Hattingen. Die Feuerwehr Hattingen macht einen Rauchtest im Alten Rathaus. Nach fünf Minuten gibt’s keine rauchfreie Schicht mehr. Haus bleibt 2020 dicht.
Erschreckend nennt Jörg Reitz von der Hattinger Feuerwehr das Ergebnis des Rauchtests im Alten Rathaus: Nach drei Minuten gibt’s im zweiten Obergeschoss nur noch eine rauchfreie Schicht von einem Meter, nach fünf Minuten gar keine mehr. Von Glück sprachen die Politiker im Kulturausschuss einhellig, dass bislang nichts passiert sei.
Denn mit einem so dramatischen Ergebnis hatte keiner der Politiker gerechnet. Selbst durch die gläserne Rauchabtrennung im ersten Obergeschoss trat bei dem Test Rauch ein, ebenso durch die aufgedehnten Silikonfugen im Küchenbereich.
Fotos der Hattinger Feuerwehr zeigen, dass im Brandfall im Alten Rathaus teils nichts mehr zu sehen ist
Beeindruckend sind die Bilder, die Reitz zeigt. Nach fünf Minuten ist das zweite Obergeschoss komplett verraucht, die Fensterfront ist nicht mehr sichtbar. Selbst eine mit dem Haus bestens vertraute Mitarbeiterin der Stadt habe bei dem Versuch zu dem Zeitpunkt Angst bekommen und um Begleitung nach draußen gebeten, berichtet Reitz. „Auch liegend wäre da jetzt keine Luft zum Atmen mehr gewesen.“ Die Ausgänge seien nicht mehr erkennbar gewesen.
Der Rauchtest
Die Nebelmaschine platzierten die Brandschützer auf dem Treppenpodest des ersten Obergeschosses im Alten Rathaus. Sie war so programmiert, dass der „Disconebel“, wie Brandschützer Jörg Reitz ihn nennt, stoßweise ausgestoßen wurde, um einem echten Brandereignis nahe zu kommen.
Da dieser Nebel kalt ist, anders als Brandrauch, konnte der Test keine Aufschlüsse geben über die Stoffkonzentration des Brandrauches sowie auch über die Temperaturen an und im Gebäude.
Die gute Nachricht in der schlechten: Zumindest die Brandmeldung funktionierte. Nach drei Minuten gingen die Rauchmelder an, die Kreisleitstelle wurde informiert, die Entrauchungsanlage aktiviert.
Rauch kann sich im ganzen Gebäude ungehindert ausbreiten
Das Fazit aber: „Im Falle eines Brandes breitet sich das Feuer ungehindert im ganzen Gebäude aus. Das ist so und das ist nicht schön“, stellt Reitz fest. „Die Macht der Bilder. Ich bin froh, dass wir so reagiert haben, wie wir reagiert haben“, zeigt sich Bürgermeister Glaser beeindruckt.
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2020 jedenfalls wird das Alte Rathaus komplett dicht bleiben. „Denn die Sonderregelungen jetzt können wir nur bis Jahresende aufrecht erhalten. Das ist nur eine Zwischenlösung, das hat auch die Feuerwehr signalisiert“, so Baudezernent Jens Hendrix.
Noch ist unklar, ob Frau Holle Ende des Jahres 2020 ins Alte Rathaus kann
Was dann 2020 aus Frau Holle wird, darüber sei noch nicht nachgedacht worden. „Wir hoffen, dass bis Ende 2020 alles erledigt ist“, sagt Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Ein Brandsachverständiger wird jetzt eingeschaltet, der Lösungen suchen soll. „Aber derzeit einen zu finden, ist sehr schwer. Die haben alle volle Auftragsbücher“, erklärt Hendrix.
Christiane Nicolai von der CDU bedauert, dass ausgerechnet zum Hansetag in Hattingen 2020 das Alte Rathaus nicht zur Verfügung stehen wird. Hinsichtlich der Veranstaltungen betont Bettina Hagenschulte, Leiterin des Fachbereichs Weiterbildung und Kultur, dass andere Veranstaltungsorte wie der Veranstaltungsraum im Stadtmuseum gut angenommen würden. Zudem würde derzeit geprüft, ob nicht leerstehende Ladenlokale für Veranstaltungen angemietet werden könnten.
>>> KOMMENTAR
Glück gehabt, ist das Fazit. Glück gehabt, dass es so lange gut gegangen ist. Unfassbar, das es eines Zufalls bedurfte, um die Lage zu erkennen. Kein Einzelfall, weiß Jens Hendrix. Früher habe es andere Sicherheitsvorschriften gegeben, die hätten sich dann nach und nach geändert, man habe die Standards angepasst. Aber ein solcher Rauchtest wurde vorher nie durchgeführt.
Einige finden es schade, dass ein so schöner Veranstaltungsort wegfällt, und fragen, ob man nicht weiter mit Ausnahmegenehmigungen arbeiten könne. Gut ist, dass Hendrix sagt: Ich werde nicht empfehlen, das Alte Rathaus freizugeben. Denn was ist schon eine – noch so schöne – Veranstaltung gegen die Gefahr, in einem Brandfall nicht mehr nach draußen zu finden, zu ersticken, zu verbrennen. Es geht um Menschenleben. Und wer da sagt, es sei noch immer gut gegangen, dem hätte ich gewünscht, bei dem Test selbst zu erleben, was passieren kann.