Hattingen. Christoph Olshagen kämpft seit Jahren gegen die Pläne, den Ruhrbogen in Hattingen umzugestalten. Er hält die Pläne für Geldverschwendung.
Die Ruhr treibt Christoph Olshagen um – genauer: der geplante Umbau des Ruhrbogens in Hattingen. Gegen den machen Bürger seit nunmehr sechs Jahren mobil. Olshagen ist einer von ihnen. Er sammelt beharrlich Argumente gegen die Umgestaltung dieses Flussabschnitts. Dabei geht es ihm um die Frage der Sinnhaftigkeit und auch um Heimat.
Stückwerk bringt bei Renaturierung nichts
Zu seinem Engagement gegen den Ruhr-Umbau kam Christoph Olshagen ganz zufällig. Dagegen war er aber von Anfang an, erklärt der 56-jährige Lehrer. Im Laufe der Jahre hat er viel gelesen – über die geplanten Maßnahmen, die Verschmutzung der Ruhr und deren Ursachen.
Dabei geht es ihm in seinem Protest gar nicht um eine Renaturierung im Allgemeinen. Das Vorgehen der Bezirksregierung Düsseldorf hält er aber für unsinnig. „Würde die Ruhr von oben bis unten durchgehend renaturiert, dann sehe das anders aus“, betont er. Aber: „So geht es nicht. So ein Stückwerk in ökologisch isolierten Abschnitten, das bringt nichts.“ Zudem bestehe in Hattingen bereits ein Naturschutzgebiet am Ruhrbogen, von einer Renaturierung könne also keine Rede sein.
Kosten-Nutzen-Analyse fehlt
Christoph Olshagen vermisst vor allem eine Kosten-Nutzen-Analyse für das Projekt. „Laut Bezirksregierung sei die nicht notwendig“, ärgert er sich. Bis heute steigen die Planungs- und prognostizierten Baukosten immer weiter an. Das Geld, die Maßnahme soll durch den „Abwasserpfennig“, das Wasserentnahme-Entgelt-Gesetz, finanziert werden, hält er für falsch investiert.
„Damit sollte man die Kläranlagen auf den neuesten Stand bringen“, fordert der engagierte Hattinger. Vor allem in kleineren Anlagen sieht er eine Gefahr für die Wasserqualität. „Bei Regen laufen die über. Dann schwimmt alles Mögliche, wie auch Damenbinden im Fluss. Und die Wasseramsel nistet dann darin“, unterstreicht er.
Buhnen sind ein Stück Heimat
Überhaupt kritisiert er die Planer der Bezirksregierung Düsseldorf mit ihrem Blick auf die Arten, die in und an der Ruhr fehlen würden. „Den Eisvogel habe ich dort selbst gesehen. Auch hin und wieder Wasseramseln, die immer als Beispiel angeführt werden.“ Für ihn ist die Frage nach der Artenvielfalt am Ruhrbogen auch eine philosophische: „Wer maßt sich an, zu entscheiden, dass die Natur, die wir jetzt an der Ruhr haben, nicht lebenswert ist.“
Das weitere Verfahren
Gegen den Umbau des Ruhrbogens engagiert sich auch eine Gruppe Bürger im Initiativkreis zum Erhalt des Ruhrbogens. Christoph Olshagen ist kein Mitglied dieses Kreises, unterstützt aber dessen Ideen. Auch die Petition, die die Gruppe 2014 vorbrachte, unterschrieb er.
Der Initiativkreis erreichte eine Eintragung des Ruhrbogens als Denkmal. Deshalb müssen nun im Planfeststellungsverfahren auch Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden. Gekippt ist das Projekt damit aber noch nicht.
Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Die Pläne werden dazu öffentlich ausgelegt. Den Plänen können Personen, Organisationen und Unternehmen widersprechen, die in ihren Rechten betroffen sind.
Der Fluss reguliere sich selbst und mache dabei auch vor den umstrittenen Buhnen nicht Halt. „Ich habe ein Foto aus den 1980er-Jahren gesehen. Seitdem sind die Buhnen schon von selbst weniger geworden“, betont er. Obwohl kein gebürtiger Hattinger, ist der Ruhrbogen mit seinen charakteristischen Buhnen für Christoph Olshagen ein Stück Heimat. „Das ist eines der Hattinger Wahrzeichen und ein identitätsstiftendes Merkmal“, betont er.
Negative Auswirkungen befürchtet
Andere Renaturierungsmaßnahmen, wie die an der Lippe, hält er für schön, die Flüsse aber für nicht vergleichbar. „Wer garantiert, dass der Umbau funktioniert wie geplant“, warnt er. Zumal die „Betonrinne“ an der Henrichshütte nicht verändert werden soll, sondern man dort ansetze, „wo es schön ist“.
Olshagen hat verschiedene Befürchtungen, wie ein Umbau das Leben negativ beeinflussen könnte. Nicht nur fürchtet er, dass die Tiere vertrieben würden. Auch für Freizeitsportler sieht er Nachteile, fürchtet zum Beispiel eine Versandung des Schwalls mit der geringeren Fließgeschwindigkeit der Ruhr. Oder, dass in zunehmenden Dürrezeiten eine flachere und wärmere Ruhr teilweise ganz austrocknen könnte.
Geldverschwendung und Planfeststellungsverfahren
Vor allem aber ärgert Christoph Olshagen die „Geldverschwendung“. „Die Reihenfolge stimmt nicht. Zuerst muss das Geld in die Kläranlagen gesteckt werden“, betont er.
Das Planfeststellungsverfahren, das einem möglichen Umbau vorausgeht, steht noch am Anfang. Entscheiden muss die Bezirksregierung Arnsberg über eine Genehmigung. Das wird aber voraussichtlich noch mehrere Jahre dauern. Und so wird auch die kommende Zeit für Christoph Olshagen vom Protest gegen den Ruhrumbau begleitet sein.