Hattingen. . Marlies Meier ist seit einem Jahr Vorsitzende des Hattinger Pfarrgemeinderates. Sie will eine religiöse Heimat über die Gemeinde hinaus schaffen.

So viele Termine hatte Marlies Meier noch nie in ihrem Kalender stehen. Seit gut einem Jahr ist die 58-Jährige Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der Stadtpfarrei. Als solche kämpft sie dafür, dass es weiter ein breites Spektrum an Angeboten für die Katholiken gibt.

„Eigentlich war ich am Anfang skeptisch“, sagt Marlies Meier mit Blick auf ihre Möglichkeiten im Pfarrgemeinderat. Sie hatte ursprünglich gar nicht geplant, das Amt der Vorsitzenden zu übernehmen. Als sie sich nunmehr schon 2017 zur Wahl für den Pfarrgemeinderat aufstellen ließ, war der Plan nur, dass die Gemeinde St. Mauritius aus Niederwenigern in dem kirchlichen Gremium vertreten ist. „Die Stimmung war damals nicht sehr gut“, erinnert sie sich.

Gute Mischung im Pfarrgemeinderat

Mit der Zusammensetzung des Rates ist sie glücklich: „Wir haben eine gute Mischung der Mitglieder – es gibt bewährte und viele neue, junge und ältere.“ Viele neue Leute habe sie durch ihre Arbeit kennengelernt und sich das Ziel gesetzt: „Wir müssen eine Pfarrei werden.“ Dass das nicht einfach wird, ist Marlies Meier bewusst. „Man hat in der Gemeinde eine religiöse Heimat und kennt die Menschen“, sagt sie. „Wenn ich niemanden kenne, fühlt es sich weniger als Heimat an.“ Deshalb ist es ihr Wunsch, dass alle näher zusammenrücken, alle eine Willkommenskultur pflegen.

Denn dass man an Veränderungen nicht vorbeikommen wird, die zum Teil auch Einschnitte im kirchlichen Leben bedeuten werden, weiß Marlies Meier. „Wir können nicht die Augen davor verschließen, dass weniger Menschen in die Kirche kommen“, sagt sie. Umso wichtiger ist der Lehrerin deshalb der Team-Gedanke. „Wir haben so viele tolle Leute, die sich kümmern“, lobt sie. Zusammen mit allen will sie den schwierigen und langen Weg gehen, dabei alle Gemeinden mitnehmen.

Wofür Kirche in Hattingen steht

Die wichtigste Etappe ist nun zunächst die Erstellung des neuen Pastoralplans. Damit will die Pfarrei sich und ihre Ziele definieren – wofür sie steht und was die Menschen von ihrer Kirche in Hattingen erwarten können, was besonders wichtig ist.

Meier weiß aber auch, dass sich der Kampf an einigen Stellen mehr lohnt, als an anderen. Dem Seelsorge-Team will sie auf Augenhöhe begegnen und tritt ihm kritisch gegenüber. Sie hakte zum Beispiel nach, weshalb Wort-Gottes-Feiern mit Kommunion in Hattingen nicht möglich sind. Diese Vorgabe des Bistums konnte sie nicht ändern. „Ich habe die Hoffnung, dass das einmal anders wird, aber im Moment macht es keinen Sinn, dort Terz zu machen“, bedauert sie.

Wunsch nach mehr Engagement

Ihr Kräfte will sie an erfolgsversprechenderen Stellen einsetzen, mit dem Team des Pfarrgemeinderates und den engagierten Gemeindemitgliedern an einem Strang ziehen, denn sie weiß: Die Ehrenamtlichen wollen Verantwortung übernehmen, auch liturgisch.

Ihr Wunsch für das neue Jahr ist, dass die Gemeindemitglieder nicht nur behalten wollen, was sie immer hatten, sondern aufeinander zugehen, um Neues zu schaffen. Und, dass sich noch mehr Menschen für ihre Pfarrei engagieren.

>>> Pfarrei muss sparen und verliert Mitglieder

Bis zum Jahr 2030 muss die Stadtpfarrei ihre Ausgaben im Vergleich zum Jahr 2014 fast halbieren . Zu diesem Ziel soll der Pfarreientwicklungsplan mit dem Votum der Gemeinden führen.

Die Zahl der Katholiken in der Pfarrei sank seit 1995 um etwa 20 Prozent. Dabei verloren die Gemeinden St. Mauritius und St. Peter und Paul etwas weniger, als kleinere Kirchorte.