Hattingen. Gleich, welche Muttersprache ein Kind spricht: Allen bietet das Interkulturelle Zentrum Magnet Hocharabisch-Unterricht an. Warum das wichtig ist.
Nach der Corona-Krise soll die Samstagsschule im Interkulturellen Zentrum Magnet in Hattingen wieder Fahrt aufnehmen. Hocharabisch steht dann auf dem Stundenplan – und zwar nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund, sondern für alle Interessierten. Bezahlen müssen Eltern dafür nicht.
Den muttersprachlichen Unterricht samstags von 9 bis 13 Uhr in zwei Gruppen gibt es schon länger. Jetzt aber sollen die Kurse geöffnet werden. „Hocharabisch ist in Hattingen vernachlässigt“, betont Nouzha Belhouji, die in Zusammenarbeit mit anderen Lehrern den Unterricht erteilen wird. Sie ist ausgebildete Lehrerin, hat in Marokko im Schulamt gearbeitet, ist seit Jahren Mitglied im Integrationsrat und macht wie Alla Weber auch mit bei der offenen Sprechstunde des Integrationsrates für Bürger im Rathaus an jedem zweiten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr.
Nur ausgebildete Lehrer unterrichten in der Samstagsschule in Hattingen Hocharabisch
„Bei dem Angebot ist uns wichtig, dass nur ausgebildete Lehrer unterrichten“, betont Alla Weber vom Interkulturellen Zentrum Magnet der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR e.V. EN), die sich auch im Elternnetzwerk NRW aktiv ist. Denn sie und Nouzha Belhouji wissen, dass nicht richtig gelerntes Arabisch auch zu falschen Auslegungen von Schriften wie dem Koran führen kann.
Bildung, Bildung, Bildung: Das ist das, was den beiden Frauen am Herzen liegt. Und dazu gehört der Spracherwerb, insbesondere der Erwerb der Muttersprache. „Dabei sollen Kinder nicht nur – wir nennen es Küchenarabisch – sprechen, also das, was sie daheim sprechen, sondern die Sprache von Grund auf mit Grammatik lernen“, sagt Alla Weber.
Hocharabisch ist in der Hattinger Bildungslandschaft eine vernachlässigte Sprache
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Spanisch, Englisch, Französisch: „In Hattingen kann man viele Sprachen auch an der VHS lernen. Hocharabisch nicht. Dabei ist das eine wichtige Sprache.“ In vielen Ländern würde Arabisch gesprochen. Und gleich ob Syrier, Ägypter, Marokkaner, Algerier: Für alle sei es wichtig, Hocharabisch zu lernen, weil sich dann alle untereinander verständigen könnten.
Alla Weber betont die Integrationskraft dieser Samstagsschule an der Schulstraße 30 in mit Unterstützung der Stadt frisch renovierten Räumen. „Denn wenn Eltern ihre Kinder bringen, dann knüpfen wir Kontakte, bieten Kaffee und Tee an, kommen ins Gespräch.“
Samstagsschule soll den Kindern Spaß machen
Wichtig ist den Ehrenamtlern außerdem, dass die Samstagsschule den Kindern Spaß bereitet. „Es gibt auch eine kleine Pause, wir haben hier Platz, dann setze ich mich manchmal ans Klavier und wir singen.“ Geeignet ist der Unterricht für alle Schulkinder. „Der jüngste Teilnehmer war bisher fünf, der älteste zwölf Jahre alt“, sagt Alla Weber.
Lern-Materialien sind vorhanden. 43 Kinder besuchten die Schule vor der Corona-Krise. „Die Stadt unterstützt uns finanziell dabei“, lobt Alla Weber und betont ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Flüchtlingsangelegenheiten und Integration. Nouzha Belhouji sieht das Problem, dass Kinder oft keine Zeit für muttersprachlichen Unterricht hätten. „Gerade, wenn sie gut integriert sind. Schulaufgaben, Vereine, da bleibt kaum Zeit. Dabei ist das für die eigene Identität wichtig“, betont sie. Und eine Sprache zu lernen, „pflegt und fördert die Intelligenz“, sagt Alla Weber.