Hattingen. Das Henrichsforum in Hattingen könnte ein Knotenpunkt von Kultur, Bildung, Wirtschaft werden – mit Räumen für die VHS. Darüber streiten Politiker.
. Ein Knotenpunkt von Kultur, Bildung und Wirtschaft, ein Mittelpunkt für den Henrichspark mit Aufenthaltsqualität: Das stellt sich Achim Dahlheimer vom Büro „TuWas!“ vor für das städtische Gebäude an der Werksstraße 40. Der Projektname: Henrichsforum.
Es ist ein Baustein des „Lieblingsprojekts“ von Baudezernent Jens Hendrix: Die Städte Hattingen, Herdecke, Wetter und Witten möchten mit „Flusslandschaft Mittleres Ruhrtal“ bei der IGA (Internationale Gartenbauausstellung) 2027 im Bereich „Unsere Gärten“ dabei sein.
Hattingen bringt drei Projekte bei „Flusslandschaft Mittleres Ruhrtal“ ein, eines ist das Henrichsforum
Hattingen hat als Idee eingebracht: einen Steg über die Ruhr und eine Verbesserung der Eingangssituation zum Gethmannschen Garten. „Dafür gibt es eine politische Beschlusslage“, sagt er im Kulturausschuss, wo Dahlheimer das Henrichsforum, die dritte Hattinger Idee, präsentiert. Eine politische Beschlusslage indes gibt es dafür noch nicht, so Hendrix.
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Hattingen hat Potenziale, die andere Städte gar nicht haben, ist sich aber nicht bewusst, was für Möglichkeiten damit einhergehen könnten“, schwärmt Dahlheimer. „Wir wissen, was Hattingen für Potenziale hat“, wirft Christiane Nicolai (CDU) ein.
Werksstraße 40 bietet Raum für sehr unterschiedliche Nutzungen von Hotel bis Lager
Raum für Bürgergruppen, ein Kreativzentrum mit Künstlern und Bands, ein Drittel des Gebäudes als Lagerraum fürs LWL-Museum, dazu ein kleiner Hotelbetrieb, eventuell mit Jugendherbergscharakter schwebt Dahlheimer vor – und auch die VHS könne er sich da vorstellen.
Fördermittel für das Henrichsforum
Achim Dahlheimer, einst bei der Abteilung Wohnungsbau, Wohnungs- und Siedlungsentwicklung im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau, Gleichstellung, sieht gute Chancen auf Fördermittel.
„Wenn es hier einen Konsens gibt, können Mittel schon 2021 beantragt werden. Ich weiß, dass viele Förderprogramme nicht ausreichend abgerufen werden, weil es eine Programm-Inflation gibt. Sie haben alles in der Hand.“
Das wiederum stößt auf Widerstand: Zu weit ab vom Schuss sei das Gebäude, zu schlecht zu erreichen gerade jetzt, wo auch das ÖPNV-Angebot eingeschränkt sei, meint Uwe Fry (SPD). Das Gebäude liege mitnichten, wie ein gezeigte Grafik belegen sollte, mittig zwischen den Stadtteilen.
Politiker fordern, auch andere Standorte zu prüfen, die die Volkshochschule nutzen kann
Laut ist der Ruf nach Prüfung anderer Standorte für die VHS wie das Gemeindeamt Welper oder das Amtshaus Bahnhofstraße 48. Die Grünen reichen dazu einen Antrag ein. Das würde ohnehin geprüft, geben Bürgermeister Dirk Glaser und Baudezernent Jens Hendrix unisono an, denn das Henrichsforum sei keine kurzfristige Lösung. Hendrix geht von mindestens fünf Jahren für die Fertigstellung aus. „Es muss für die VHS also eine Interimslösung her“, erklärt Glaser.
Die Reaktionen auf Dahlheimers Idee reichen von Verärgerung darüber, dass Politik nicht früher einbezogen worden sei bis hin zur Kritik, dass die Informationen und Ideen nicht weitreichend genug seien. „Wir wollen das nicht als fertiges Projekt vorgesetzt kriegen“, so Nicolai.
Die in der Entwicklungsstudie angegebenen Kosten sind nur geschätzt
Auch die Kostenfrage sei ungeklärt, bemängelt Oliver Degner (Grüne). Veranschlagt hat Hendrix das Projekt in der Entwicklungsstudie mit 7,5 Millionen Euro. „Weil wir eine Summe nennen mussten. Da haben die Sanierungskosten, die wir vor sieben Jahren mal geschätzt hatten, als Basis genommen. Ob es am Ende drei oder 13 Millionen sind, lässt sich doch jetzt unmöglich sagen.“
Nicht verstehen kann Gilbert Gratzel von der FDP die vielen Einwände: „Ich bin ja nur zur Vertretung hier. Man wundert sich schon manchmal über die Kulturleute. Ich bin dankbar, dass sich da einer Gedanken und auf den Weg gemacht hat. Hallo? Wenn wir anfangen, nur die Kulturpolitik an sich zu sehen und nicht alles verbinden, dann landen wir da, wo wir mit den Ausstellungen oft schon sind. Da machen wir tolle Angebote und es kommen immer dieselben 15 Leute. Wir brauchen mehr als die VHS. Sie ist doch nur ein Bestandteil. Aber die Idee des Henrichsforums ist gut.“
Achim Dahlheimer vom Planungsbüro „TuWas!“ empfiehlt einen Wettbewerb
Dahlheimer betont, dass es ihm gar nicht darum ginge, welche Institutionen genau in das Gebäude kämen. Auf den Mix käme es an. Er empfiehlt einen Wettbewerb. Einig sind sich am Ende die Politiker, dass diese erste Ideenskizze Henrichsforum weiter verfolgt werden soll. „Wir brauchen Beratung und die sollten wir uns holen“, meint Glaser.