Hattingen. Als Svenja Schulze in den 1990er-Jahren in Hattingen-Blankenstein lebte, ist sie politisch durchgestartet. Sie sagt: „Ich streite mich gerne!“
„Rot pur“ hat sie sich auf die Fahne geschrieben. 1995 war das, als die Hattinger Jusos eine Kampagne auf die Beine gestellt haben, mit der die Mutterpartei beim Landtags-Wahlkampf unterstützt werden sollte. Svenja Schulze geht dabei voran, sie ist die Hattinger Juso-Chefin – und die Landesvorsitzender der Jungsozialisten. Heute ist die 51-Jährige Bundesumweltministerin.
Svenja Schulze hat einen gut gefüllten Terminkalender
März 2020, die erste Woche des Monats, die zehnte dieses Jahres. Svenja Schulze hat einen gut gefüllten Terminkalender: In Berlin stellt sie ihre umweltpolitische Digitalagenda vor (sie schlägt Maßnahmen vor, mit denen sich die Digitalisierung klimafreundlich gestalten lässt, und beschreibt digitale Möglichkeiten für eine effektivere Umweltpolitik); einen Tag später lädt sie gemeinsam mit ihrer Kollegin, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), zum Spitzentreffen des Aktionsbündnisses „Leben auf dem Land“ ein; und am Donnerstag ist sie zu Gast beim EU-Umweltminister-Treffen in Brüssel und setzt sich für eine Verschärfung des EU-Klimaziels für 2030 ein (statt 40 Prozent bis dahin 50 oder 55 Prozent der Treibhausgasmenge von 1990 einzusparen).
Svenja Schulze wird am 29. September 1968 in Düsseldorf geboren. Nach dem Abitur 1988 am Norfer Gymnasium in Neuss zieht sie nach Blankenstein – weil sie an der Ruhr-Uni Germanistik und Politikwissenschaft studiert. Schnell bringt sie sich ins politische Leben ein, ist bei den Hattinger Jusos aktiv und gehört dem SPD-Ortsverein Mitte an. Parallel zum Studium arbeitet sie freiberuflich in der Öffentlichkeitsarbeit von Werbeagenturen.
Einer ihrer Lieblingsplätze in der Altstadt: Fietes kleines Café
Im November 1996 dreht der WDR ein Interview mit der inzwischen zur Juso-Landeschefin aufgestiegenen Schulze – an einem ihrer Lieblingsplätze in der Altstadt: in Fietes kleinem Café. Ein halbes Jahr später rückt die Wahl-Hattingerin erstmals für Stefan Frechen in den Landtag nach – sie ist mit 28 Jahren die jüngste Abgeordnete. „Ich will Zukunft gestalten, die Gesellschaft verändern und Verantwortung übernehmen“, sagt sie. „Vor Ärger habe ich keine Angst, ich streite mich gern.“ Klare Kante: „Ich halte Garzweiler II für völligen Unsinn“, sagt sie 1997 und spricht damit gegen ihre eigene Fraktion. „Aber in einer Partei gibt es ja Platz für verschiedene Meinungen – eine ganz tiefe Antriebsfeder ist für mich die Frage, ob etwas gerecht ist oder nicht.“
Unmut bei Professoren
Als Svenja Schulze im Jahr 1997 erstmals auf der (landes-)parlamentarischen Bühne auftritt, tummelt sie sich bereits seit zehn Jahren im politischen Bereich.
Als Schulsprecherin am Gymnasium in Neuss lernt sie die Jusos kennen, in den Jahren 1988/89 ist sie Landesschülersprecherin. Später erregt sie als AstA-Vorsitzende an der Ruhr-Uni in Bochum den Unmut einiger Professoren.
Für die Landtagswahl 1999 sucht sie sich einen neuen Ortsverein – denn: „Gegen Uli Schmidt anzutreten, das macht man nicht“, sagt sie über den langjährigen Landtagspräsidenten der Sozialdemokraten. Sie landet in Asbeck (Gevelsberg), lebt aber weiterhin in Hattingen. Und scheitert in der Kampfabstimmung gegen den alteingesessenen Lothar Niggeloh.
Svenja Schulze gibt nicht auf – im Oktober 2004 macht Frank Baranowski dann als neu gewählter Oberbürgermeister in Gelsenkirchen einen Platz frei und sie kehrt ins Düsseldorfer Parlament zurück.
Stets ein guter Draht zu den Ministerpräsidenten
Stets hat sie einen Draht zu ihren Ministerpräsidenten. Johannes Rau hat sie beim Einzug in den Landtag unterstützt, Hannelore Kraft überträgt ihr die gewünschte Verantwortung: Sieben Jahre lang ist Svenja Schulze Wissenschaftsministerin im rot-grünen Kabinett, nach der verlorenen Wahl 2017 wird sie zunächst Generalsekretärin des SPD-Landesverbands. Seit dem 14. März 2018 ist sie nun Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
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Heute lebt Svenja Schulze mit ihrem Mann in Münster. Doch die alte (Wahl-)Heimat lässt sie nicht los – erst vor zwei Wochen war sie zu Gast bei der SPD Sprockhövel in der Brennerei Habbel.
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