Hattingen. Viele Jahre hat Dirk Glaser als Radio- und Fernsehjournalist gearbeitet. Seit fünf Jahren ist er Bürgermeister in seiner Heimatstadt Hattingen.

Heute endet die Amtszeit von Bürgermeister Dirk Glaser. Doch Zeit für etwas Ruhe wird er kaum haben, denn schon am morgigen Sonntag beginnt seine zweite – mit der Corona-Pandemie und der Konstituierung des neuen Stadtrats etwa seien hier nur zwei der Herausforderungen in diesem Herbst genannt.

Es liegt in der Natur des Amtes, dass ein Bürgermeister einen eng getakteten Terminkalender hat. Weil es Treffen auf Stadt-, Kreis- auch auf Landesebene gibt. Und weil Dirk Glaser einer von fünf Sprechern des Aktionsbündnisses „Für die Würde unserer Städte“ ist, mit dem 70 klamme Kommunen auf ihre Finanzsituation aufmerksam machen, stehen hin und wieder auch Reisen nach Berlin an.

Stündlich kommen neue Corona-Nachrichten

In diesem Corona-Jahr wird der Terminkalender entzerrt. Aber die Arbeit ist dadurch nicht entspannt. Stündlich kommen in dieser Woche neue Nachrichten: Corona-Fälle in Hattinger Krankenhäusern, in der Kita St. Georg, ein zweiter (Teil-)Lockdown, der umgesetzt werden muss, Verantwortung für die Mitarbeiter der Verwaltung, Vorbild für die Bürger, und, und, und. „Die wichtigste Priorität liegt darin, die Zahl der Infektionen zu minimieren. Die Risikogruppen müssen weiterhin geschützt werden. Das kann nur passieren, indem jeder von uns Verantwortung übernimmt und vor allem soziale Kontakte in den nächsten Wochen meidet“, sagt er nach der Bekanntgabe der neuen Schutzmaßnahmen.

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Dirk Glaser wird am 9. Juni 1958 in Bochum geboren. Er wächst in Hattingen, aber auch in Düsseldorf und im schweizerischen Solothurn auf, weil es seinen Vater – ein auf der Henrichshütte ausgebildeter Kaufmann – dorthin verschlägt. Sein Abi baut er indes wieder am Gymnasium im Schulzentrum Holthausen, ehe es ihn für ein Jahr über den großen Teich nach Los Angeles (USA) und Toronto (Kanada) zieht.

Studium der Sinologie und Publizistik in Bochum

Dirk Glaser als Moderator der WDR-Lokalkzeit in Siegen.
Dirk Glaser als Moderator der WDR-Lokalkzeit in Siegen. © WAZ | Horstgünter Siemon

Fürs Studium der Sinologie (China-Wissenschaften) und Publizistik kommt er zurück nach Bochum. Glaser jobbt als Taxifahrer, er geht aber auch erste journalistische Schritte. Mit anderen Hattingern wie Filmemacher Matthias Heise und Jürgen Mayer (heute WDR 4) startet er eine Agentur, arbeitet für öffentlich-rechtliche Sender in Deutschland, Österreich und der Schweiz – Dirk Glaser wird Radio- und später auch Fernsehmann beim WDR (Lokalzeit Südwestfalen).

Musik ist seine Leidenschaft: Mit Cordon Bleu und der Harvey Keen Band – zwei Hattinger Kombos, bei denen er als Sänger und Gitarrist den Frontmann gibt – spielt Dirk Glaser mehrfach beim Altstadtfest. Zudem gründet er gemeinsam mit anderen die Musiker-Initiative Hattingen (MIHA), die bis heute den „Rock am Bunker“ organisiert.

Einstieg in die Verwaltungsarbeit bei der Südswestfalen-Agentur

Schnitt. Veränderung im Jahr 2008: Glaser wird Geschäftsführer der Südwestfalen-Agentur und sammelt seine erste Erfahrungen mit Verwaltungsarbeit. Sechs Jahre später will er Verwaltungschef in seiner Heimatstadt Hattingen werden.

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Dirk Glaser ist in keiner Partei, Unterstützung ist bei einer Bürgermeisterwahl aber wichtig. Er versucht zunächst, die SPD auf seine Seite zu bringen – die Sozialdemokraten schenken ihm aber nicht ihr Vertrauen, sie setzen auf Manfred Lehmann. Glaser geht ins Risiko: Er versucht es als Einzelkandidat an – und gewinnt dann „Jamaika“ (CDU, FDP und die Grünen) als Unterstützer. Am 13. September 2015 wird er mit 58,38 Prozent der Stimmen gewählt – Kontrahent Lehmann holt 41,62 Prozent.

Spannend wird es 2020, denn mit Kämmerer Frank Mielke (SPD) und dem Grünen-Fraktionschef Frank Staacken gibt es gleich zwei ernstzunehmende Mitbewerber. Durch seine freundliche, seine ausgleichende und moderierende Art hat Dirk Glaser aber das Vertrauen der Hattinger – und gewinnt erneut. Zwar erst in der Stichwahl gegen Mielke, da aber mit klarem Vorsprung. Und jetzt gibt es wieder viel zu tun – am Sonntag beginnt seine zweite Amtszeit als Bürgermeister.

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