Hattingen. . Friedrich Wilhelm Wengeler, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Metall Bochum/Umgebung, sorgt sich ums Revier. Facharbeiter gebe es genug.
- Besorgniserregend nennt Arbeitgeberverbands-Vorsitzender Metall Bochum/ Umgebung Schwund der Industriearbeitsplätze
- Einen Facharbeitermangel im Revier sieht Friedrich Wilhelm Wengeler indes nicht
- Sein Credo: Heimischen Unternehmen müssten flexibel sein, Produkte schnell weiterentwickeln
Besorgniserregend nennt Friedrich Wilhelm Wengeler, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Metall Bochum/ Umgebung – diesen Namen hat sich jüngst der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie Bochum und Umgebung e.V. gegeben – den Schwund der Industriearbeitsplätze. „Seit längerer Zeit gibt es einen dramatischen Abbau dieser Arbeitsplätze im Ruhrgebiet. Die Schwerindustrie zieht sich zurück, weil sie nicht wettbewerbsfähig ist“, bedauert er.
Der Facharbeitermangel sei im Ruhrgebiet kein Problem. „Viele Unternehmen haben geschlossen oder Personal abgebaut. Die meisten Mitarbeiter wollen in der Region bleiben.“ Das Problem sei eher, dass viele so einseitige Arbeiten in Großunternehmen verrichtet hätten, dass sie für mittlere und kleinere Firmen keine Unterstützung seien.
"Made in Germany" ist immer noch ein Verkaufsargument
Er nennt ein Beispiel: „Ich hatte drei Schmiede eingestellt, es klappte mit keinem. Einer unserer Mitarbeiter ist früherer Bergmann, dem brachten wir das Schmieden dann bei.“
„Made in Germany“, sagt Wengeler aus Erfahrung, sei immer noch ein Verkaufsargument. „Viele Auslandskunden möchten dieses Label auf den Produkten haben. Auch um sich abzugrenzen von chinesischen Produkten.“ Doch die Chinesen seien „hungrig, sie greifen an“.
Technologievorsprung von nur noch einem halben Jahr
Viele Produkte kämen aus China — von der Christbaumkugel bis zur Glühbirne. „Gehen Sie mal durch die Innenstadt, da sieht man das.“ Die Lohnkosten in China würden zwar steigen, aber bei weitem nicht so wie in Europa. „Da ist das Verhältnis immer noch 1:20 bis 1:50.“ Die Frachtkosten rund um den Globus aber seien niedriger als vor 20 Jahren. Die heimischen Unternehmen müssten flexibel sein, Produkte schnell weiterentwickeln. „Früher hatten wir einen Technologievorsprung von drei bis vier Jahren, heute von nur noch einem halben Jahr.“
Das Heil würden viele Standorte in Dienstleistungen suchen. „Als Hoesch aus Dortmund wegging, hat man da auf Versicherungen, Banken, Dienstleistungen gesetzt. Aber davon können wir im Ruhrgebiet nicht dauerhaft leben.“ Er blickt in die Zukunft, sieht voraus, dass Thyssen-Krupp seine Fertigung in Bochum schließen wird. „Nicht jetzt, vielleicht nicht im nächsten oder übernächsten Jahr, aber das kommt.“ Die Ausgangssituation sei schlicht nicht gut. An Kurzarbeit kam sein Unternehmen im Vorjahr nicht vorbei – und schrappe auch jetzt an der Grenze.
Gießereien geht es schlecht
Dabei differenziert er: „Den Gießereien geht es richtig schlecht. Betriebe, die weiterverarbeiten, sind besser dran, wenn sie für die Autoindustrie zuliefern. Aber wenn sich die Dieselgeschichte ausdehnt . . . “, gibt er zu bedenken. Dem Chemiesektor gehe es relativ gut, auch wenn Arbeitsplätze wegfielen, weil die Anlagen weniger Mitarbeiter erforderten. Ums Handwerk sieht er es gut bestellt. „Wenn Menschen investieren, dann oft in das Haus, die Wohnung, die Möbel.“
Vertriebsmäßig würden sich die Firmen in der Region teils zusammenschließen: „Hat ein Unternehmer einen Kontakt in den Osten, kommt es vor, dass er einem benachbarten Unternehmer hilft, einen Fuß in die Tür zu bekommen.“