Hattingen. Um den Jahreswechsel herum haben zwei Apotheken in Hattingen dicht gemacht, eine weitere hat eine neue Inhaberin. Die Hintergründe:
Die Zahl der Apotheken ist deutschlandweit in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, und auch in Hattingen hat längst eine „Apotheken-Bereinigung“ begonnen, sagt Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepetal-Ruhr des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Erst um den Jahreswechsel herum haben zwei Apotheken in der Stadt dicht gemacht.
Es gibt aktuell noch zehn Apotheken in Hattingen
15 Apotheken in Hattingen hat es vor zehn Jahren noch gegeben, sagt Sebastian Sokolowski, Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Heute sind es nur noch zehn.“ Von einem Apotheken-Engpass spricht Sokolowski angesichts der aktuellen Lage zwar nicht, betont aber: „Wenn es uns nicht gelingt, mehr junge Leute für eine Selbstständigkeit als Apotheker zu gewinnen, dann werden wir diesen Trend des Apothekensterbens nicht mehr umkehren.“
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Jemanden zu finden, der eine Apotheke übernimmt, sei in den vergangenen Jahren aber schwieriger geworden, erklärt Michael Mahl, der selbst unter anderem die Rosen-Apotheke in Sprockhövel führt. „Die Hürden, eine Apotheke zu übernehmen oder zu eröffnen, sind inzwischen hoch.“ Erstens sei das Kaufmännische nicht in der Ausbildung verankert. „Dazu ist der Bürokratieaufwand enorm. Und schließlich sind Apotheken nicht mehr so rentabel.“ Nicht nur, aber auch wegen der Internet-Konkurrenz.
Apotheke im Ärztehaus am Evangelischen Krankenhaus ist dicht
Unter anderem, weil die Umsätze zuletzt nicht mehr ansatzweise dem Arbeitsaufwand entsprachen und weil es zudem schwieriger werde, Personal für eine Apotheke zu finden, hat Tasso Weinhold seine Westfalen-Apotheke im Ärztehaus am Evangelischen Krankenhaus Ende 2020 nach 16 Jahren geschlossen, die Mitarbeiter von dort beschäftigt der Mittfünfziger nun in seiner Westfalen-Apotheke auf der Thingstraße in Welper. Laut Weinhold werde künftig das Sanitätshaus Möller die Räumlichkeiten der Apotheke im Ärztehaus mitnutzen.
Die Apotheken in Hattingen
Insgesamt zehn Apotheken – darunter sieben in der Innenstadt – verzeichnet die Apothekerkammer Westfalen-Lippe aktuell noch in Hattingen:
Augusta-Apotheke, Augustastr. 17-19; Altstadt-Apotheke, Große Weilstraße 18-20; Hubertus-Apotheke, Bruchstr. 38; Straussen-Apotheke, Heggerstr. 17; Paracelsus-Apotheke, Heggerstr. 29; Apotheke am Rathausplatz, Moltkestraße 4; Pinguin-Apotheke im Carré, Reschop-Carré-Platz 1; Westfalen-Apotheke, Thingstr. 14 (Welper); Bergische Apotheke, Essener Str. 12-14 (Niederwenigern); Nord-Apotheke, Bochumer Str. 87 (Winz-Baak).
Seit Ende Januar abgemeldet bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sei auch die Bismark-Apotheke auf der oberen Heggerstraße, sagt Kammersprecher Sebastian Sokolowski. Die Inhaberin Ana-Maria Tica war für die WAZ zur Nachfrage nach den Gründen indes nicht zu erreichen. Der Bezirksgruppenvorsitzende Michael Mahl glaubt aber: „Sie war einfach zu klein, um wirtschaftlich zu sein.“ Und bereits 2018 verschwand die Weiltor-Apotheke auf der Großen Weilstraße vom Markt.
Paracelsus-Apotheke auf der Heggerstraße unter neuer Leitung
Trotz der – nicht nur wegen Corona – schwierigen Zeiten hat Mahl aber nun die Paracelsus-Apotheke auf der Heggerstraße an eine Kollegin verkaufen können: Nora Klein (40) hat bereits seit sechs Jahren die Filialleitung an diesem Standort inne und nun den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Turbulente Zeiten liegen hinter ihr und ihrem Team, denn die Paracelsus-Apotheke, so wie Kunden diese heute kennen, gibt es so erst seit rund zweieinhalb Jahren. Damals hatte Apotheker Michael Mahl nach seiner Übernahme der Paracelsus-Apotheke von Rolf Jägers sowie der Übernahme der nur wenige Meter weiter ebenfalls auf der Heggerstraße gelegenen Westfalen-Apotheke von Tasso Weinhold die Idee, beide Apotheken zu einer zusammenzulegen – am Standort der ehemaligen Westfalen-Apotheke.
Inhabergeführte Apotheken vor Ort stellen Versorgung aller sicher
„Der Schritt, eine Apotheke zu übernehmen, will heutzutage wohl überlegt sein“, betont Nora Klein. Angesichts einer Einkaufskooperation mit den Apotheken von Michael Mahl, „meinem tollen Team und einer guten Standort-Lage“ sei sie aber überzeugt, „dass diese Apotheke weiterhin Erfolg haben wird“. Inhabergeführte Apotheken vor Ort, fügt sie hinzu, blieben ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems, nur sie stellten die Versorgung aller sicher. Wie zurzeit ja in der Corona-Pandemie wieder deutlich werde.
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