Hattingen. Hohe Abgaben zahlen Firmen mit Sitz in Hattingen. Das schwäche die Wirtschaft, meint Friedrich-Wilhelm Wengeler, Wengeler & Kalthoff Hammerwerke.

Der Gewerbe- und Grundsteuersatz in Hattingen ist für Unternehmen zu hoch, sagt Friedrich-Wilhelm Wengeler. Der Geschäftsführer der Wengeler & Kalthoff Hammerwerke und Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest warnt vor den Folgen.

Abgaben sind für mittelständische Unternehmen eine Belastung

Für mittelständische Unternehmen seien diese Abgaben eine Belastung, sagt Wengeler. Er kennt einige Firmen, die ihre Zweigstellen in dieser Region geschlossen hätten, weil die Abgaben zu hoch seien. Anderswo sei es für sie billiger.

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„Darum muss die Schraube zurückgedreht werden“, fordert Wengeler, der sich in Hattingen als Vorsitzender der Bürgergesellschaft Blankenstein engagiert.

Ansiedlung von Firmen unter den aktuellen Bedingungen kaum zu erreichen

Zwar sei politisch die Ansiedlung von Firmen immer gewollt, aber unter den aktuellen Bedingungen kaum zu erreichen. „Da ist Hattingen keine Ausnahme, sondern das gilt für die gesamte Region“, sagt Wengeler, dessen Unternehmen kürzlich den Sitz von Hattingen nach Witten verlegt hat.

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Das allerdings nicht, weil die Konditionen in Witten günstiger seien, stellt der Blankensteiner klar. Denn die Abgaben seien in Witten wie in Hattingen hoch. Der Grund ist ein anderer: „Die Produktion liegt auf Wittener Gebiet. Wir sind seit 120 Jahren an der Stelle.“ Die Telefonnummer habe aber eine Hattinger Vorwahl – und bislang ging die Post auch an ein Postfach in Hattingen. „An sie zu holen, ist teuer und zeitintensiv“, erklärt Wengeler.

Darum ist das Unternehmen nun im Handelsregister Witten eingetragen – und im Hattinger Register gelöscht. „Hattingen verliert nichts, weil wir von jeher die Abgaben sowieso in Witten bezahlt haben“, erörtert Wengeler.

Bis 1978 sei das Büro der Firma an der Sprockhöveler Straße in Hattingen gewesen, daher erkläre sich die Eintragung ins Hattinger Handelsregister einstmals. „Aber dort ist schon lange kein Büro mehr“, stellt Wengeler klar.

Wengeler fordert: Die Politiker müssten endlich die Grundsteuer senken

Die Politiker müssten endlich die Grundsteuer senken. „Ich weiß, dass die Kommunen letztlich nur bei der Gewerbe- und Grundsteuer entscheiden können. Und auch wenn es leicht gesagt ist, dass sich Kommunen anders finanzieren müssen, so muss es doch sein, will man um Firmen werben oder sie halten“, meint Wengeler. Sich in Hessen anzusiedeln, sei für die Firmen beispielsweise wesentlich attraktiver.

Wer einen Blick auf die interaktive Karte auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes wirft, die die Hebesätze in den Gemeinden in 2018 auch farblich kennzeichnet, stellt fest: Sie sind in NRW mit am höchsten. In Hattingen liegt der Hebesatz für die Gewerbesteuer ab Januar 2020 bei 515 Prozent, für die Grundsteuer A bei 600 Prozent und für die Grundsteuer B bei 875 Prozent.

Grundsteuer wird auch über die Nebenkosten abgerechnet

Zum Vergleich: Seit 2018 liegt in Monheim am Rhein der Hebesatz für die Grundsteuern A und B sowie die Gewerbesteuer bei 250 Prozent. „Das macht für Firmen sehr viel aus“, sagt Wengeler.

Er mahnt auch, dass auch billige Mieten oft nicht wirklich billig seien. „Denn die Grundsteuer wird dann über die Nebenkosten abgerechnet – und wenn die hoch ist, dann sind auch die Nebenkosten hoch und man wohnt doch teuer.“