Hattingen. Tendenziös finden Grüne und SPD im Kulturausschuss Hattingen die Vorlage zu Standorten der Volkshochschule. Was Politiker auf die Palme bringt.

Reichlich Kritik gab es für den Bericht der Verwaltung zu einem neuen Standort für die Volkshochschule Hattingen (VHS). Eben diesen sollten die Mitglieder des Kulturausschusses zur Kenntnis nehmen und zudem eine Machbarkeitsstudie für einen der Standorte, das Henrichsforum an der Werksstraße 40, in Auftrag geben.

Doch schon mit einer Kenntnisnahme der „tendenziösen und nicht seriösen“ Vorlage zu den Standorten hatte Bürgermeisterkandidat Frank Staacken von den Grünen, der vertretungsweise im Ausschuss saß, Probleme. Sie sei keine Grundlage für eine weit reichende Entscheidung. Es fehle die im Sommer 2019 eingeforderte Einschätzung der finanziellen Auswirkungen der Standorte.

Politiker streiten in Hattingen über Einschätzungen der Verwaltung zu VHS-Standorten

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Das Gemeindeamt Welper sei falsch beurteilt. Staacken kritisierte die Darstellung von Baudezernent Jens Hendrix, es gebe nur einen 70 Quadratmeter großen Raum: „In dem Haus sind Einbauten, die ganz leicht mit dem Schraubenzieher wieder entfernt werden können, so dass man einen 120 Quadratmeter großen Raum für Veranstaltungen hat“. Und damit stand der Raumbedarf der VHS zur Diskussion.

Ob denn die VHS jetzt, nachdem in Corona-Zeiten Online-Fortbildungen gut liefen, denn überhaupt noch so viele Räume bräuchte, stellte Udo Woidneck (SPD) in den Raum. Und Staacken hinterfragte, warum die sechs Unterrichtsräume à 70 Quadratmeter nötig seien. „Da geht man von Kursen aus, die mit 20 Teilnehmenden besetzt sind, im Schnitt kommen aber doch nur elf bis 15, da reichen doch kleinere Räume.“ Das Lernen in Kleingruppen sei eh pädagogisch besser.

Vorlage geht von einer benötigten VHS-Nutzfläche von 1350 Quadratmetern aus

Hendrix hatte von 1350 Quadratmetern Nutzfläche gesprochen, aufgeteilt auf gut 1000 Quadratmeter Fläche für 14 Unterrichtsräume, 200 Quadratmeter Fläche für Begegnungsräume, 40 für Büro- und Beratungsräume sowie 100 für Lager, Toiletten, Kopierraum.

Mögliche Standorte für die Volkshochschule

Folgende Immobilien im städtischen Besitz wurden darin als möglicher Standort für die Volkshochschule untersucht: Henrichsforum (Werksstraße 40), Gemeindeamt Welper (Im Welperfeld 23), Amtshaus (Bahnhofstraße 48), Schulzentrum Holthausen (Lindstockstraße).

Als Neubau-Orte werden genannt: Standort Bahnhofstraße 48, auf dem Rathausplatz oder an der Nierenhofer Straße.

Die kostengünstigste Variante ist laut Baudezernent Jens Hendrix das Schulzentrum. Eine Chance für die Zukunft der Stadt das Henrichsforum.

Uwe Fry (SPD) forderte, das Thema zur Beratung in alle beteiligten Fachausschüsse zu geben. Melanie Witte-Lonsing (SPD) – sie kam eigens für das Thema vertretungsweise in den Kulturausschuss – kritisierte, dass in der Vorlage das Gemeindeamt Welper mit einer Fläche von 985 Quadratmetern angegeben sei. „Das ist deutlich unter dem, was in Verkaufsgesprächen angegeben worden ist“, monierte sie. Ihrer Meinung nach sei die Vorlage vom Ende her angepackt worden – mit der Frage „Welches Ergebnis will ich haben?“ Ein breiter Konsens der Entscheidungsträger sei notwendig.

Bürgermeister Dirk Glaser versucht zu beschwichtigen

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Bürgermeister Dirk Glaser versuchte zu beschwichtigen, sprach von einem Missverständnis. Es gehe nicht darum, eine einsame Vorentscheidung zu fällen. Der Standort der VHS solle auf breiter Basis diskutiert werden. Es gehe zunächst nur um den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie.

Staacken forderte eine Machbarkeitsstudie für drei Standorte. Doch dafür ist derzeit nicht das Geld da.

Baudezernent fordert Vorlage vom Kulturausschuss zum Platzbedarf der VHS

„Überrascht“ war Robin Thiele (FDP) von den Bedenken. Die Kosten fürs Henrichsforum könnten ohne Machbarkeitsstudie nicht seriös geschätzt werden. Er sorgte sich um die Kosten der Renovierung des Schulzentrums, das Christine Nicolai (CDU), die die Machbarkeitsstudie befürwortet, nur als Interimslösung für die VHS und Musikschule sieht, für die sie auch eine Dauerlösung fordert.

Hendrix reagierte auf Kritik am VHS-Raumbedarf prompt: Dann könne man sämtliche Pläne erst einmal auf Eis legen – und der Kulturausschuss solle doch dann eine Vorlage zum Raumbedarf der Volkshochschule machen. Das sorgte kurz für Ratlosigkeit. Mit Ach und Krach beschlossen die Politiker dann die Beauftragung der Machbarkeitsstudie.