Hattingen. Während des Lockdowns ist Haareschneiden verboten, das befeuert die Schwarzarbeit. Auch in Hattingen versuchen Kunden ihre Friseure zu überreden.

Die Haare wachsen und wachsen, doch den Friseuren sind Hände und Scheren gebunden. Anfragen von Kunden, das derzeitige Berufsverbot zu ignorieren und in privaten Räumen, die Haare zu schneiden, gibt es aber immer wieder. Die meisten Hattinger Friseursalons lehnen dies ab, doch es soll auch schwarze Schafe geben.

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Schwarzarbeit grassiert während des Lockdowns

„Zurzeit grassiert die Schwarzarbeit“, sagt Salonbetreiber Jörg Rajewitz aus Blankenstein. „Ich höre und sehe es selbst, wie andere Kollegen weiter ihrer Arbeit nachgehen. Kunden anderer Friseursalons werden gezielt angerufen. Das ist leider übliche Praxis. Das geht überhaupt nicht, wird aber nicht kontrolliert. Diejenigen, die sich an die Gesetze halten, sind die Dummen.“ Eine Katastrophe, die langfristige Folgen haben könne, glaubt Rajewitz. Schließlich sei es möglich, dass diese Kunden später nicht mehr wiederkommen.

Seit gut vier Wochen dürfen die Friseure nicht mehr arbeiten. Auch Monika Kipschall und ihre sechs Mitarbeiter warten darauf, ihr Handwerk wieder ausüben zu dürfen. „Ich persönlich habe keine Anfragen von Kunden bekommen, das Verbot zu umgehen, aber meine Mitarbeiter werden ab und an mal gefragt", sagt Monika Kipschall. „Ich habe ihnen klar gesagt, dass das ihre Jobs kosten könnte und auch die Konzessionen eingezogen werden können.“

Schwarz-Schnitte waren im ersten Lockdown gefragter

Im ersten Lockdown sei die Anzahl solcher Kundenanfragen aber deutlich höher gewesen, so Kippschall weiter. „Einige Männer greifen ja aktuell auf Haarschneidemaschinen zurück. Ich habe die Befürchtung, dass die sich den Besuch beim Friseur möglicherweise bald sparen werden“, sagt Monika Kippschall.

Die Erfahrung, dass die Anfragen im ersten Lockdown deutlich höher waren als in der aktuellen Phase, hat auch Kim Haakshorst vom Haarstudio Nicole in Niederwenigern gemacht: „Im März habe ich Briefe und Mails bekommen, das ist bisher nicht passiert. Meine Stammkunden haben Verständnis und sind selber diszipliniert."

Ute Berg, Inhaberin des Salons „Hair & Beauty“, wird hingegen fast täglich mit solchen Bitten der Kunden konfrontiert, sagt sie. „Es ist nicht schön, solche Anfragen ablehnen zu müssen. Doch Schwarzarbeit unterstütze ich nicht.“

Produktkauf und Gutscheine unterstützen Salons

Es sei nicht die Zeit, nur an sich zu denken, sagt die Salonchefin, und fordert Kollegen und Kunden auf, kollegial und solidarisch zu handeln. „Wenn die Haare mal ein paar Zentimeter länger sind, dann muss man damit mal ein paar Wochen leben. Es gibt Haarsprays und Haarfestiger, die man auch bei den Friseuren kaufen kann“, erklärt Berg. Dies würde ähnlich wie Gutscheinkäufe die Salons unterstützen und ihre Liquidität sichern.

Sie geht davon aus, dass einige Friseure nach der Krise ihre Läden nicht wieder öffnen werden. „Und wenn es so weitergeht, werden die Preise für den Endverbraucher auch deutlich steigen“, erklärt Ute Berg.

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>>>Friseure hoffen auf Termine ab Februar

Die Hoffnung, ihre Kunden bald wieder bedienen zu können, eint alle Friseure in Hattingen. Doch mindestens bis zum 31. Januar müssen sie darauf noch warten, denn bis dahin gelten die verschärften Corona-Maßnahmen der Regierung.

Viele Friseursalons sind momentan telefonisch zu erreichen, um bereits für den Februar Termine auszumachen, auch wenn diese möglicherweise wieder verschoben werden müssen.