Hattingen. Theresia-Albers-Stiftung und Diakonie können die Vorgaben des Landes nicht erfüllen. Lediglich ein Heim in Hattingen führt die Tests durch.
Die Forderung des NRW-Gesundheitsministeriums, Corona-Schnelltests in Alten- und Seniorenheimen durchzuführen, sorgen für Kopfschütteln bei Heimleitungen und Trägern. Bewohner, Mitarbeiter und Besucher sollen regelmäßig getestet werden.
„Gegen die Tests spricht ja nichts. Nur haben wir bisher gar keine bekommen und sind auch noch nicht geschult worden“, stellt Hubert Röser fest, Pressesprecher der Theresia-Albers-Stiftung, zu der zwei Heime gehören: das Altenheim St. Josef mit 108 Bewohnern und 151 Beschäftigten und das Seniorenzentrum St. Mauritius mit 85 Bewohnern und 96 Mitarbeitern.
20 Tests pro Bewohner und Monat können mit den Krankenkassen abgerechnet werden. Röser: „Nach unserer Einschätzung dauert so ein Test 20 Minuten zuzüglich zehn Minuten für die Dokumentation. Wir befürworten die Tests. Aber wer soll sie denn während der normalen Arbeitszeit durchführen?“
„Wir finden die Tests gut, aber die Durchführung ist nicht praktikabel“
In einem Gespräch mit dem Vorstand der Stiftung, Meinolf Roth, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, die Heime sollten sich neue Mitarbeiter selbst „auf den regionalen Arbeitsmärkten“ besorgen. „Das ist wirklich nicht mehr lustig. Jeder weiß, dass es keine Pflegekräfte auf dem freien Arbeitsmarkt gibt“, sagt Röser.
Auch Fabian Tigges, Geschäftsführer der Diakonie, kann die Forderungen des Ministeriums nicht nachvollziehen. „Wir finden die Tests gut, aber die Durchführung ist nicht praktikabel. Die Mitarbeiter aller Einrichtungen arbeiten schon lange am Limit. Jetzt kommen weitere Aufgaben hinzu und das bei vielen Personalausfällen durch Quarantänezeiten. Außerdem haben wir Herbst und es ist ganz normale Erkältungs- und Grippezeit. Wie soll das gehen?“
Vorschlag beim Minister gemacht
D ie Diakonie unterhält in Hattingen drei Einrichtungen: den Heidehof mit 71 Bewohnern und 46 Mitarbeitern, das Haus der Diakonie mit 98 Bewohnern und 46 Mitarbeitern und das Martin-Luther-Haus mit 63 Bewohnern (später 80 nach dem zurzeit laufenden Umbau) und im Moment 49 Beschäftigten. „Wir messen bei den Besuchern schon jetzt mit externen Mitarbeitern Fieber, machen ein Kurzscreening, halten die persönlichen Daten fest. Es könnte doch zum Beispiel der Medizinische Dienst, der mit den üblichen Aufgaben zurzeit nicht so belastet ist, die Tests übernehmen.“
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Auch Meinolf Roth von der Theresia-Albers-Stiftung hatte diesen Vorschlag beim Minister gemacht. „Das ist aber auf überhaupt kein Gehör gestoßen“, betont er.
Sechs Mitarbeiterinnen in Quarantäne
Das einzige Heim, das schon über Tests verfügt und dessen Mitarbeiter auch bereits geschult wurden, ist das Emmy-Kruppke-Seniorenheim. „Ein Hausarzt hier aus Welper hat sich einen ganzen Mittwochnachmittag für uns Zeit genommen und uns angeleitet. Da können wir nur Danke sagen“, betont Heimleiterin Ursula Champignon.
A uch in ihrem Heim arbeiten alle 100 Mitarbeiterinnen für die 99 Bewohner bis zur Schmerzgrenze . „Wir sind voll belegt, ich habe hohen Respekt vor der Leistung meines Teams. ich habe eine großartige Mannschaft.“ Für ihr Haus hat sie sich überlegt, dass in einem 14-tägigen Rhythmus getestet werden soll, wenn in Sachen Corona alles unauffällig bleibt. „Wenn allerdings Anhaltspunkte für eine mögliche Infektion erkannt werden, werden alle Maßnahmen hochgefahren.“
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Man versuche, die Mehrbelastung „irgendwie zu schaffen“. Und das, obwohl sich zurzeit sechs Mitarbeiterinnen in Quarantäne befinden. Die Arbeitsbelastung habe unglaublich zugenommen.