Hattingen. Der Diakonie und der Lebenshilfe in Hattingen fehlen Bufdis und FSJler. Verantwortliche beschreiben, wie groß der Mangel in den Einrichtungen ist.
Es fehlen Bufdis: Organisationen wie der Diakonie oder der Lebenshilfe in Hattingen fehlen Kräfte, die für ein Jahr oder länger den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) leisten oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen – es meldet sich niemand dafür. Besser sieht es bei der Awo-EN aus.
Alle Organisationen trauern der Zeit hinterher, als es noch Zivildienstleistende gab, da war alles einfacher. „Ich glaube, es hat auch mit der Größe eines Unternehmens zu tun hat“, mutmaßt Eva Peters, Leiterin des Ellen-Buchner-Hauses, das zur Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen gehört. Der Staat mache Auflagen und ein kleiner Betrieb habe es schwer, diese zu erfüllen.
In den Einrichtungen der Lebenshilfe Hattingen fehlen Bufdis und FSJler
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Uwe Tillmann, Geschäftsführer der Lebenshilfe Hattingen erklärt, dass zurzeit zwei FSJler und ein Bufdi eingesetzt sind. „In beiden Einrichtungen für geistig Behinderte brauchen wir eigentlich je zwei.“
Mittagsverpflegung der Bufdis bei der Awo EN
Nach Angaben der Awo EN erhalten Freiwillige im Bundesfreiwilligendienst oder Freiwilligen Sozialen Jahr ein monatliches Taschengeld in Höhe von 393,20 Euro. Geschäftsführer Jochen Winter: „Das Taschengeld wird pauschal um 60 Euro Fahrgeld aufgestockt.“
Zusätzlich erhalten die Freiwilligen der Awo eine Mittagsverpflegung, die im Einzelfall auch als zusätzliche Geldleistung in Höhe von 99 Euro im Monat ausgezahlt werden kann. Winter: „Zudem übernimmt der jeweilige Träger die Sozialversicherungspflichten wie bei jedem anderen Arbeitnehmer.“
Was Bufdis und FSJler anbetrifft, so sieht es bei der Diakonie Mark-Ruhr verhalten aus. „Es meldet sich niemand“ sagt Fabian Tigges, Leiter der Unternehmenskommunikation. In Hattingen gibt es zurzeit keine FSJler oder Bufdis, im ganzen Bereich der Diakonie mit den 14 Altenheimen und 18 Diakoniestationen sind es gerade mal sechs Personen.
Freiwillige für Behindertenfahrdienst müssen seit zwei Jahren einen Führerschein haben
Andreas Hahn, Geschäftsführer des Roten Kreuzes Hattingen, berichtet von einem anderen Problem. „Wir bekamen Anfragen von jungen Menschen und hätten sie gerne im Behindertenfahrdienst eingesetzt. Die Schwierigkeit war immer, dass sie mindestens zwei Jahre im Besitz des Führerscheins sein mussten, um eine Berechtigung zur Personenbeförderung zu bekommen. Das war dann immer der Punkt, an dem wir absagen mussten, weil die Voraussetzungen nicht stimmten.“
Mittlerweile sei es auch möglich, dass man im Bereich des Hausnotrufs eine Person einsetze. Aber zurzeit habe man nur einen Bufdi, der im März sein Jahr beende, so Hahn.
Für viele Bufdis und FSJler ist der Dienst eine Orientierungshilfe vor dem Studium
Caritas-Direktor Dominik Spanke hat drei Stellen im Bereich der psychisch Kranken und der Suchthilfe mit Bufdis besetzt. Sie sind im Bringdienst oder helfen beim Vorbereiten des Frühstücks. „Für viele ist es eine Orientierungshilfe vor dem Studium, wir bieten auch ein duales System an – parallel zur Ausbildung studieren. Das ist auch für uns sehr schön, denn man kennt sich. Und wenn die Studenten ihr Studium abgeschlossen haben, fangen sie nicht bei Null an, sondern können sofort in der Praxis eingesetzt werden.“
Ein diffuses Bild stellt sich für Meinolf Roth, Direktor der Theresia-Albers-Stiftung, dar. „Wir haben mal mehr, mal weniger Bufdis. Wer sich zurzeit immer meldet, sind Flüchtlinge, die ein Jahr bei uns arbeiten wollen. Aber da müssen wir natürlich auf die Sprachfähigkeiten achten. Denn alte Menschen verstehen oft ohnehin nur mit Mühe, was man sagt.“
Bei der Awo EN arbeiten derzeit 25 junge Leute als Bufdis oder FSJler
Eher wenig Probleme sieht Awo-Geschäftsführer im Ennepe-Ruhr-Kreis, Jochen Winter. „Wir haben 25 junge Leute aus den beiden Bereichen, etwa zu gleichen Teilen Männer und Frauen. In Hattingen können wir allerdings seit diesem Schuljahr die Bufdi-Stelle für die Offene Ganztagsschule im Oberwinzerfeld nicht besetzen, weil kein Geld vorhanden ist.“ Jetzt müsse man auf eine Hilfskraft zurückgreifen, die nur halbtags zur Verfügung stehe. Bei den Fahrdiensten in den Frühförderstellen seien zwei von drei Stellen besetzt. Mit den jungen Menschen habe man gute Erfahrungen gemacht. Manche würden später eine Ausbildung bei der Awo machen.