Hattingen. Das Coronavirus trifft auch die Sparkasse Hattingen. In Sachen Kommunikation zieht das Kreditinstitut nun ein lange geplantes Kundenprojekt vor.

Das Coronavirus wirft zurzeit so ziemlich alle Planungen über den Haufen. Das gilt auch für die Sparkasse Hattingen. In einem Punkt macht das Kreditinstitut nun aus der Not eine Tugend. Und zieht ein Kundenprojekt vor.

Um bei allen denkbaren Entwicklungen handlungsfähig zu bleiben, hatte die Sparkasse den Publikumsverkehr zuletzt auf die Hauptstelle und die Geschäftsstelle Welper eingeschränkt. Der Zugang zu den SB-Foyers aller Standorte bleibt erhalten. Hinweisschilder machen Kunden darauf aufmerksam.

Viel mehr Kunden als sonst greifen in diesen Tagen zum Telefon. Das trifft die Sparkasse vorbereitet, weil sie seit Monaten am Aufbau einer Direkt-Filiale arbeitet. Im Juni 2020 sollte das neue Kommunikationsangebot an den Start gehen. Mit Blick auf die Corona-Krise läuft es nun bereits in dieser Woche an.

Ältere Bürger und Berufspendler greifen gerne zum Telefon

"Die Wünsche unserer Kunden einfach am Telefon zu erfüllen, hatten wir uns ab Mitte Juni mit der Eröffnung einer neuen Direkt-Filiale als Zusatzangebot vorgenommen", erklärt der Vorstandsvorsitzende Mathias Dörr.

"Ältere Bürger und viele Berufspendler greifen immer öfter gerne zum Telefon, wenn sie nicht eines unserer Onlineangebote nutzen wollen", so Dörr weiter. "Mit dem Coronavirus gilt das nun für fast alle Kunden."

"Wir bleiben da, damit Sie daheim bleiben können"

"Wir wollen aber mehr, als nur telefonisch erreichbar sein“, ergänzt sein Vorstandskollege Ralf Vormberge. "Alles soll schnell und sicher, aber auch möglichst einfach erledigt werden. Dafür müssen Abläufe angepasst und Gewohnheiten verändert werden. Denn obwohl wir in der neuen Filiale ausschließlich erfahrene Mitarbeiterinnen einsetzen, ist es auch für sie eine große Umstellung, Kunden ausschließlich zu hören, aber eben nicht mehr zu sehen."

Seit Montag sind sieben Mitarbeiterinnen der Sparkasse werktags von 8 bis 18 Uhr erreichbar. "Wir bleiben da, damit Sie daheim bleiben können", sagt Filialleiterin Claudia Schmidt.

Die Geschäftsstelle in der Südstadt wird umgebaut

Damit das Angebot zeitlich vorgezogen werden konnte, arbeiten die Kräfte der Direkt-Filiale zunächst dezentral. Lässt Corona die ursprünglichen Zeitpläne zu, findet der Telefonservice im Juni in den Räumen der Sparkassen-Filiale in der Südstadt ein Zuhause.

Die ist groß genug, um im vorderen Teil auch künftig persönlichen Service anzubieten und weiter hinten Arbeitsplätze der Direkt-Filiale aufzunehmen. Dazu wird die Geschäftsstelle umgebaut.

Die Telefonnummer ist die alte Sparkassen-Durchwahl 2030

"Das ist viel mehr als eine Telefonzentrale", betont Mathias Dörr. Die Mitarbeiterinnen seien gut ausgebildete Fachkräfte, die sicher 75 Prozent aller Anliegen telefonisch gleich erledigen könnten. Der Rest werden dann weiter verbunden.

Die Telefonnummer der Direkt-Filiale ist die alte Sparkassen-Durchwahl 2030. Für Dörr und Vormberge aber auch gleichzeitig ein Signal in die Zukunft. "Zehn Jahre sind ein guter Zeitraum, sich Richtung Zukunft zu orientieren", sagt das Führungsduo. "Wir haben das Jahr 2030 im Blick."

Beratungszeiten in vielen Filialen werden zurückgefahren

Einschränkungen inbegriffen. Denn der Preis für den verstärkten zentralen Telefonservice wird ein Zurückfahren der Beratungszeiten in den meisten Filialen sein. So sollen künftig die Geschäftsstellen in Holthausen und Winz-Baak nur noch montags, mittwochs und freitags besetzt sein, die in Niederwenigern und der Südstand nur noch dienstags und donnerstags.

"Das ist der notwendige Kompromiss, um die Direkt-Filiale wirtschaftlich betreiben zu können", sagt Vorstandschef Mathias Dörr. "Letztendlich aber auch die Antwort auf ein ohnehin verändertes Kundenverhalte."

Zahlen zum Geschäftsjahr 2019

Im Geschäftsjahr 2019 stieg die Bilanzsumme der Sparkasse Hattingen um 33 Millionen Euro auf 958 Millionen. Die Höhe der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden wuchs um 36 Millionen Euro auf 753 Millionen.

Bemerkenswert gut lief das Wertpapiergeschäft als Alternative zu den fast zinslosen Spareinlagen, die Kurswertsteigerung lag bei rund 20 Prozent. Auch mit dem Immobilienvermittlungsgeschäft ist die Sparkasse zufrieden. Der Gesamtwert lag im Jahr 2019 bei mehr als zehn Millionen Euro.

Mit Blick auf die gute Ertragslage wird die Sparkasse einmal mehr 400.000 Euro zur gemeinnützigen Verwendung an die Stadt Hattingen ausschütten und einen Betrag in gleicher Höhe auch wieder über Spenden und Sponsorings im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich verteilen.