Der 6. Juni war für Volker Martin ein besonderer Tag. Da wurde 550 Mitarbeitern verkündet, dass die Reha-Klinik in Hattingen-Holthausen bleibt.
Tosender Applaus. Minutenlang. Erleichterung. Dankbarkeit. Und Aufbruchstimmung. Die rund 550 Mitarbeiter der Reha-Klinik dürften den 6. Juni 2019 in ähnlicher Erinnerung behalten haben. Gerade hat die Klinikleitung um Geschäftsführer Dirk Rottwinkel und den Ärztlichen Direktor Dr. Axel Petershofer der Belegschaft mitgeteilt: Wir bleiben in Holthausen.
Die Mitarbeiterversammlung beendet eine mehr als dreijährige Warteschleife. Seit 2016 hat die Vamed-Klinik, die damals noch zu Helios gehörte, mit der Axa-Gruppe, der die Immobilie gehört, über Pachtkonditionen gestritten. Zwischenzeitlich sind Umzüge in Neubauten auf dem Campus-Gelände neben der Wuppertaler Uni-Klinik wie auch auf dem ehemaligen O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße als Alternativen ins Spiel gebracht worden. Jetzt ist die Entscheidung für Holthausen gefallen.
Eine doppelte Leidenszeit geht zu Ende
Für Volker Martin geht an jenem 6. Juni eine doppelte Leidenszeit zu Ende. Zum einen ist er als Mitarbeiter von der Standortdiskussion direkt betroffen. Andererseits hat er als Pressesprecher des Hauses das Geschehen über den gesamten Zeitraum hinweg moderieren und kommunizieren müssen. Mit allen Höhen und Tiefen, Spekulationen und Wasserstandsmeldungen.
„Ich bin nicht nur Ansprechpartner für Medien, sondern auch für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Hauses“, sagt Volker Martin (53). „Deswegen ist mir die Bezeichnung ,Referent für Unternehmenskommunikation’ auch viel lieber. Sie trifft eher, was ich mache.“
In den Beruf gestartet ist er auf der anderen Seite der Nachrichtenbranche
In den Beruf gestartet ist der Wattenscheider auf der anderen Seite der Nachrichtenbranche: bei der WAZ. Dort hat er volontiert und als Redakteur gearbeitet. 2001 wechselt er ins Gesundheitswesen. Er wird Unternehmenssprecher der Uni-Klinik in Herne.
Der neue Mietvertrag läuft bis 2036
Die Reha-Klinik an der Straße Am Hagen in Holthausen gibt es seit 1993. Das Rehabilitationszentrum für Neurologie, Neurochirurgie und Neuropädiatrie hat 210 Betten. Im Jahr 1996 kam das Kinderhaus dazu. Es kann 60 Patienten aufnehmen. Das Krankenhaus hat rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der neue Mietvertrag, den Klinik-Geschäftsführer Dirk Rottwinkel ausgehandelt hat, läuft bis zum Jahr 2036. Das war möglich, weil das Gebäude innerhalb der Axa-Gruppe 2017 den Besitzer gewechselt hat und neue Ansprechpartner die festgefahrenen Verhandlungen wieder aufgenommen haben.
2013 dann der Sprung nach Hattingen. „Man sollte ja mal wechseln, um sich die Freude am Beruf zu erhalten“, meint Martin. Was ihm bei diesem Wechsel auffällt, sind zwei Dinge.
Erstens: „Ich bin in ein engagiertes Team gekommen, das sich durch eine sehr große Wertschätzung quer durch alle Berufsgruppen auszeichnet. Die enge Gemeinschaft trägt das Haus.“
Menschliche Tragödie trifft medizinische Erfolgsgeschichte
Zweitens: „Der Blick auf die Patienten bewegt in ganz besonderer Weise. Wir behandeln ja sehr viele Schwerstverletzte, die oft die Katastrophe ihres Lebens hinter sich haben.“
Der mitunter sehr lange Weg zurück ins Leben hat bei Volker Martin Spuren hinterlassen. Er hat sich zu Patienten gesetzt und ihre Geschichten aufgeschrieben. Menschliche Tragödie trifft medizinische Erfolgsgeschichte. „Das prägt“, betont der 53-Jährige.
Womit wir wieder beim 6. Juni 2019 sind. „Die beste Lösung für die Klinik ist immer auch die beste Lösung für alle Mitarbeiter und Patienten“, sagt Volker Martin. „Deswegen war die Standortentscheidung für alle so wichtig, obwohl ja klar war, dass auch im Falle eines Umzugs niemand seinen Arbeitsplatz verliert.“
„Alle Wünsche werden klein gegen den, gesund zu sein“
Was die Reha-Klinik jetzt zusätzlich gewinnt, ist eine neue Perspektive. Man will Neurologische Früh-Reha-Klinik werden und eine Spitzenversorgung anbieten, wie nur wenige Krankenhäuser in NRW. Von landesweit 1000 Betten sollen 100 in Holthausen stehen. Investitionen in Millionenhöhe bereiten den Weg dorthin.
Wenn es so weit ist, wird Volker Martin wohl weitere Patientengeschichten aufschreiben. Ein Spruch passt immer, meint er: „Alle Wünsche werden klein gegen den, gesund zu sein.“