Hattingen. . Vor 30 Jahren fand die erste Hattinger Frauenwoche statt. Die damalige und heutige Gleichstellungsbeauftragte berichten: Es gibt Nachholbedarf.
- Frauenbeauftragte in Hattingen wurde vor 30 Jahren noch belächelt
- Heute hat die Gleichstellungsbeauftragte sogar die Pflicht, sich einzumischen
- Vor allem auf Bundesebene muss etwas für die Gleichstellung getan werden
30 Jahre ist es her, dass der damalige Bürgermeister die erste Hattinger Frauenwoche eröffnete. Initiiert hatte die die Frauenbeauftragte Ingrid Wawrzyniak, damals erst seit kurzem im Amt. Heute gibt es die Frauenwoche nicht, aber andere Formate. Denn: Viel zu tun ist in Sachen Gleichberechtigung immer noch, sind sich Wawrzyniak und die aktuelle Gleichstellungsbeauftragte Erika Beverungen-Gojdka einig.
„Damals gab es nur eine sehr verschwommen formulierte Frauenförderrichtlinie für den öffentlichen Dienst“, erinnert sich Wawrzyniak. Sie erzählt, wie sie in ihren Anfangstagen als Frauenbeauftragte belächelt wurde. Als sie kritisiert habe, dass bei einer Stellenausschreibung eine Frau mit vierjährigem Kind nicht berücksichtigt wurde, weil ein Ratsmitglied fürchtete, die fiele zu häufig aus, dafür aber ein Mann mit Kind gleichen Alters zum Zug kam, wehte ihr ein scharfer Wind entgegen. „Man sagte mir, es obliege mir nicht, ein Ratsmitglied zu kritisieren. Heute muss die Gleichstellungsbeauftragte sogar ihre Meinung sagen“, freut sie sich.
Konfrontation mit Kanzlerkandidat
Doch noch immer würden Frauen benachteiligt. „An der grundsätzlichen Position in Deutschland hat sich nicht viel geändert“, wertet Wawrzyniak. Gegen das Ehegattensplitting in der Steuergesetzgebung hatte sie schon 1994 protestiert und war mit dem Kanzlerkandidat Rudolf Scharping aneinander geraten. „Ich bin bei einer Veranstaltung aufgestanden und habe gesagt: Das muss weg. Scharping war wie ein Rumpelstilzchen“, sagt die langjährige Frauenbeauftragte lachend.
Die Hattinger Frauenwoche jedenfalls hat sie ab 1987 regelmäßig mit verschiedenen Kooperationspartnern und zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten veranstaltet. Denn wichtig sei eine Frauenbeauftragte als Vermittlerin. Nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Gruppe habe man es beispielsweise auch geschafft, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis „als einer der letzten“ ein Frauenhaus bekam.
Männer sind manchmal nicht zugelassen
Heute setzt auch Erika Beverungen-Gojdka auf Zusammenarbeit. Zum Beispiel bei einer Veranstaltungsreihe, die am Dienstag, 21. März, beginnt. Die Termine sind übrigens – bis auf einen – auch für Männer geöffnet. Bei der ersten Frauenwoche vor 30 Jahren warb der Bürgermeister noch für das Verständnis der Männer, die überall zugelassen waren. „Nur wenn es um einen Schutzaspekt geht, würde ich Männer außen vor lassen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.
Grundsätzlich findet Beverungen-Gojdka, dass sich in Sachen Gleichstellung etwas bewegt. In der Hattinger Verwaltung gebe es zum Beispiel eine gute Durchmischung bis in die Leitungsebene. In der Privatwirtschaft sieht das oft anders aus. „Die Grundlagen sind da, aber an einigen Stellschrauben muss man noch drehen“, sagt Beverungen-Gojdka. Und Ingrid Wawrzyniak erinnert daran: „Das, was wir haben, haben unsere Großmütter bitter erkämpft und wir auch. Das können wir uns nicht nehmen lassen.“