Hattingen. Eine neue Bürgerinitiative in Hattingen will die Verkehrssituation in der Südstadt verbessern. Was die Ziele und Pläne der Aktiven sind.
Lebenswerter und sicherer soll die Südstadt in Hattingen werden: Das ist das Anliegen der „Bürgerinitiative für die Verbesserung der Verkehrssituation in der Südstadt“. Die hat sich jetzt gegründet.
Was mit Bürgerversammlungen 2019 als Aufschrei gegen den Lkw-Verkehr in der Südstadt begonnen hat, soll jetzt weitere Kreise ziehen. „Uns geht es um mehr als die konsequente Eindämmung des unerlaubten Durchgangsverkehrs von Lkw“, erklärt Gründungsmitglied Clemens Kammler (68).
Bürgerinitiative in Hattingen will die Verkehrssituation in der Südstadt verbessern
Denn auch Pkw-Fahrer nutzten die Südstadt zunehmend als Ausweichstrecke. „Teilweise ist das hier zu einer Rennstrecke geworden“, berichtet Mathias Otte (42), Vater von zwei Kindern. „Uns geht es um ein Verkehrskonzept, das Fußgänger und Radfahrer sowie die Südstadt als Wohnraum schützt“, erklärt Kammler. Er verweist auf das Projekt Alte Feuerwache. „Dort sollen auch Arztpraxen entstehen, es gibt Parkplätze, aber ein Verkehrskonzept dazu gibt es nicht“, kritisiert er.
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Dabei haben die Aktiven gar nichts gegen die Lkw, die Geschäfte und Baustellen beliefern. „Aber 40-Tonner, die hier nur Richtung Gewerbegebiet wollen, sind eine Zumutung“, sagt Kammler. Und ein Risiko für Kinder, weiß Katrin Bartels (42), ebenfalls Gründungsmitglied der Initiative und Mutter von zwei Kindern. „Das Überqueren der Straßen im Viertel ist für Kinder teils wirklich gefährlich. Ich habe hier schon Szenen erlebt, die ich nicht für möglich gehalten habe. Ich denke da nur einen Pkw-Fahrer, der mit Tempo auf einen Bürgersteig auswich, ich konnte die Kinder gerade noch zur Seite schieben.“ Nur eine Frage der Zeit sei es, so glauben die Bartels und Otte, bis es zu einem Personenschaden käme. „Das wünschen wir uns natürlich nicht, befürchten es aber“, so Otte.
Straßen in dem Wohngebiet sind nicht für Lkw ausgelegt
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Immer wieder kommt es jetzt schon vor dem Berufskolleg zu Streit zwischen Autofahrern, weil die Straße aufgrund parkender Autos verengt ist. Und: Tiefe Löcher in der Decke beispielsweise der Otto-Hue-Straße sind laut Bürgerinitiative Folgen des Lkw-Verkehrs. „Die Straße ist dafür hier in einem reinen Wohngebiet nicht ausgelegt.“ Katrin Bartels denkt weiter: „Bei einer Straßensanierung werden die Anwohner beteiligt. Das kann einige in Finanzierungsschwierigkeiten bringen. Und sie müssen für etwas zahlen, das verursacht ist durch Lkw, die hier gar nicht fahren dürfen.“ Sollte es dazu kommen, dass die Anwohner zur Kasse gebeten werden, schließt die Initiative auch eine Sammelklage nicht aus.
Kontakt zur Bürgerinitiative
Die Bürgerinitiative richtet sich gegen die „Verkehrsmisere in der Südstadt“ und ist eine Initiative für die Verbesserung der Verkehrssituation in der Südstadt. Sie hat sich mit sieben Gründungsmitgliedern und zwei weiteren Mitgliedern gegründet. „Das haben wir bewusst so gemacht“, sagt Gründungsmitglied Clemens Kammler.
Er ist der Ansprechpartner für die Bürgerinitiative. Wer mit der Initiative in Kontakt treten möchte, kann an clemens.kammler@uni-due.de eine E-Mail schreiben.
Bei der Lösung der Probleme setzt die Initiative auf Kooperation – beispielsweise mit der Stadt. Eine Bestandsaufnahme soll es geben. Dann können Ideen entwickelt werden. „Wir wollen die Wohnqualität in der Südstadt erhalten“, betont Katrin Bartels.
Bürger ärgern sich über das Gutachten zu unerlaubt durchfahrenden Lkw
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Immer noch im Magen liegt den Aktiven das Gutachten zum Lkw-Verkehr in der Südstadt. „Da wurde an einem Tag gezählt, als auch die Müllabfuhr unterwegs war. Das Bild ist verzerrt. Angeblich macht der Anteil der unerlaubten Durchfahrten am gesamten Lkw-Verkehr nur acht Prozent aus“, berichtet Kammler. Das stimme nicht.
Aber auch acht Prozent seien zu viel, meint Otte. Und Katrin Bartels betont: „Auf das Problem der Höhenbegrenzung des Viadukts an der Nierenhofer Straße hat die Nachbarschaft schon 2013 aufmerksam gemacht, in den Medien ist viel berichtet worden.“ Dennoch, da ist sich das Trio einig, sei seitens der Stadt nur zögerlich und insgesamt nicht ausreichend reagiert worden. Kammler verweist in dem Zusammenhang auch auf „fehlende Polizeikontrollen“.