Hattingen. „Die Partei“ tritt erstmals bei der Kommunalwahl in Hattingen an. Martin Wagner erklärt, was Satire kann und wie er ernste Anliegen verfolgt.

Sie wollen nicht als „Spaßpartei“ verstanden werden. „Wir meinen es ernst“, betont Martin Wagner, der bei der Kommunalwahl auf Listenplatz 1 für „Die Partei“ in Hattingen antritt. Auch das Wahlprogramm spiegelt das wider: eine Mischung aus Satire aber auch vielen klar formulierten Zielen. Wagner erklärt, was Satire kann, was er mit seiner Partei anstrebt und den Weg dorthin – inklusive „Anfängerfehlern“.

„Die Partei“ zum ersten Mal bei der Kommunalwahl in Hattingen

Zum ersten Mal tritt „Die Partei“ bei einer Kommunalwahl in Hattingen an. 24 Kandidaten meldeten sich dafür, davon sind neun Mitglieder der Partei. „Das ging so schnell“, freut sich Wagner. Probleme, die 23 Wahlbezirke zu füllen habe es also nicht gegeben. „Schwieriger war es, die Unterstützerunterschriften zu bekommen“, erklärt er. In 18 der 23 Wahlkreise hat das geklappt.

Auch interessant

Es hätten es auch mehr sein können. „Einige Anfängerfehler“ haben das verhindert, gibt der 41-Jährige zu. „An einer Straße haben wir ein Haus zu weit vorn angefangen.“ Das gehörte noch zu einem anderen Wahlbezirk. In einem anderen Ortsteil seien keine jungen Leute unterwegs gewesen. „Da waren wir zur falschen Zeit.“ Weil sich durch Corona die Unterschriftensammlung verlagert habe, fehlte zum Schluss die Zeit. Dennoch ist Wagner sehr zufrieden damit, dass seine Partei nun in 18 Wahlkreisen antritt.

Furore durch Sonneborn und Semsrott

Sonneborn und Semsrott machen in Europa natürlich Furore, aber wir haben vor Ort vier Jahre darauf hingearbeitet und regelmäßig Veranstaltungen gemacht“, blickt Wagner zurück. Er erinnert an den kostenlosen kulinarischen Altstadtmarkt als KAM-Alternative oder an die Tauschaktion: Bücher für Flyer anderer Parteien, „damit die Leute was Vernünftiges lesen konnten“.

Auch interessant

Satire könne dabei auf Probleme aufmerksam machen, die andere nicht ansprechen können oder wollen. „Wir fordern eine Autobahnauffahrt Hattingen-Mitte. Uns ist klar, dass das nicht möglich ist, aber dann muss man etwas entwickeln, das möglich ist. So stellen wir manchmal eine Forderung, von der jeder weiß: ‘Die ist doof.’ Aber weil dann jeder darüber nachdenkt, haben wir erreicht, was wir wollten.“

Kampf um Prozente und Mehrheiten

Bei der Erstellung des Wahlprogramms wurden alle einbezogen. „Wir waren uns einig: Wir machen ein bisschen Satire, aber die meisten Sachen sind ernst“, betont Wagner. Denn: „Wenn es die anderen nicht machen, müssen wir es machen. Es muss sich etwas ändern.“

Politische Erfahrungen

Martin Wagner tritt für „Die Partei“ in Winz-Baak an. Begonnen hatte der Lehrer sein politisches Engagement in Hattingen einst bei der CDU , die er aber bald frustriert verließ.

Wagner hat bereits Erfahrungen in politischen Gremien gesammelt – als Sachkundiger Bürger im Sozialausschuss, erst für die CDU, dann für die Linken-Piraten, als Mitglied im Jugendhilfeausschuss und als Vorsitzender im Jugendamtselternbeirat. Dabei betont er, in Ausschüssen nicht satirisch zu sein. Er habe seine „Arbeit gemacht und Kritik geübt, wenn andere sich nicht verhalten, wie man es erwarten dürfte“.

Angst, nicht ernst genommen zu werden, hat er nicht. „Bei der Kritik habe ich eher das Gefühl, dass man uns zu ernst nimmt – im positiven Sinne. Und uns als Gefahr ansieht für Prozente und Stimmen.“ Dabei ist Wagner bewusst: „Es geht bei uns nicht um zehn Prozent, die wir anderen klauen, aber um Kleinigkeiten, die Mehrheiten bringen.“

Anliegen von Vereinen und Gruppen im Rat vorbringen

Sein Ziel: In Fraktionsstärke Politik machen. „Man muss Realist sein. Und gewinnen ist unrealistisch. Wir holen keine 30 Prozent. Wir haben aber durchaus einige sehr optimistische Kandidaten, die sich zehn Prozent zutrauen.“

Auch interessant

Thematisch sind Wagner als Vater zweier kleiner Kinder vor allem die Kinderbetreuung und die Schulausstattung nah. Noch wichtiger findet er aber die Einbindung von Vereinen und Gruppen und das Weitertragen deren Anliegen in den Rat. „Sie sind die Experten und die müssen gehört werden.“ Gleiches gelte für das Jugendparlament. Zwar seien die Jugendlichen in politischen Gremien nicht selbst stimmberechtigt, „aber es hindert doch niemand die Parteien daran, einen ihrer Ratsmitglieder abzustellen, der im Sinne des Jugendparlaments stimmt“.