Hattingen. Die Gleichstellungsbeauftragte Erika Beverungen-Gojdka weiß, dass weiter um Gleichberechtigung gerungen werden muss. Die Verwaltung wird gelobt.

Immer noch zu wenig Frauen sind in der Politik in Hattingen vertreten, findet Erika Beverungen-Gojd­ka, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. In der Stadtverwaltung allerdings seien auf Leitungsebene die Stellen fast paritätisch besetzt, lobt sie – und weiß aber zugleich, dass weiter und weiter um Gleichberechtigung gerungen werden muss.

Das sagte sie beim Empfang zum 108. Internationalen Frauentag am Sonntag. Beverungen-Gojdka betont: Immer noch arbeiteten zumeist Frauen in Teilzeit. „Weil sie ansonsten Kinder erziehen oder Angehörige pflegen.“ Da wünscht sie sich noch mehr Männer, die hier auch in die Bresche springen. Noch immer beantragten zu wenig Männer Erziehungszeit. „Für Frauen bedeutet die Pause oft einen Bruch in der Karriere.“ Signale des Arbeitgebers seien wichtig. „Sie brauchen Frauen gerade in Zeiten von Fachkräftemangel. Sie sollten auch in der Elternzeit Kontakt halten, Interesse bekunden.“

Soziale Medien als Problem aufgezeigt

Beverungen-Gojdka zeigt die sozialen Medien als Problem auf: „Nach einer Studie werden dort klassische Frauenbilder in den Vordergrund gestellt. Wo stehen wir 2019? Was wird da suggeriert? Wichtig ist, dass wir uns fragen, was wir dagegen tun können. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.“

Obwohl es das Frauenwahlrecht seit nunmehr 100 Jahren gebe, seien Frauen im Hattinger Rat eindeutig unterrepräsentiert. „In der Frauenbewegung in den 1970er-Jahren sollten Frauen in der Geschichte sichtbar gemacht werden. Jetzt ist es wichtig, sie auch in den Gemeinden in ihrer Bedeutung sichtbar zu machen. Darum ist das Erinnern an die ersten Ratsfrauen gut.“

Courage sieht keine Nachhaltigkeit

Besonders schwer hätten es nach wie vor Flüchtlingsfrauen, sagt Angélica Urrutia von der Frauengruppe Courage Hattingen. Es habe sich zwar viel getan im Bereich Frauensprachkurse und Kinderbetreuung, aber es sei dennoch weiterhin ein Kampf. Tropfenweise kämen Zugeständnisse und Angebote. „Es gibt noch keine Nachhaltigkeit.“ Pflegeberufe seien nach wie vor eine Frauendomäne – und „viele Pflegerinnen gehen aufgrund der Arbeitssituation und der Arbeitsbelastung am Stock“, weiß Urrutia. Viele Frauen gingen außerdem nur Minijobs nach, das müsse sich ändern. Zeitmangel würde oft angeführt als Grund, warum Frauen sich nicht selbst mehr – beispielsweise in der Gruppe Courage – für ihre Rechte engagierten. Wichtig sei es, dass Frauen sich vernetzten. Die Frauengruppe selbst ist sogar international sehr gut vernetzt.

Urrutia wie Beverungen-Gojdka ärgern sich über den Paragrafen 219a – beide sind sich hinsichtlich der Abtreibung einig: Frauen sollen selbst entscheiden. „Politik mischt sich da in einen Frauenbereich ein“, meint Beverungen-Gojdka. Sie fordert Frauen auf: „Nutzt Euer Wahlrecht! Egal ob auf Stadt- oder EU-Ebene!“