Hattingen. Die gemeinnützige Projekthilfe Gambia bringt medizinische Ausrüstung nach Afrika. Das Team aus Hattingen modernisiert 30 Gesundheitsstationen.
Die Zustände in den Gesundheitsstationen und Krankenhäusern in Gambia sind besorgniserregend, sie seien medizinisch und humanitär nicht zu vertreten, berichtet Matthias Ketteler von der Hattinger Projekthilfe Gambia. Der Verein hat jetzt 21 Pflegebetten und weitere medizinische Ausrüstung von der „Universitätsmedizin Essen - Ruhrlandklinik“ bekommen.
Einen Teil nutzen die Hattinger, die in Jahaly seit fast 30 Jahren eine eigene Gesundheitsstation – die so genannte Buschklinik – betreiben, für sich selbst, der größte Anteil der gespendeten Materialien geht aber an das Gesundheitsministerium in Gambia. Neben den Klinikbetten eine große Anzahl Infusionsständer, Klinik-Möbel, drei Liegen, zwei Beatmungsgeräte, ein Röntgenbildbetrachter, eine Absaugpumpe, eine Zentrifuge und ein fahrbares Klimagerät. Alle Gerätschaften sind gebraucht, aber in einem guten und funktionsfähigen Zustand, erklärt Projekthilfe-Sprecher Ulfert Engelkes aus Niederwenigern.
Ausstattung mit einfachen Labors
„Die Krankenhausbetten werden vorwiegend in Gesundheitsstationen im ländlichen Bereich zum Einsatz kommen. Der Zustand der Betten ist beeindruckend und in dieser Qualität bisher nicht vorhanden“, sagt Matthias Ketteler. Die technischen Geräte werden im Edward Francis Small Teaching Hospital (EFSTH), dem größten Krankenhaus Gambias, eingesetzt.
In den kommenden Jahren will der Verein in Zusammenarbeit mit dem gambischen Gesundheitsministerium rund 30 Gesundheitsstationen im ländlichen Bereich renovieren und modernisieren. Dazu gehört auch die Ausstattung mit einfachen Labors, die Installation von Solaranlagen und der Bau von Wohnungen für Klinikpersonal.
Kranke kommen aus 100 Kilometer entfernten Gebieten
„Eine verbesserte Gesundheitsversorgung hilft zuallererst der gambischen Bevölkerung“, so der Initiator. „Gleichzeitig unterstützen wir mit solchen Aktionen die Bemühungen der neuen Regierung und stärken damit die junge Demokratie in Gambia.“
Die Buschklinik (Jahaly Health Center) wird von vielen Menschen genutzt. „Zum Teil kommen die Kranken aus 100 Kilometer entfernten Gebieten“, erklärte Matthias Ketteler in einem WAZ-Gespräch. Die Hygienestandards seien höher als im übrigen Land, die Klinik verfüge über mehrere Behandlungsräume, eine Entbindungsstation, ein Labor, eine Apotheke und einen Krankenwagen. Seit dem Jahr 2003 unterstützt der ZDF-Moderator Markus Lanz die Projekthilfe. Er war schon oft vor Ort und spendet gerne seine Gewinne aus Benefiz-Shows für die gemeinnützige Projekthilfe.
Kindergarten eröffnet und Moringa-Bäumen angebaut
Im Jahr 2004 wurde ein Kindergarten eröffnet – erst für 240, später für 360 Kinder. „Auf diese Weise haben wir Bildung ins Land gebracht. Dass es Mittagessen für die Kleinen gibt, ist für viele Eltern ein starkes Argument, ihren Nachwuchs in den Kindergarten zu schicken“, so Ketteler. Seit 2012 wird zudem eine Plantage mit 10.000 nährstoffreichen Moringa-Bäumen aufgebaut. Auch das stärkt die Region und hilft den Menschen.
>>> INFO: 36.000 Patienten in Buschklinik behandelt
Im Jahr 1985 gründete Matthias Ketteler den Verein „Projekthilfe Dritte Welt“, seit 1988 werden Menschen in den gambischen Dörfern Jahaly und Madina unterstützt. Die Verwaltungs- und Werbekosten betragen nach eigener Auskunft lediglich 1,85 Prozent (im Jahr 2018). Vor vier Jahren benannte sich der Verein in „Projekthilfe Gambia“ um.
In seiner Buschklinik (Jahaly Health Centre) wurden 2016 36.000 Patienten behandelt. Mehr Infos: www.buschklinik.de