Hattingen. Mit Mediensucht beschäftigt sich eine kreisweite Sucht-Aktionswoche. Das Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen hat vermehrt Anfragen Betroffener.

Das Thema der Aktionstage „Sucht hat immer eine Geschichte“ im EN-Kreis stand schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie fest. Doch durch diese hat die Beschäftigung mit „Medienkompetenz und Mediensucht“ eine zusätzliche Tragweite erhalten. Dies betonen auch Tanja Große Munkenbeck und Nils Johannböcke vom Caritas-Suchthilfezentrum in Hattingen, wo infolge von Corona vermehrt Anfragen wegen Problemen im Umgang mit den Medien eingehen.

Mediensucht betrifft alle Altersgruppen

Insbesondere Jugendliche hätten verstärkt zum Handy gegriffen, „je weniger sie sich wegen Corona persönlich treffen konnten“, sagt Nils Johannböcke. Probleme, das richtige Medienmaß zu finden, hätten allerdings nicht allein Jüngere. „Mediensucht betrifft alle Altersgruppen.“

Auch Miriam Starsinski, Präventionsbeauftragte der Caritas Ennepe-Ruhr, hat beobachtet, dass durch die vermehrte Zeit zu Hause und die Einschränkung sozialer Kontakte Medien insgesamt verstärkt genutzt wurden. „Da ist der richtige und angemessene Umgang damit wichtiger denn je.“

Für den eigenen Medienkonsum sensibilisieren

Nils Johannböcke ist Diplom-Sozialarbeiter im Caritas-Suchthilfezentrum auf der Heggerstraße.
Nils Johannböcke ist Diplom-Sozialarbeiter im Caritas-Suchthilfezentrum auf der Heggerstraße. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ein solcher indes lasse sich nicht mit der Stoppuhr messen, betont Johannböcke. Mediensucht, die sich sowohl in einem missbräuchlichen Umgang mit Online-Spielen, als auch mit dem Internet äußern könne, sei vielmehr geprägt von bestimmten Verhaltensweisen. Gefährlich werde die Mediennutzung dabei immer dann, wenn andere Lebensbereiche (Freunde, Schule/Arbeit, Hobbys) wegen der Mediennutzung vernachlässigt würden.

Ziel der kreisweiten Sucht-Aktionstage ist es dabei, für den eigenen Medienkonsum zu sensibilisieren, um so einen möglichen riskanten Konsum oder der Suchtentstehung vorzubeugen.

In Hattingen finden dabei mehrere Veranstaltungen statt: Neben einer offenen Telefon-Sprechstunde zum Thema Medienkonsum im Caritas-Suchthilfezentrum auf der Heggerstraße 11 (17. November, 17 bis 19 Uhr) wird es eine Onlineberatung (18. November, 15 bis 17 Uhr, Kontakt: tanja.grosse-munkenbeck@caritas-en.de) geben.

Die Aktionstage

Die Aktionstage „Sucht hat immer eine Geschichte“ von Caritas Ennepe-Ruhr und dem Awo-Unterbezirk Ennepe-Ruhr finden vom 16. bis zum 20. November in allen Städten des Kreises statt.

Im Rahmen der Aktionstage werden Schüler des EN-Kreises auch zu einem Schreibwettbewerb eingeladen zum Thema: „Neues aus der Insta-Welt“. Einsendeschluss: 30. November.

Das komplette Programm der Aktionstage ist im Internet abrufbar unter www.caritas-en.de und www.awo-en.de.

Bei den Planungen Corona schon mitgedacht

Der zunächst für den 18. November geplante Infostand in der Fußgängerzone muss dagegen aufgrund derzeit rapide steigender Corona-Fallzahlen und der aktuellen Corona-Schutzverordnung entfallen. Das Team der Caritas-Suchthilfe bietet aber alternativ am Tag von 13 bis 16 Uhr eine weitere telefonische Beratung zu Medienkompetenz und Mediensucht an, sagt Tanja Große Munkenbeck.

Und: Die Aufführungen eines Theaterstücks zum Mediensucht-Thema in den weiterführenden Schulen – in Form geschlossener Veranstaltungen – seien nach jetzigen Stand möglich. „Philotes – Spiel um Freundschaft“ zeigt dabei auf anschauliche Weise Chancen und Konflikte rund um das Thema Medien auf. „Insgesamt“, sagt die Leiterin des Caritas-Suchthilfezentrums, „haben wir in unseren Planungen Corona ja schon mitgedacht.“

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Die Onlineberatung und die offene Sprechstunde bietet ihre Einrichtung seit geraumer Zeit übrigens auch sonst regelmäßig an: erstere immer dienstags von 17 bis 19 Uhr in den Caritas-Räumen auf der Heggerstraße. Infos zur Online-Beratung finden Interessenten derweil noch im Internet unter beratung.caritas.de, ein direkter Link über die Homepage der Caritas Hattingen ist aber in Arbeit. Zudem, sagt Tanja Große Munkenbeck, seien nach ersten erfolgreichen Schulungen zum Thema Medienkompetenz und -sucht weitere für 2021 geplant, die in diesem Jahr Corona zum Opfer fielen. „Denn Mediensucht, mit der wir uns in Hattingen bis vor einigen Jahren noch gar nicht beschäftigen mussten, wird unsere Arbeit fortan weiter begleiten.“