Hattingen. Seit diesem Montag dürfen Friseure wieder öffnen. Ute Berg aus Hattingen spricht über den besonderen Arbeitstag – und Wünsche für ihre Haare.

Auf der Internetseite ihres Friseursalons ist der Montag (noch) nicht als Öffnungstag aufgeführt. Doch natürlich empfangen Ute Berg, Inhaberin von „Hair & Beauty Zauber“, und ihr Team an diesem 1. März, ab dem die Friseure nach wochenlangem Lockdown wieder öffnen dürfen, Kunden. Die ersten bereits um 7 Uhr, Ute Berg selbst hat eine halbe Stunde später mit der Arbeit am Kopf einer Stammkundin, Mitte 60, begonnen. Von da an heißt es für sie dann: Arbeiten im Akkord. Waschen, Färben, Schneiden, Föhnen – bis in den späten Abend hinein. Die ersten 30 ihrer Kunden haben danach die Haare wieder schön.

„Ich versuche alles möglich zu machen, was geht“

Ute Berg betreibt ihren Salon in Holthausen seit fast 24 Jahren, doch eine solche Nachfrage nach Terminen wie nach der Entscheidung der Politiker, dass Friseure ab dem 1. März wieder öffnen dürfen, hat sie bis dato noch nicht erlebt. Per E-Mail, Whatsapp, SMS, Telefon kontaktieren sie die Kunden seitdem; nahezu rund um die Uhr. „Ich versuche alles möglich zu machen, was geht.“

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Sechs Tage die Woche von 7 bis 20, teilweise 21 Uhr, frisieren sie und ihr Team seit diesem Montag also nun Kundenköpfe. Jetzt, unter Pandemiebedingungen, können sie allerdings nur fünf Kunden zeitgleich bedienen, normalerweise sind es acht.

Friseurin Ute Berg vom Salon „Haar & Beauty Zauber“ hält Luftballons mit der Botschaft des Tages in Händen.
Friseurin Ute Berg vom Salon „Haar & Beauty Zauber“ hält Luftballons mit der Botschaft des Tages in Händen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ute Bergs erste Kundin erhielt besondere Strähnchen

Ihre erste Kundin am diesem Morgen hat Ute Berg dabei nach zwei Stunde frisch frisiert entlassen. „Sie hat Strähnchen nach der so genannten Crazy Technik bekommen und einen Perfektionsschnitt.“ Und sich bei Ute Berg mit den Worten verabschiedet: „Ich bin total happy.“ Ihre Arbeitskollegen, so habe ihr die Kundin zudem verraten, seien alle ganz neidisch, dass sie so früh einen Termin bekommen habe.

Regeln für den Friseur-Besuch

Für den Besuch beim Friseur – nur nach Termin – gelten besondere Hygiene-Regeln. Ausschnitte:

Kunden und Friseure müssen eine OP- oder FFP2-Maske tragen. Es gilt eine Kundenbegrenzung von einer Person pro zehn Quadratmeter Salon-Fläche. Jeder sollte sich beim Betreten des Salons die Hände waschen und desinfizieren. Flächen müssen regelmäßig desinfiziert und gereinigt werden. Alle 20 Minuten sollte gelüftet werden.

Ute Berg kann solche Reaktionen gut verstehen – nicht nur, weil ein Haarschnitt auch für sie etwas mit Würde zu tun hat, wie es jüngst Bayerns Ministerpräsident Söder betonte. Die Menschen wünschten sich nach dem wochenlangen Lockdown wieder „etwas mehr Normalität, sie wollen endlich wieder raus, etwas erleben“. Dazu gehöre nicht zuletzt aber auch die Öffnung weiterer Läden: „Meiner Meinung nach sollten nicht nur wir Friseure, sondern alle Ladeninhaber wieder öffnen dürfen. Es gibt doch schließlich so viele gute Hygienekonzepte.“

Vier Hepa-Hochleistungsfilter hat die Friseurin angeschafft

Auch sie selbst hat für ihren Salon ja eines entwickelt und unter anderem vier Hepa-Hochleistungsfilter sowie Plexiglasscheiben zur Abtrennung der Kundensitzplätze angeschafft, für die Wartenden vor dem Geschäft zudem einen überdachten Loungebereich hergerichtet.

Ana Ceskic föhnt die Haare von Betti Göldner, einer der Kundinnen, die am ersten Tag, da Friseure nach mehrwöchiger Corona-Pandemie-Schließung wieder öffnen dürfen, einen Termin bekommen haben.
Ana Ceskic föhnt die Haare von Betti Göldner, einer der Kundinnen, die am ersten Tag, da Friseure nach mehrwöchiger Corona-Pandemie-Schließung wieder öffnen dürfen, einen Termin bekommen haben. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die vergangenen zweieinhalb Monate seien finanziell schwierig gewesen, betont Ute Berg – nicht nur für sie, sondern auch für ihre Mitarbeiter. Denen habe sie zwar Kurzarbeitergeld gezahlt – das ihr von der Agentur für Arbeit noch nicht zurückerstattet worden ist –, „aber mit 60 Prozent eines Friseurgehaltes über die Runden zu kommen, ist eng. Zudem fehlte meinen Mitarbeitern ja auch noch das Trinkgeld.“

Alle freuen sich, dass sie wieder Hand anlegen dürfen an Kundenhaare

Umso mehr freuen sich alle, dass sie nun endlich wieder Hand anlegen dürfen an Kundenhaare. Und wenn die ersten Überstunden-Arbeitstage hinter ihnen liegen, dann, so Ute Berg, „hoffe ich, dass auch einmal wieder etwas Zeit bleibt, dass wir uns auch selbst die Haare aufhübschen können“.

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