebende Tiere können wir noch retten“, macht Martin Maschka Mut. Die Therapie ist einfach: Die Amphibien werden mit einer Wärmelampe bestrahlt. Das mag der Salamander zwar nicht – er fühlt sich an kühlen, feuchten Orten wohl – der Pilz allerdings noch weniger. Bei mehr als 25 Grad trocknet er aus, danach können die Tiere regenerieren.

Vier bereits geheilte Tiere leben mittlerweile bei Martin Maschka in einem Terrarium. Mit ihnen würde er gerne eine Erhaltungszucht starten, auf deren Genehmigung er noch wartet. „Würde ich diese Tiere aussetzen, hätten sie noch eine Lebenserwartung von zehn Tagen“, schätzt er. Eine Erhaltungszucht sei, so glaubt Maschka, die einzige Chance für den Salamander, „weil ich nicht davon ausgehe, dass die Salamander Resistenzen aufbauen“, begründet er. Dazu übertrage der Pilz sich zu schnell.

Auffangstation für Amphibien geplant

Um die Rettung des Salamanders voran zu treiben, planen Martin Maschka und der Verein „Artenschutz Ruhrgebiet“ außerdem eine Auffangstation für die Amphibien: „Wir suchen etwas, was wir anmieten können, um ein Salamanderhaus einzurichten.“

„Salamanderfresser“ ist nicht nur für Salamander gefährlich

Bsal schadet nicht nur dem Feuersalamander. „Der Kammmolch stirbt ebenfalls gerade aus wegen dieses Pilzes“, bedauert Maschka.

Es handele sich um die seltenste Molchart in Deutschland, in Hattingen kennt der Amphibienexperte nur zwei Stellen, an denen sie vorkommt.

Unabhängig von Krankheiten bräuchten die Amphibien in Hattingen aber auch mehr Lebensraum, also fischfreie Teiche, sagt Martin Maschka. Alleine im Bereich Hattingen/Sprockhövel habe sein Verein „Artenschutz Ruhrgebiet“ im vergangenen Jahr 26 amphibienfreundliche Teiche angelegt – in Gärten von Privatleuten, wo beispielsweise der Kammmolch bereits ansässig war.