Hattingen. Der 59-jährige Jens Lingemann aus Hattingen leidet an COPD und ist damit Teil der Corona-Risikogruppe. Er erklärt, was das für ihn bedeutet.

Menschen mit Lungenerkrankungen zählen zur Hochrisikogruppe bei dem neuartigen Coronavirus. Die Angst und Sorge ist bei COPD-Patienten angesichts von COVID-19 sehr groß, das beobachtet auch Jens Lingemann (59), der Vorsitzende des Vereins "COPD - Deutschland". Er berichtet, wie der Alltag eines Risikopatienten aussieht.

Besorgte Anfragen von COPD-Patienten

COPD steht für die englische Bezeichnung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“ und bedeutet chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Jens Lingemann ist daran erkrankt und gehört damit zu den besonders durch das neue Coronavirus gefährdeten Menschen. Wenngleich die Symptome der neuen Virus-Erkrankung unterschiedlich sind, gehören Entzündungen der Atemwege und der Lunge sowie hohes Fieber häufig zum Krankheitsbild.

„Das Telefon steht nicht still. E-Mails gehen minütlich ein“, berichtet der Hattinger. Die Mehrzahl der Anfragen dreht sich darum, wie man eine Ansteckung vermeiden kann. Lingemann weiß jedoch: „Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz.“

Zur Sicherheit kein Händeschütteln

Der 59-Jährige verweist vor allem auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Das bedeutet: Hände mehrmals am Tag mit warmem Wasser und Seife 20 bis 30 Sekunden waschen. Das Gesicht nicht mit ungewaschenen Händen berühren. Beim Niesen und Husten Mund und Nase abdecken, zum Beispiel in die Armbeuge niesen und nicht in die Handflächen. Mindestens anderthalb bis zwei Meter Abstand zu anderen Menschen halten und generell Menschenansammlungen meiden.

„Ich habe mir das Händeschütteln schon vor 20 Jahren abgewöhnt“, erklärt Lingemann. Damals wurde bei ihm COPD festgestellt, und er wollte mit dieser Maßnahme das Risiko, sich mit einem Virus anzustecken, mindern. „Manch einer hat das anfänglich nicht akzeptiert, dass ich zur Begrüßung nicht meine Hand reichen wollte.“ Dabei sei der Handschlag kulturell geprägt und in anderen Ländern, etwa in asiatischen Staaten, unüblich, ja verpönt. In Corona-Zeiten hat sich das allgemeine Verhalten verändert; das Händeschütteln gehört (vorerst) der Vergangenheit an.

Kontakte mit der Außenwelt vermeiden

Zusätzlich leidet Lingemann unter einem Lungenemphysem. Die Lungenbläschen sind nicht mehr funktionsfähig, in der Folge bläht sich die Lunge auf, weil die Atemluft sich staut. Damit sein Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt ist, lebt Lingemann seit der Diagnose mit einer zusätzlichen Sauerstoffzufuhr - seit acht Jahren wird er nicht-invasiv beatmet. Der 59-jährige Hattinger beschreibt das so: „Meine Lunge wird durch das Gerät in ihrer Funktion unterstützt.“

Durch die Pandemie habe sich sein Alltag nicht groß verändert, denn sein Haus könne er wegen seiner COPD ohnehin seit Jahren nicht verlassen. Einzig die Wege von außen zu ihm rein, versucht er derzeit zu steuern. „Wenn meine Frau vom Einkaufen kommt oder meine Kinder, ist der erste Weg der zum Waschbecken“, beschreibt Lingemann die Umsicht seiner Familie.

Symposium Lunge 2020 abgesagt

Das Symposium Lunge, das am 5. September zum 13. Mal im Hattinger LWL-Industriemuseum stattgefunden hätte, haben die Veranstalter wegen der Corona-Pandemie abgesagt. „Die Gesundheit und das Wohl der Besucher, Aussteller, Referenten und Mitarbeiter haben absoluten Vorrang und somit ist eine verantwortungsvolle und frühzeitige Entscheidung unerlässlich“, erklärt Organisator Jens Lingemann.

Stattdessen wird der Verein das nächste Symposium-Lunge am 4. September 2021 ausrichten.