Hattingen. Ein junger Mann soll eine Pkw-Fahrerin mit der Lichthupe genötigt haben und gefährlich nah aufgefahren sein. So lief der Prozess in Hattingen.

Das habe er in mehreren Jahrzehnten Anwaltstätigkeit auch noch nicht erlebt, sagte Antonio Leone, Verteidiger eines wegen Nötigung angeklagten Mandanten (26). Dem wird vorgeworfen, am 4. Juli vergangenen Jahres auf der Autobahn 448 eine Pkw-Fahrerin mit Hupe, Lichthupe und Blinker zum Verlassen der linken Spur genötigt zu haben und gefährlich nah auf ihr Auto aufgefahren zu sein. Richter Johannes Kimmeskamp merkte bereits kurz nach der Eröffnung des Prozesses vor dem Amtsgericht Hattingen an, dass dieses wohl gar nicht für diesen Fall zuständig sei. Die Autobahn 448 befinde sich schließlich auf Bochumer Gebiet.

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Es war dies indes nicht der einzige ungewöhnliche Umstand in einem Prozess, den Kimmeskamp am Ende „wegen örtlicher Unzulänglichkeit des Gerichts“ einstellte. Der Angeklagte bestritt zudem auch, der mögliche Täter zu sein, „ich bin nicht gefahren, ich war zum Tatzeitpunkt gegen 8.30 Uhr zu Hause, und das ist ja auch nicht mein Auto“.

Der 23-jährige Bruder habe am Steuer des Autos gesessen

Vielmehr, so Verteidiger Antonio Leone, habe an jenem Morgen der 23-jährige Bruder am Steuer des Autos gesessen, dessen Kennzeichen – mit den Initialen und dem Geburtsjahr des 23-Jährigen – die Anzeigenerstatterin genannt habe. Dies gab der als Zeuge geladene 23-Jährige auch selbst zu.

So abonnieren Sie den WAZ-Newsletter für Hattingen%7besc#227867855}[newsEr sei an jenem Morgen auf der A 448 in Richtung Uni Bochum unterwegs gewesen, wo er eine Veranstaltung gehabt hätte. Zu Details der Drängel- und Nötigungs-Vorwürfe äußerte er sich dagegen nicht. „Sie müssen nun dennoch damit rechnen, dass gegen Sie ein Verfahren eröffnet wird“, sagte Richter Johannes Kimmeskamp.

Zeugin nennt als Tatort weitere Autobahn

Wobei nach der Aussage einer weiteren Zeugin, die damals neben der beim Prozess fern bleibenden Anzeigenerstatterin als Beifahrerin im Auto saß, die gerichtliche Zuständigkeit auch in Witten liegen könnte. Denn die 20-Jährige schilderte die Drängler-Vorfälle zwar ähnlich wie in der Anklage beschrieben, nannte als Tatort indes die Autobahn 43 in Höhe der Abfahrt Witten-Herbede.