Ennepe-Ruhr. Im Frühjahr bekommen viele Wildtiere rund um Hattingen Junge. Oft schadet den Kleinen aber die gut gemeinte Hilfe der Menschen.

Das Frühjahr ist die Zeit, in der die meisten Wildtiere ihre ersten Jungen zur Welt bringen. Auf die Kleinen lauern aber viele Gefahren. Eine davon ist der Mensch. Warum Unkenntnis oder falsch verstandene Tierliebe zu Problemen führt, erklärt Britta Kunz, Leiterin der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Es werden immer wieder junge und vermeintlich hilflose Hasen, Rehkitze oder Vögel von Menschen aufgenommen und in die Tierarztpraxen oder die Biologische Station gebracht. Abgesehen davon, dass schon menschlicher Kontakt und Transport einen enormen Stress für jedes Wildtier bedeuten: kein Mensch kann ein Wildtierjunges so gut versorgen und ihm beibringen, was es zum Überleben braucht, wie die tierischen Eltern. Denn selbst wenn die Biologische Station, oder die Tierärzte, es mit viel Aufwand in die erfahrenen Hände ehrenamtlicher Pfleger vermitteln können, ein Wildtier von Hand aufzuziehen ist allzu oft nicht erfolgreich.

Entnahme gesetzlich verboten

Daher ist es aus gutem Grund gesetzlich verboten, Wildtiere aus der Natur zu entnehmen. Einzige Ausnahme: wenn unmittelbare Lebensgefahr für das Tier besteht und es nur durch menschliche Hilfe überleben kann. Deshalb sollte man unverletzte Wildtiere in Wald und Flur lassen, auch wenn sie hilflos und verlassen erscheinen.

Junghasen und Rehkitze werden von der Mutter abgelegt und die meiste Zeit alleine gelassen. Die Mutter kommt nur ein bis zweimal am Tag vorbei, um das Jungtier zu säugen. Das ist vollkommen normal und hat sich bewährt. Die Jungen sind noch zu klein, um der Mutter zu folgen. Wäre sie die ganze Zeit bei dem Jungen, würden hungrige Räuber viel eher darauf aufmerksam, als wenn es irgendwo alleine in der Wiese liegt.

Niemals anfassen

Dass die Jungtiere bei Annäherung nicht weglaufen, ist auch normal und bedeutet nicht, dass sie menschliche Hilfe brauchen. Da sie vor einem Fressfeind nicht schnell genug weglaufen können, vertrauen sie auf ihre Tarnung und bleiben bewegungslos. Wichtig: Fassen Sie Säugetierjunge nicht an, denn dann werden sie von der Mutter nicht mehr angenommen.

Auch viele Jungvögel verlassen das Nest frühzeitig und sitzen bettelnd am Boden oder in einem Strauch. Sie werden in der Regel aber weiterhin von den Eltern gefüttert. Diese trauen sich allerdings oft deshalb nicht an ihr Junges heran, weil ein Mensch es aus der Nähe beobachtet. Daher sollte man großen Abstand halten. Gegebenenfalls kann man den Jungvogel vor Katzen in Sicherheit bringen und auf einen Ast in unmittelbarer Nähe setzen. Sollte ein Jungvogel wirklich aus dem Nest gefallen sein, kann man ihn auch wieder hineinsetzen.

Leichte Beute

Natürlich sind auch unverletzte Jungtiere leichte Beute und willkommene Nahrung für tierische Räuber. Auch ein Fuchs oder ein Greifvogel will seinen Nachwuchs großziehen. Es mag den Menschen grausam vorkommen, aber die Natur hat bei vielen Arten hohe Verluste „eingeplant“.

Verstecke anbieten

Das soll natürlich nicht heißen, dass man nichts für die Wildtiere tun soll, im Gegenteil. Versteck- und Nistmöglichkeiten anbieten, sein Grundstück so einrichten, dass heimische Tiere dort Nahrung und einen Lebensraum finden, ist wunderbar. Auch Tieren, die wirklich in Not sind, helfen. Aber unverletzte Jungtiere sollte man nicht den tierischen Eltern entreißen. In diesem Fall ist weniger deutlich mehr.

Informationen und Kontakt zur Biologischen Station

Wissenswertes zum Umgang mit Jungvögeln sowie die Broschüre „Aus dem Nest gefallen – was tun mit Jungvögeln?“ finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (www.lanuv.nrw.de). Wer wirklich einmal ein verletztes Wildtier findet, dem helfen die Informationen auf der Internetseite der Biologischen Station weiter (www.biologische-station.de unter ‚Weitere Informationen‘).

Die Leiterin der Biologischen Station im Kreis, Britta Kunz, gibt Garten- und Ausflugstipps. Fragen beantwortet sie gern. Sie erreichen sie per E-Mail (info@biologische-station.de) und schriftlich (Biologische Station im EN-Kreis, Loher Straße 85, 58256 Ennepetal).

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