Hattingen. Städtische wie private Anbieter in Hattingen erreichen ihre Schüler jetzt online. Einzelunterricht klappt problemlos, nur Bandcoaching nicht.

Ob Musikschule, Mukkeklub oder Ton-Art – alle befinden sich im Ausnahmezustand während dieser Corona-Pandemie. Die einen versuchen sich online, von anderen hört man im Augenblick keinen Ton mehr. Seitdem der Staat größere Versammlungen verboten hat, bleiben auch die Türen der Musikschulen geschlossen.

„Einen großen Dank an die Stadtspitze, an Kämmerer Frank Mielke und Bürgermeister Dirk Glaser, die uns nicht ins Bergfreie haben fallen lassen“, sagt Peter Brand (57), Leiter der städtischen Musikschule. Das sei absolut nicht selbstverständlich. Gleich zu Beginn der Coronawelle im März musste die Musikschule schließen. Auch ein Konzert mit 500 Menschen, das kurz bevor stand, haben wir abgesagt.

Für die Stadt gelte: Keine Leistung, kein Geld. Insofern hätten die Musikschüler für April nichts bezahlen müssen. „Es ging für uns direkt von null auf hundert. Wir haben uns sofort mit Hilfe von Videokonferenzen verständigt, die Kollegen aufgefordert, Kontakt mit den Schülern aufzunehmen. Lehrer haben für den Unterricht Videos gedreht, Brand selbst hat für die veränderte Lage eine Form gesucht, mit der alle weiterarbeiten können.

Für Kurzarbeiter gibt es Sonderpreise

Ganz begeistert und überrascht ist der 57-Jährige, dass jetzt das kostenpflichtige Angebot so gut angenommen wird. „Es machen bei dem Online-Unterricht 240 Musikschüler im Instrumentalbereich mit, dazu kommen noch 70 Ballettschüler, denn auch in dem Bereich geht der Unterricht weiter“, freut er sich. Die Ballettlehrerin habe sich kurzerhand die Ballettstange mit nach Hause genommen und leite von dort aus die Schülerinnen an.

Jetzt gibt es für die nächste Zeit ein Angebot der Musikschule. Schüler können sich viermal 30 Minuten im Monat online mit ihrem Lehrer treffen und Einzelunterricht bekommen, regulär wie in normalen Zeiten auch. „Für diejenigen, die jetzt in Kurzarbeit sind oder Hartz IV beziehen, gibt es Sonderpreise“, erklärt Peter Brand.

Ziemlich abgehängt sind zurzeit die Senioren und Menschen mit Behinderungen

Natürlich hofft er, dass dieser Zustand des Unterrichts nicht allzu lange dauert. „Es ist immer noch etwas anderes, ob man gemeinsam Musik macht oder über den Computer seinen Lehrer sieht“, sagt Brand. Gar nicht machbar ist ein Online-Gruppenunterricht oder Zusammenspiel. „Da gibt es bei der Übertragung Verzögerungen, das geht vor allem ohne schnelles Internet nicht.“

Ziemlich abgehängt sind zurzeit die Senioren und Menschen mit Behinderungen. Und natürlich die Kindergärten. „Da gibt es kein W-Lan und kein Laptop, es zeigt sich die digitale Diaspora.“ Aber generell sei zu überlegen, ob man nicht als Zusatzangebot zum normalen Unterricht ein digitales Angebot macht, wenn beispielsweise ein Lehrer krank wird.

Auch Ton-Art hat alle Beiträge zurückerstattet

Julian Cassel, Mitinhaber der privaten Musikschule Mukkeklub, ist genauso über die Zustimmung zum Online-Unterricht überrascht wie Peter Brand. Die Lehrer haben Videos aufgenommen und den Schülern zugeschickt. „Es haben sich nur ganz wenige abgemeldet“, freut sich Cassel. „Viele Schüler empfinden den Online-Musikunterricht als hervorragende Alternative beim Zeitvertreib. Auch da gilt: Einzelunterricht geht problemlos, Bandcoaching ist kaum machbar.

Die private Musikschule Ton-Art hatte gehofft, dass nach den Osterferien wieder Normalität herrscht. „Das ist definitiv nicht der Fall. Für die vergangenen sechs Wochen haben wir alle Beiträge zurückerstattet“, sagt Mitinhaber Christian Venjakob. Viele hätten für Online-Unterricht schlicht nicht die notwendigen Voraussetzungen zu Hause oder kämen mit den digitalen Anforderungen nicht zurecht. „Allein über das Handy kann man keinen Musikunterricht machen.“ Geprüft werde jetzt, ob ein 1:1-Unterricht zu Hause bei den Schülern möglich und erlaubt ist.