Hattingen. Die Hattinger Gleichstellungsbeauftragte Erika Beverungen-Gojdka geht in Pension. Sie freut sich über Erreichtes und die Aufwertung der Stelle.

Erika Beverungen-Gojdka hat heute ihren letzten Arbeitstag. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hattingen verabschiedet sich nach 38 Jahren aus dem Rathaus in den Ruhestand. Und: Die 65-Jährige geht mit einem guten Gefühl.

„Vor zehn Jahren waren zwei Fachbereichsleitungen mit Frauen besetzt“, erinnert sich Erika Beverungen-Gojdka. „Heute sind es immerhin sechs von 15.“ Die Stadt sei auf einem guten Weg.

Als Sozialarbeiterin in Berlin startete sie ihren Berufsweg

Verwaltung will die Stelle intern ausschreiben

Die Verleihung des Anneke-Preises am 8. Dezember war die letzte große Veranstaltung, die Erika Beverungen-Gojdka als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hattingen organisiert hat.

Den Internationalen Frauentag am 8. März 2020 wird ihre Nachfolgerin gestalten. Wer das sein wird, steht noch nicht fest. Die Personalverwaltung will die Stelle jetzt intern ausschreiben.

„Die Hälfte des Himmels, die Hälfte der Erde, die Hälfte der Macht.“ So steht es auf einem Plakat zum Internationalen Frauentag, das die Gleichstellungsbeauftragte in ihrem Dienstzimmer aufgehängt hat. „Der Erfolg auf dem Weg dorthin fällt allerdings nicht vom Himmel“, hat die Verwaltungsfrau festgestellt. Und rückt einen zweiten Spruch in den Blick: „Alle sagen, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat’s einfach gemacht.“

Was Erika Beverungen-Gojdka einfach gemacht hat: Sozialarbeit. Die gebürtige Bochumerin studierte in Siegen und ging 1974 nach Berlin. Als Sozialarbeiterin in Wedding startete sie ihren Berufsweg. Ständiger Begleiter war zunächst die Jugendarbeit.

Im Haus der Jugend wurde gerade jemand gesucht

Das sollte so bleiben, als Beverungen-Gojdka 1981 nach Hattingen wechselte. Grund: die Wohnungsnot. „Unsere WG löste sich auf“, erzählt sie. „Und selbst als Beamtin habe ich in Berlin keine andere Wohnung bekommen. Da bin ich in meine Heimat nach Bochum gezogen und habe bei der Stadt Hattingen angefangen.“ Was wunderbar passte: Im Haus der Jugend wurde gerade jemand gesucht.

Sozialarbeiterin ist sie immer geblieben: Erika Beverungen-Gojdka informiert beim Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen.
Sozialarbeiterin ist sie immer geblieben: Erika Beverungen-Gojdka informiert beim Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen. © WAZ | Sabrina Didschuneit

Freizeiten, Ferienspaß, Suchtprävention – zwei Jahrzehnte bespielte Erika Beverungen-Gojdka das volle Programm der Jugendarbeit. Dann ging’s ins Job-Center. Als Fallmanagerin hat sie dort viel über Sozialgesetze gelernt. Die weiteren Stationen: Abteilungsleiterin Jugendförderung, Sozialamtsleiterin, seit 2015 Gleichstellungsbeauftragte.

„Alle sollen angstfrei arbeiten können“

Dass ihr Job nicht auf Gleichberechtigung im Stellenplan reduziert wird, ist der 65-Jährigen wichtig. „Gewalt, Rente, Minijob – ganz viele Dinge müssen klar benannt und angegangen werden.“

Gerade eben hat die Gleichstellungsbeauftragte noch das Thema „Mobbing“ in den Blick gerückt. Wie groß dazu der Gesprächsbedarf im Rathaus ist, kann Beverungen-Gojdka nur schwer einschätzen. „Aber reden müssen wir darüber. Alle sollen angstfrei arbeiten können.“

Apropos arbeiten: Da war Erika Beverungen-Gojdka nicht nur in Sachen Gleichstellung unterwegs. Bürgerengagement und Stadtteilentwicklung hat sie ebenfalls vorangetrieben. Weil ihre Vorgängerin als Gleichstellungsbeauftragte nur eine halbe Stelle hatte, schulterte Beverungen-Gojdka auf ihrer ganzen Stelle die Doppelbelastung. Und freut sich, dass es auch bei der Stadtteilarbeit „gut vorangegangen ist“.

20.000 Euro hat sie im laufenden Jahr gezielt für Projekte eingesetzt

20.000 Euro hat sie im laufenden Jahr gezielt für Projekte eingesetzt. Ihre Nachfolgerin wird damit nichts mehr zu tun haben. Weil die Quartierentwicklung von einer halben auf eine volle Stelle geht und die Gleichstellung ebenfalls, kann sich die neue Beauftragte der Stadt mehr um ihre Kernaufgabe kümmern. Und um Diversität, also die Vielfalt der Persönlichkeiten, was Alter und Geschlecht, Kultur und sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion angeht.

„Bei null anfangen muss meine Nachfolgerin nicht“, sagt Beverungen-Gojdka selbstbewusst. „Eines hat die Stadt wirklich immer wieder gezeigt: Hattingen hat Haltung.“