Hattingen. Der Ruhrverband übernimmt die Abwasserbeseitigungspflicht zum 1. Juli und zahlt 110 Millionen Euro. Dier Stadt Hattingen tilgt damit Altschulden.

Das Symbol für das bisher größte Geschäft der Stadtgeschichte ist rund und wurde am Mittwoch vor dem Rathaus feierlich in den Boden eingelassen. Ein Kanaldeckel aus Messing ist – direkt unter dem Büro des Bürgermeisters – nunmehr sichtbares Zeichen für die Übertragung der Abwasserbeseitigungspflicht an den Ruhrverband.

Der zahlt der Stadt Hattingen dafür einen Ausgleichsbetrag in Höhe von rund 110 Millionen Euro. Die genaue Summe wird als Echtwert zum Stichtag 1. Juli berechnet und soll im Oktober bekanntgegeben werden. In die Bilanzen der Stadt Hattingen geht der Betrag als Buchgeld ein. Die Kommune tilgt damit den größten Teil ihrer Altschulden, indem Kassenkredite abgelöst oder an den Ruhrverband überschrieben werden.

Der Ruhrverband verspricht Gebührenstabilität

„Ich bin froh über diesen finanziellen Befreiungsschlag“, sagte am Mittwoch einmal mehr Bürgermeister Dirk Glaser. Vorstandsvorsitzender Norbert Jardin betonte die Bedeutung für den Ruhrverband: „Wir investieren in unsere Kernkompetenz. Mit seinem Betriebsschwerpunkt Hattingen ist der Ruhrverband nun für die gesamte Siedlungsentwässerung der Stadt zuständig. Damit werden wir die Aufgaben ganzheitlich erledigen können.“

Gebührenhoheit und Aufstellung der Gebührenbescheide verbleiben bei der Stadt. Sie bleibt für diesen Bereich Ansprechpartnerin für die Bürger. Der Ruhrverband verspricht Gebührenstabilität.

Politisch ist das Kanalgeschäft umstritten

Fast vier Jahre haben beide Seiten die Übertragung des Kanalnetzes vorbereitet. Auch für den Ruhrverband ist die Einigung die umfangreichste. Vier der 60 Mitgliedsstädte haben ihre Abwasserbeseitigungspflicht bisher übertragen. Hattingen ist die größte davon.

Politisch ist das Kanalgeschäft umstritten. SPD, Grüne und FDP sind dafür. CDU, Linke und Linke-Piraten dagegen. 27:18 lautete im April 2019 das Ergebnis der Abstimmung für die Übertragung. Zum ersten Mal seit 28 Jahren erfolgte das Votum namentlich.