Hattingen. Rolf Jägers will nicht mehr Inhaber sein, sondern als Angestellter arbeiten. Die Carré-Apotheke ist verkauft, die Paracelsus-Filiale soll folgen.

Eigentlich hätte 2017 das Jahr werden sollen, in dem Apotheker Rolf Jägers (55) die Seiten wechselt: vom Inhaber zum Angestellten. Kurz vor dem Ziel aber wurden die Pläne des Hattingers doch noch unerwartet durchkreuzt – und so steht für ihn eine berufliche Veränderung nun eben im neuen Jahr 2018 an.

Verantwortung wird nicht honoriert

„Inhaber einer Apotheke zu sein“, sagt Rolf Jägers, „das macht mir einfach nicht mehr so viel Spaß.“ Sehr viel stressiger sei diese Tätigkeit seit Mitte der 1990er-Jahre geworden, als er sich mit der Übernahme der Paracelsus-Apotheke auf der Heggerstraße selbstständig gemacht hat: „Die hohe Verantwortung, die man für seine Mitarbeiter und Kunden trägt, wird heute nicht mehr angemessen honoriert.“

Anders als früher renne er inzwischen seinem Geld bei den Krankenkassen hinterher, das die ihm für die ausgegebenen Medikamente zahlen müssen, nennt er ein Beispiel. Auch dass ausländische Versand-Apotheken auf Medikamente Rabatt gebeten dürfen, was er sich aufgrund der Fixkosten fürs Geschäft und die Mitarbeiter gar nicht erlauben könne, ärgert ihn. Und einiges andere mehr.

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Erste Apotheke 2009 übernommen

2009, als Rolf Jägers nach der Paracelsus-Apotheke auf der Heggerstraße auch die im damals neu eröffneten Reschop Carré übernahm, habe er zwar schon gespürt, dass ein Geschäft allein zunehmend weniger tragfähig wurde. Aber damals träumte er noch nicht davon, wieder als Angestellter zu arbeiten. Damals, erzählt der Vater dreier Kinder im Alter von jetzt 18, 24 und 26 Jahren, „wollte ich für mich und für meine Familie die berufliche Zukunft besser absichern.“

Zurück zur Gegenwart: Seit diesem November ist zumindest die Carré-Apotheke Geschichte. Rolf Jägers hat sie an die Bochumerin Irina Rudolph (38) verkauft. Die hat zwar alle interessierten Mitarbeiter des Hattingers mit übernommen, aber dem Geschäft einen neuen Namen gegeben: Pinguin-Apotheke – gleichlautend wie die vier Apotheken, die Rudolphs Ehemann Matthias (59) in Wuppertal betreibt.

Mehr Zeit für die Gitarre

Liebend gerne hätte Rolf Jägers zu eben jenem Zeitpunkt auch die Paracelsus-Apotheke verkauft. Mehr Zeit für die Familie schien schon greifbar nahe; auch ein Ausbau seines Gitarrenspiels, das der 55-Jährige erst vor fünf Jahren erlernt hat und seither unter anderem „mit einer Altherrenband im Mukkeklub“ pflegt.

Doch bei dem Interessenten gab es plötzlich unerwartet Probleme. „Es haben aber danach schon weitere potenzielle Käufer bei mir angefragt.“ Die zudem ebenfalls bereit seien, seine Mitarbeiter zu übernehmen. „Denn die liegen mir sehr am Herzen“, betont Rolf Jägers, der sich für einen Verkauf nun das Frühjahr 2018 zum Ziel gesetzt hat.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit

Bis es soweit ist, wird er weiterhin jeden Morgen mit dem Rad aus Holthausen in die Hattinger Innenstadt fahren, Dienstpläne erstellen, sich um Medikamenteneinkäufe und -abrechnungen kümmern. Und natürlich viele Kunden bedienen. „Das“, sagt Rolf Jägers, „ist schließlich genau das, was ich am liebsten tue: Menschen, die Medikamente benötigen, zu beraten.“

Und als Angestellter, hofft er, hat er genau dazu bald endlich wieder mehr Zeit.