Hattingen. Der Architekt aus Niederwenigern will aus dem Betonklotz ein Wohnhaus machen. Vier Appartements und 22 Wohnungen sollen 2023 bezugsfertig sein.
Neues Leben im alten Gemäuer: Joachim Stiller hat den Reschop-Bunker an der August-Bebel-Straße gekauft und will daraus ein Wohnhaus machen.
„Ich bin an einer Gesellschaft beteiligt, die die Immobilie bereits vor einem Jahr erworben hat“, bestätigt der Architekt aus Niederwenigern im Gespräch mit der WAZ. Seine Planungen für den ehemaligen Luftschutzbunker greifen die Idee der Vorbesitzer auf, das marode Gebäude zu sanieren, um drei Geschosse aufzustocken und als Wohnhaus zu nutzen.
Das Projekt setzt auf der Bauvoranfrage der Brüder Reich auf, die den Bunker 2014 gekauft haben und dort zunächst Proberäume für zwölf Musikgruppen einrichten wollten. Später kam die Idee mit der Aufstockung für Wohnungen hinzu, wurde dann aber nicht weiter verfolgt.
Den Bauantrag will Stiller noch in diesem Jahr einreichen
Joachim Stiller hat sich von der Bleibe für Bands verabschiedet und überplant das Gebäude jetzt so: Technik und Lagerräume im Untergeschoss, Stellplätze für Autos und Fahrräder im Erdgeschoss, vier Appartements mit Gemeinschaftsräumen im Obergeschoss, 22 Wohnungen in den auf den Bestand aufgesattelten drei weiteren Stockwerken.
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Den Bauantrag will Stiller noch in diesem Jahr einreichen. „Wenn es mit dem Baubeginn Ende des Jahres 2021 klappen sollte, könnten das Gebäude 2023 bezugsfertig sein“, hofft der Architekt.
1944 ging der Bunker in Betrieb
Seit dem Frühjahr 2011 hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Hattinger Immobilie zum Verkauf angeboten: Luftschutzhaus Nr. 19, erstmals genutzt 1944, Wandstärke 2,15 Meter, entstanden aus 8700 Kubikmetern Eisenbeton und 1250 Kubikmetern Stampfbeton.
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Vor 2011 hatte sich die Bundesanstalt über Jahre hinweg nicht mit der Stadt Hattingen über eine Übernahme einigen können. Danach gab es bei mehreren Ausschreibungsrunden gegen Höchstgebot zwar einzelne Interessenten, aber nie einen Abschluss.
2014 griffen die Brüder Reich zu
Mal war es ein Einzelhändler, der sich für den Bau interessierte, weil er darin Bio-Lebensmittel verkaufen wollte – was dann aber wohl nicht zuletzt am Schimmel scheiterte, von dem der Weltkriegs-Bunker befallen ist. Mal wollte ein Investor den Bunker nach dem Kauf abreißen – und hat sich das mit Blick auf die enormen Kosten dann doch anders überlegt.
Mit dem Kaufpreis waren die Besitzer zwischenzeitlich heruntergegangen: von 200 000 auf 180 000 Euro. Gebracht hatte auch das zunächst wenig. Bis im Mai 2013 Bewegung in die Sache kam: Die Stadt Hattingen musste den Bunker, der ihr nicht gehört, aber über Jahrzehnte zu Zivilschutzzwecken vorgehalten wurde, besenrein übergeben. Am 20. Juni 2013 endete eine weitere Ausschreibungsfrist. Erfolg: null. Schwer wie Blei lag der Bunker im Immobilien-Verkaufsregal. Ein Ladenhüter.
2014 griffen die Brüder Reich zu. Jetzt übernimmt Joachim Stiller.