Hattingen. Seinen 17. Kalender mit Schwarz-Weiß-Motiven legt der Heimatverein Blankenstein in Hattingen vor. Mit einigen selten zu sehenden alten Ansichten.

An Schwarz-Weiß-Fotos von Blankenstein herrschte diesmal kein Mangel. Manfred Overrath, Vorsitzender des Heimatvereins Blankenstein, und Karl Sandmann hatten anders als in früheren Jahren vielmehr die Qual bei der Bilder-Auswahl für den neuen Kalender „Alte Ansichten 2020“. Entschieden haben sie sich dabei neben bekannteren Motiven auch für einige selten zu sehende alte Ansichten.

Aus Pappmaché bauten Bürger 1927 zur 700-Jahr-Feier Blankensteins ein Stadttor – und stellten es in der Hochstraße (heute Vidumestraße) vor dem Anneke-Haus auf.
Aus Pappmaché bauten Bürger 1927 zur 700-Jahr-Feier Blankensteins ein Stadttor – und stellten es in der Hochstraße (heute Vidumestraße) vor dem Anneke-Haus auf. © FUNKE Foto Services | Repro: Walter Fischer

Mehrere Fotos zeigen das frühere Burgrestaurant

Nach Innenaufnahmen vom früheren, 1957/58 abgerissenen Burgrestaurant sei er schon lange auf der Suche gewesen, sagt Manfred Overrath. In diesem Jahr nun hat er gleich mehrere Bilder hierzu erhalten: von Ursula Anhalt, der Tochter der letzten Wirtsleute, die heute in Bayern lebt. „Sie hat mir einige Fotos sowie Postkarten vorbeigebracht, als sie neulich eine Schulfreundin hier besuchte“, erzählt Overrath.

Besonderes freut ihn, dass auf einer der Aufnahmen neben Burgwirt Uhrhan auch Fritz Birkenstock zu sehen ist. „Fritz war ein sehr verdienter Blankensteiner. Er hat unter anderem den Verkehrs- und Verschönerungsverein Blankenstein gegründet, Vorgänger unseres Heimatvereins.“

Fährmann Michels ruderte Gäste einst zum Fähranleger in Stiepel

Und sonst? Veranschaulicht ein Foto den Fährbetrieb über die Ruhr beim alten Bahnhof Blankenstein/Burg in den 1930-er Jahren. Auf dem Bild zu sehen ist Fährmann Michels, der mit seinem Ruderboot Gäste vom Bahnhof nahe der Burg Blankenstein zum Fähranleger in Stiepel brachte – immer dann, wenn die dazwischen liegende Wiese überflutet war.

Moritz Reich (re.) mit seinem Malerfreund Ludwig Max Roth.
Moritz Reich (re.) mit seinem Malerfreund Ludwig Max Roth. © Archiv Wilde / Henning Sandmann Hattingen

Auf einer weiteren Schwarz-Weiß-Aufnahme präsentiert sich der damals allseits bekannte Kunst- und Porträtmaler Moritz Reich zusammen mit seinem Malerfreund Ludwig Max Roth. Die zwei besaßen um 1915 ein Atelierhaus in Blankenstein, aufgrund der Kubusform mit vier (!) Schornsteinen auf dem Dach hieß dieses im Volksmund „viereckige Kommode“. Mit vor Ort lebte auch die Muse der beiden Männer, Else Stark. Auch sie ist auf einer Aufnahme zu sehen.

Auch Blankenstein besaß einst ein Stadttor

Dass auch Blankenstein einmal ein Stadttor besaß, daran erinnert eine Aufnahme von 1927 anlässlich der 700-Jahr-Feier der einstigen Stadt. Aus Pappmaché hatten es Bürger dabei in der Hochstraße (heute Vidumestraße) vor dem Anneke-Haus aufgestellt, dahinter posieren vier festlich gekleidete Frauen für einen Fotografen.

Ebenfalls in Pose geworfen haben sich fünf Männer der Freiwilligen Feuerwehr Blankenstein, als sie im Jahre 1950 ihr erstes Feuerwehrauto nach dem Krieg erhalten – „einen Opel Blitz“, so Overrath. Und verrät: Diese Aufnahme stamme aus dem Fundus von Alfons Maria Gethmann, einem Nachfahren des Gartengründers Carl Friedrich Gethmann.

Manfred Overath blättert durch Vordrucke des Kalenders „Alte Ansichten 2020“, den der Heimatverein Blankenstein herausgebracht hat. Zusammen mit Karl Sandmann hat er die Bildauswahl getroffen.
Manfred Overath blättert durch Vordrucke des Kalenders „Alte Ansichten 2020“, den der Heimatverein Blankenstein herausgebracht hat. Zusammen mit Karl Sandmann hat er die Bildauswahl getroffen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Postkarten zeigen das einstige Ausflugs- und Tanzlokal Hotel-Restaurant Köster

Eingang in die neuen „Alten Ansichten“ gefunden haben auch einige Postkarten vom beliebten Ausflugs- und Tanzlokals Hotel-Restaurants Köster, bis in die 1960er-Jahre in Betrieb. Heute stehen an der Stelle des früheren Gasthauses an der Wittener Straße die bekannten Terrassenhäuser.

Die ganze Freiheit wurde früher von Kindern berodelt

Und schließlich hat Manfred Overrath auch noch zwei Fotos aus seinem Familienbesitz für die „Alten Ansichten 2020“ beigesteuert: eine Aufnahme des Ruhrtals bei Blankenstein von 1921 vom Großvater seiner Frau, Hobbyfotograf August Verlage. Und ein Foto von ihm als Sechsjährigem anno 1956 beim Rodeln vor dem elterlichen Haus in der Freiheit. „Damals lag viel mehr Schnee als heute“, erinnert sich Overrath. „Die ganze Freiheit wurde von uns Kindern berodelt. Das war ein klasse Freizeitvergnügen.“

>>> HIER GIBT ES DEN KALENDER

Der Kalender „Alte Ansichten 2020“ ist der bereits 17. des Heimatvereins. Er ist in einer Auflage von 180 Exemplaren erschienen, weitere werden nicht gedruckt:

Erhältlich ist der Kalender „Alte Ansichten 2020“ für acht Euro bei Rewe Lenk, Heinrich-Puth-Straße 6-8 – so lange der Vorrat reicht.

Die Freiwillige Feuerwehr freut sich auf ihr erstes Feuerwehrauto im Jahre 1950.
Die Freiwillige Feuerwehr freut sich auf ihr erstes Feuerwehrauto im Jahre 1950. © Heimatverein Blankenstein

Innenansicht des 1957/58 abgerissenen Burgrestaurants der Familie Uhrhan. Im Hintergrund Wirtsherr Uhrhan im Gespräch mit Fritz Birkenstock, dem Begründer des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Blankenstein.
Innenansicht des 1957/58 abgerissenen Burgrestaurants der Familie Uhrhan. Im Hintergrund Wirtsherr Uhrhan im Gespräch mit Fritz Birkenstock, dem Begründer des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Blankenstein. © Archiv Ursula Anhalt

Eine Fotostrecke mit den Kalenderblättern finden Sie hier:

Alte Ansichten 2020

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