Hattingen. Ein gemeinsames Fastenbrechen gibt es im Ramadan in Hattingen in Corona-Zeiten nicht. Wie der Ditib-Vorstand Älteren und Kranken helfen will.
Corona raubt den Muslimen im jetzt begonnenen Fastenmonat Ramadan die Gemeinschaft. Die Moschee ist geschlossen. Der Vorstand der Ditib-Türkisch Islamische Gemeinde zu Hattingen e.V. hat sich überlegt, wie er Kontakt zu seinen Mitgliedern halten und helfen kann, wo Hilfe notwendig ist.
Die Moschee an der Martin-Luther-Straße ist geschlossen. Sonst kamen dort im Ramadan zum Fastenbrechen viele Gläubige gesellig zusammen. „In diesem Jahr muss das Fastenbrechen zu Hause stattfinden. Es geht nicht anders. Aber wir müssen an den Schutz aller denken. Ich selbst habe meine Eltern auch seit vier Wochen nicht besucht“, erklärt Ditib-Hattingen-Vorstandsmitglied Metin Kaya.
Gemeinsames Freitagsgebet in Hattingen fällt in Corona-Zeiten aus
Auch wenn das Freitagsgebet derzeit ebenfalls nicht stattfinden kann: „Die Predigten unseres Imams kann man sich auf Youtube ansehen. Aber das ist natürlich besonders für Ältere nicht einfach“, weiß Kaya. Er oder ein weiteres Vorstandsmitglied gehen gelegentlich in die Moschee, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist – und um zu lüften. „Wir haben uns außerdem überlegt, dass wir jetzt in der Fastenzeit gerne Ältere und Kranke unterstützen möchten.“
Empfehlung des Propheten
„Der Prophet Muhammed hat auch etwas zu Infektionskrankheiten gesagt“, betont Metin Kaya aus dem Vorstand der Ditib-Gemeinde Hattingen.
„Sinngemäß sagt er: Wenn ihr hört, dass irgendwo eine Infektionskrankheit aufgetreten ist, dann betretet diesen Ort nicht. Und wenn an eurem Ort eine Infektionskrankheit auftritt, dann verlasst diesen nicht“, führt Kaya aus.
Und so hat sich der Vorstand überlegt, dass er in Kooperation mit dem „Restaurant Allegro in der Nordstraße einen Essensservice anbietet. Wir werden das Essen verteilen.“
Ditib-Gemeinde hat sich umgehört, wer Hilfe benötigt
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Wer für den Service in Frage kommt, hat der Verein zuvor bei den Mitgliedern, aber auch bei Nachbarn ermittelt. Denn Kaya betont: „Wir machen das nicht nur für Vereinsmitglieder oder Muslime.“ Kaya ist das Miteinander wichtig: „In erster Linie müssen wir als Mensch präsent sein. Glauben kann dann jeder, was er will. Wenn wir uns alle besser kennen, kommen wir auch besser klar.“
Auch behält der Vorstand im Auge, welche Menschen durch den Corona-Ausnahmezustand psychisch sehr belastet sind. „Da möchten wir unterstützen.“ Kaya berichtet beispielsweise von einer Frau aus der Türkei, die zu Besuch nach Hattingen gekommen war, dann aber durch den Virus nicht mehr zurückreisen konnte. „Für sie ist die Situation gerade sehr schwierig. Wir sind in Gesprächen, tun, was wir können.“
Überführung von Verstorbenen in die Türkei ist weiter möglich
Schwierig sei die Situation derzeit auch, wenn ein Familienmitglied versterben würde. „Sonst gibt es immer ein gemeinsames Abschiedsgebet. Das geht natürlich derzeit nicht.“ Dennoch könnten Mitglieder auf Wunsch in der Türkei beigesetzt werden. „Ditib kümmert sich darum, bringt den Verstorbenen nach Frankfurt zum Flughafen, Angehörige dürfen natürlich nicht mit. Und das geht auch nur, wenn jemand nicht an Covid-19 gestorben ist, sondern beispielsweise an Krebs.“
Kaya freut sich, dass derzeit die interreligiösen Treffen zwar nicht persönlich, aber per Videokonferenz stattfinden können. „Das funktioniert gut und ist mir auch sehr wichtig.“