Ennepe-Ruhr. Es gibt viele Wege zur Müllvermeidung. Die Leiterin der Bio-Station im EN-Kreis spricht über Tauschbörsen, Repair-Cafés und das Recycling-Problem
In dieser Woche ist die Europäische Woche der Abfallvermeidung. Britta Kunz, Leiterin der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis warnt, dass achtlos weggeworfener Abfall zur Todesfalle für Tiere werden kann, etwa Getränkedosen, aus denen Insekten nicht mehr herauskrabbeln können oder Pappbecher, in denen Igel mit dem Kopf stecken bleiben. Nicht nur deshalb bricht die Naturschützerin eine Lanze für die Abfall-Vermeidung. Sie erklärt, warum der Begriff Recycling oft in die Irre führt:
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Abfallvermeidung ist ein wichtiges Thema, auch hierzulande. Legt man Zahlen des Umweltbundesamts zugrunde, produzierte jeder Mensch in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 600 Kilogramm sogenannte Siedlungsabfälle. Dazu zählen neben Hausmüll auch Verpackungen, Sperrmüll, weggeworfene Textilien – eben alles, was im Siedlungsbereich anfällt und entsorgt werden muss. Damit sind wir im europäischen Vergleich im unrühmlichen Spitzenfeld.
Viele Lebensmittel auf dem Müll
Der beste Abfall ist der, der erst gar nicht entsteht. Denn alles, was produziert wird, verbraucht Energie bei der Herstellung, beim Transport, für die Verpackung – und dann wieder für die Entsorgung. Deshalb: Mülltrennen alleine reicht nicht. Zudem werden Abfälle weit weniger recycelt als es möglich wäre, vieles wird verbrannt. In den Statistiken wird das Verbrennen zwar als „energetisches Recycling“ geführt, aber mit Recycling im eigentlichen Sinne, also einer Wiederverwertung oder Wiederaufbereitung, hat das nichts zu tun.
Aber auch echtes Recycling kostet Energie - und damit wieder Ressourcen. Wie wäre es daher mit einem Einkauf ohne Wegwerfverpackungen? Auf dem Wochenmarkt das Obst und Gemüse direkt in den eigenen Korb oder die Tasche füllen lassen.
Zur Abfallvermeidung gehört ebenso, Lebensmittel nicht wegzuwerfen. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel auf dem Müll landen. Anders ausgedrückt: alle Lebensmittel, die vor dem 2. Mai produziert worden sind, wurden weggeworfen. Alleine in deutschen Haushalten landen durchschnittlich 85,2 Kilogramm Essen pro Jahr in der Mülltonne.
Bücherschränke und Reparatur-Cafés
Jeder kann jederzeit aktiv werden und mit Spaß neue Ideen umsetzen. Zum Beispiel eine Bücher- oder Kleidertauschbörse unter Freunden oder Nachbarn oder ein gemeinsames Reste-Kochen. Auch in Hattingen stehen offene Bücherschränke, in die man Bücher für andere hineinstellen und welche für sich herausnehmen kann.
Schauen Sie doch auch einmal in Ihrem Keller, der Garage oder dem Schuppen nach – oder im Küchenschrank. Wie viele Geräte haben Sie, die Sie nur ein, zwei Mal im Jahr benutzen? Wie wäre es, wenn man unter Nachbarn vorhandene Geräte austauscht? Ausleihen anstatt zu kaufen. Das schont Umwelt und Geldbeutel.
Geräte im Baumarkt mieten
Auch Baumärkte vermieten Geräte für Renovierungs- oder Gartenarbeiten. In vielen Städten haben sich Tauschringe gegründet, zum Beispiel in Hattingen, Witten und Herdecke. Eine tolle Idee sind auch die Reparatur-Cafés. Eines gibt es zum Beispiel regelmäßig in Sprockhövel. Egal, ob es sich um Haushaltsgeräte, Fahrräder, Kleidung oder Spielzeug handelt – es wird repariert statt weggeworfen. Eine Übersicht über die Orte und Termine gibt es unter www.reparatur-initiativen.de. Viele Ideen, viele Möglichkeiten, die Abfallberge zu verringern, ohne die eigene Lebensqualität einzuschränken.
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