Hattingen. Ilona Heinrich arbeitete Jahrzehnte in einem Schuhgeschäft in Hattingen. Sie erinnert sich an Trends, Comebacks und Schuhe für geschwollene Füße.
49 Jahre lang verkaufte Ilona Heinrich (63) Schuhe. Ihren Einsatzort, das Schuhhaus Heller, wechselte sie in der Zeit nie. Sie erinnert sich an fast 50 Jahre Schuhmode, Dauerbrenner und Ladenhüter und daran, dass Kunden früher viele Schuhe gar nicht gesehen haben und Kinderfüße noch geröntgt wurden.
Mit 14 Jahren in die Ausbildung
Am 1. August 1971 startete die damals 14-jährige Ilona Heinrich ihre Ausbildung zur Verkäuferin, nun geht sie in den Ruhestand und blickt mit ein bisschen Wehmut zurück.
„Damals ging es von der Schulbank direkt in die Lehre“, erinnert sich Heinrich. „Den ersten Tag werde ich nie vergessen. Ich war total fertig. Acht Stunden Stehen und Laufen, das war ungewohnt für mich. Es hat gedauert bis ich in den Rhythmus gekommen bin.“
Beste Zeiten zum Schuhe kaufen
In fast fünf Jahrzehnten wurde das Ladenlokal häufig umgebaut. Heinrich lernte noch zu einer Zeit, als „aus dem Karton bedient“ wurde. Kunden kamen ins Geschäft und erklärten, welchen Schuh sie brauchen, zu welchem Anlass er benötigt, welche Größe, Farbe und Form er haben sollte. Dass Kunden sich das Angebot selbst anschauen und begutachten können, es eine sogenannte „Vorwahl“ gibt, wurde erst im Laufe der Zeit eingeführt. Wann genau das war, daran kann sich die 63-Jährige nicht mehr erinnern. „Das Bedienen hat sich auch nicht verändert. Nur für die Kunden ist es übersichtlicher geworden.“
Überhaupt habe sich das Kundenverhalten gewandelt. Als auf der Hütte noch gearbeitet wurde, war vor allem um die Weihnachtszeit, wenn es das 13. Monatsgehalt gab, viel los im Geschäft. Auch zu Ostern legten sich die Familien neue Schuhe zu. Heute sei es eher so, dass Kunden „bloß gucken wollen“ und eher nach Laune ein neues Paar kaufen.
Typischer Frauenschuh der Vergangenheit
Nach wie vor gebe es aber auch konkrete Anlässe – wie den Abiball. Durch die digitalen Möglichkeiten hat sich aber auch hier viel verändert: „Wir kriegen dann schon mal Fotos auf dem Smartphone von Kleidern gezeigt, wozu dann der passende Schuh gesucht wird.“
Schuhgeschäft setzt auf Onlineshop
Das Schuhhaus Heller war fast fünf Jahrzehnte der Arbeitsplatz von Ilona Heinrich. Schon seit 15 Jahren setzt das Schuhgeschäft in Hattingen an der Großen Weilstraße 15 auch auf den Online-Verkauf.
Es gibt einen eigenen Onlineshop und auch auf Amazon und Ebay ist das Hattinger Geschäft präsent. Dadurch kann Inhaber Peter Blome auch ausgefallene Schuhmodelle anbieten, die er allein im Laden nicht in ausreichender Menge absetzen könnte.
Erreichbar ist der Shop unter www.schuhhaus-heller.de.
Auch über die unterschiedlichen Schuhtrends kann Heinrich einiges erzählen. „Der typische Frauenschuh wird gar nicht mehr angeboten. Heute wollen Frauen selbst im Alter flotte und modische Schuhe tragen.“ Früher habe es den Schuh mit kleinem Absatz, V-Ausschnitt und extra Einschnitt gegeben, sodass auch geschwollene Füße im Schuh Platz fanden. Heute gebe es für jeden Fuß etwas, zum Beispiel Komfortweiten.
High Heels und Plateausohlen
Der High Heel sei immer schon ein Dauerbrenner gewesen und ist bei Trends nicht wegzudenken. Anders sieht es bei der sogenannten „Ballonsohle“ aus. Die Schuhe mit der markanten, durchgängigen und klotzartigen Sohle erlebten schon in den 90er-Jahren ein Comeback, nun sind sie wieder zu haben. „In der Mode tauchen immer wieder Sachen auf, die schon mal da waren, wenn auch in etwas abgewandelter Form.“
Die 63-Jährige selbst verzichtete die meiste Zeit auf Schuhe mit Absatz. „Ich bin von Natur aus groß gewachsen. Einmal hatte ich hohe Schuhe an und fühlte mich gleich unwohl“, gibt sie zu. Ballerinas trage sie gerne und, seit die im Trend sind, bequeme Sneaker.
Röntgen-Apparatur für Kinderfüße
Besonders gerne erinnert sich Ilona Heinrich an die Anproben von Kinderschuhen. „Das war immer etwas ganz besonderes.“ Sie selbst erlebte als Kind noch, wie die Passform mittels einer Röntgen-Apparatur im Geschäft ermittelt wurde. Als sie in die Lehre ging, wurde diese gesundheitsschädliche Praktik jedoch abgeschafft. „Als wir noch Kinderschuhe verkauft haben, wurden die kleinen Füße in Länge und Breite ausgemessen, damit wir den passenden Schuh finden konnten.“
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