Hattingen. Hattingens Rechtsdezernentin Christine Freynik kritisiert die Informationspolitik des Landes. Warum private Feiern das größte Problem sind.
Am Donnerstag lag der Corona-Inzidenzwert im Ennepe-Ruhr-Kreis erstmals über 35. Stand Freitag haben sich 37,02 Kreisbewohner je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit dem Virus infiziert. Folge: Die Corona-Schutzmaßnahmen werden verschärft.
Und die Stadt Hattingen muss wieder einmal umdenken. Neue Regeln umsetzen und kontrollieren. „Wobei gerade die Kontrollen immer schwieriger werden“, macht Christine Freynik deutlich.
„Wir haben um Klärung gebeten und warten auf eine Antwort“
Die Erste Beigeordnete und Rechtsdezernentin der Stadt nennt ein Beispiel. „Vor dem Reißen der 35er-Marke war bei privaten Feiern eine Teilnehmerzahl von höchstens 150 einzuhalten. Die Ausrichter mussten das Fest vorher anzeigen. Wir haben dann kontrolliert und am vergangenen Wochenende keine einzige Feier beanstanden müssen“, berichtet Freynik.
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Jetzt gelten im Ennepe-Ruhr-Kreis 50 Personen als Höchstgrenze. „Aber die Feier muss vorher nicht mehr angezeigt werden“, sagt die Dezernentin. „Wie sollen wir da noch etwas kontrollieren?“
Auch der Zeitpunkt der Verfügung sei nicht geklärt. Christine Freynik: „Gerade wo wir jetzt um den Inzidenzwert von 35 pendeln, der sich ja täglich ändert: Gilt die Marke für den Tag der Feier oder welchen sonst? Da lässt uns die Landesregierung bisher leider völlig alleine. Wir haben um Klärung gebeten und warten auf eine Antwort.“
Inzidenzwert für Hattingen liegt bei zehn
Womit die Stadt Hattingen wie alle kreisangehörigen Kommunen leben muss: Es gilt immer der Inzidenzwert des gesamten Kreises. Aktuell leidet Hattingen unter dieser Bestimmung. Lag der Zahl der Infizierten am Freitag kreisweit bei 37,02 Personen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, ist sie in Hattingen auf rund zehn zurückgegangen.
„Das ist nun einmal so und kann sich täglich ändern“, erklärt die Erste Beigeordnete. „Als wir Infektionen in drei Schulen auf einmal hatten, lag die Hattinger Zahl weit über der des EN-Kreises.“
Krisenstab blickt auch über Stadtgrenzen hinaus
Die Krisenstab der Stadtverwaltung hält die Entwicklung weiterhin im Auge – auch über die Stadtgrenzen hinaus. Mit Blick auf die umstrittene Sperrstunde für Gaststätten ist ja nicht völlig ausgeschlossen, dass Bürger aus Nachbarstädten mit höheren Infektionszahlen ihren Kneipenbesuch in eine Nachbarstadt ohne Sperrstunde verlegen. „Wir glauben nicht, dass dies in großem Ausmaß passiert“, sagt Christine Freynik. „Sollte es aber in eine solche Richtung gehen, müssten wir mit eigenen Sperrstunden reagieren.“
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So bleibt es zunächst einmal bei den Verschärfungen der Maßnahmen, die der Kreis am Donnerstag angeordnet hat. Dazu zählen: Bei Sportveranstaltungen müssen Zuschauer auf Steh- und Sitzplätzen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dasselbe gilt für Teilnehmer bei allen sonstigen Veranstaltungen und Versammlungen in geschlossenen Räumen.