Hattingen. Fahrbahnmarkierungen und ein Tempolimit sollen Lastwagen aus der Hattinger Südstadt heraushalten. Für eine Verkehrsstudie gibt es Lob und Tadel.

Die Empörung war groß, als die Bewohner der Hattinger Südstadt am Donnerstagabend bei der Bürgerversammlung erfuhren, dass der Lastwagen-Durchgangsverkehr in ihren Gebiet als nicht erheblich eingestuft wird. Das besagt zumindest die von der Stadt in Auftrag gegebene Verkehrsuntersuchung. Doch als eine Lösung des Problems vorgestellt wurde, waren die meisten Südstädter besänftigt.

Seit Monaten beschweren sich die Anwohner darüber, dass Lastwagen unerlaubterweise durch die engen Straßen der Wohnsiedlungen fahren. Doch laut der Untersuchung des Verkehrsplanungsbüros Rudolf Keller sind nur acht Prozent der Lkw-Fahrten in der Südstadt Durchgangsverkehr – alle anderen seien Zielfahrten, also solche, die in der Südstadt entweder anfangen oder enden.

Kritikpunkt war häufig der ausgewählte Beobachtungszeitraum

Das sind entweder Lieferfahrten, Feuerwehrfahrten oder die Fahrten der Müllabfuhr. Und diese acht Prozent des Durchgangsverkehrs seien eben nicht signifikant, so Martin Busse, Mitarbeiter des Verkehrsplanungsbüros.

Die Beobachtungen wurden an einem Dienstag im Juni zwischen 7 und 19 Uhr vorgenommen. Mit dieser Sicht waren die etwa 50 Bewohner der Südstadt, die die Bürgerversammlung im Gebäude Evangelischen Johannesgemeinde besuchten, überhaupt nicht einverstanden. „Die Studie überzeugt mich nicht. Wir erleben hier täglich etwas ganz anderes“, war nur einer von vielen Wortbeiträgen der Hattinger Bürger.

Die Stimmung war zunächst aufgeheizt bei der Bürgerversammlung in der Südstadt. Am Ende versammelten sich alle hinter dem aufgezeigten Lösungsweg.
Die Stimmung war zunächst aufgeheizt bei der Bürgerversammlung in der Südstadt. Am Ende versammelten sich alle hinter dem aufgezeigten Lösungsweg. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Kritikpunkt war häufig der ausgewählte Beobachtungszeitraum. Ein Tag sei doch nicht repräsentativ, so eine Frau entrüstet. Zudem fahre dienstags die Müllabfuhr durch die Südstadt, da sei der Verkehr noch einmal ganz anders. Außerdem gebe es kaum Läden in der Südstadt, zu denen etwas geliefert werden könne.

„Es gibt ein Problem und das werden wir lösen“

Baudezernent Jens Hendrix versuchte, die aufgeheizte Stimmung abzukühlen. „Ob das jetzt acht Prozent Durchgangsverkehr sind oder zwölf oder 15 Prozent, spielt doch keine Rolle. Es gibt ein Problem und das werden wir lösen.“

Und die Lösung, die anschließend präsentiert wurde, überzeugte die Mehrheit der Anwesenden dann auch. Martin Busse erläuterte, dass man die Fahrt durch den Viadukt für Lastwagen fast aller Art legalisieren könne, so wären die Fahrer nicht mehr gezwungen, sich Umwege zu suchen.

Die Lösung soll so schnell wie möglich umgesetzt werden

„Die meisten Fahrer manövrieren sich durch die Südstadt, weil das Navigationssystem anzeigt, dass man nicht durch den Viadukt fahren könne. Durch eine andere Fahrbahnmarkierung und einer Tempobeschränkung für Lkw in dem Bereich kann aber eine Durchfahrt durch das Viadukt ermöglicht werden“, sagte Busse.

Wie lange die Umsetzung des Plans dauern würde, konnte Jens Hendrix nicht benennen. Aber die Lösung solle so schnell wie möglich umgesetzt werden. „Der Lösungsvorschlag ist konstruktiv und ein guter Ansatz“, sagte ein Anwohner. Diesem Urteil stimmten die meisten Teilnehmer der Bürgerversammlung zu.

>>> Durchfahrten machen nur acht Prozent des Verkehrs aus

Um den Lkw-Verkehr in der Südstadt zu messen, installierte das Verkehrsplanungsbüro Rudolf Keller an den sechs Einmündungen der Nierenhofer Straße, der Waldstraße, der Friedrichstraße, der Bruchstraße, des Südrings, des Wildhagens und des Wegs zum Stadtwald Kameras, die das Aufkommen an einem Dienstag im Juni aufnahmen.

123 Lkw-Fahrten nahmen die Kameras auf, davon entfielen 32 auf die Müllabfuhr und 27 auf Feuerwehr- und Rettungseinsätze. Nach weiteren Beobachtung stellte sich heraus, dass lediglich sieben Fahrten als Durchgangsverkehr bewertet werden konnten – das sind acht Prozent.

Als Hauptgrund für den Durchgangsverkehr wurde das Durchfahrtsverbot des Viadukts auf der Nierenhofer Straße zwischen den Einmündungen Wildhagen und Südring ausgemacht. Die angegebene Höhe von 3,20 Metern sei ein Hindernis für die meisten Lkw. Allerdings sei es möglich, die Höhe durch geschickte Verkehrsführung, Einführung einer Sperrfläche und sinnvolle und großzügige Beschilderung vor der Engstelle auf 4,0 Meter heraufzusetzen.

Ein Lkw und ein Pkw passten dann weiterhin nebeneinander her, so Martin Busse vom Verkehrsplanungsbüro. Zwei Lkw können nicht gleichzeitig durch das Viadukt fahren, daher sei eine Tempodrosselung für Lkw ab 2,8 t auf 30 km/h notwendig, um schnell reagieren zu können, falls sich zwei große Fahrzeuge begegnen würden, so Busse.