Hattingen. . Vor der Burg in Blankenstein wohnten einst Handwerker. Hier galten besondere Regeln. Die Häuser stehen heute unter Denkmalschutz und zeigen noch Spuren der Vergangenheit.
- Häuser in der Freiheit stehen unter Denkmalschutz
- Ursprünglich siedelten hier Handwerker
- Viele Häuser waren besonders niedrig und klein gebaut
„In der Freiheit war eigentlich immer was los“, erzählt Manfred Overrath, Vorsitzender des Blankensteiner Heimatvereins, der hier aufwuchs. Etwas los war in der Freiheit sogar schon um das Jahr 1230, für das erste Ansiedlungen verzeichnet sind. Heute stehen die Häuser in der Freiheit unter Denkmalschutz – auch, wenn es längst nicht mehr die aus dem 13. Jahrhundert sind.
Denn 1665 machte ein Feuer fast den gesamten Ort zu Asche. Entsprechend sind die Häuser, die hier heute stehen, jüngeren Datums. Zum Beispiel Haus Nummer 5, das, so beschreiben es Ellen und Karl-Heinz Breitenbach, heute „zum Teil ein Ersatzbau für ein Gebäude ist, das bereits 1824 vorhanden war“. Im Urkataster sei es auf Johann Heinrich Lehmkuhle und Muffert eingetragen. Später betrieb hier August Haarmann seinen Betrieb als Anstreicher, später ein Tapeten-, Glas- und Farbwarengeschäft, heißt es im Buch „Blankenstein an der Ruhr“. Breitenbachs berichten: „Das Haus war ursprünglich so klein und niedrig, wie es das rechte Nachbarhaus heute noch ist.“
Niedrig und klein gebaut
Ursprünglich sehr klein gebaut war auch das Haus von Carsten Doberenz – Nummer 1. „Wir sind seit 2005 hier und haben das Dachgeschoss ausgebaut“, erzählt er. Der Dachboden sei einer der wenigen gewesen, die noch im Original-Zustand waren: „Der war fast hunderte Jahre lang unberührt“, so der Hausbesitzer. Im 19. Jahrhundert sei ein Anbau für Webstühle entstanden. „Und hier befand sich mal eine Zwergschule“, sagt er und lacht: „Angesichts der Raumhöhe hätte man auch denken können, die sei für kleine Menschen gewesen. Nur 1,90 Meter sind für mich schlecht.“
Eine Wand in Nummer 1 muss übrigens eine Wand des äußeren Burgrings gewesen sein, denn mit 1,50 Metern Durchmesser ist die ungewöhnlich dick für so ein Gebäude.
Ursprünglich lebten in der Freiheit vor der Burg Handwerker, Schmiede, Bäcker und so weiter, die zum Schutz die Nähe der Festung suchten. Jeder, der sich hier ansiedelte, zahlte ein einmaliges Gewinngeld und einen Pachtschilling jährlich. Um die Siedlung attraktiv zu machen – trotz des kargen Bodens und des Mangels an ausgedehnten Feld- und Waldflächen – wurden persönliche Freiheiten gewährt. So war zum Beispiel auch die geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit ausgeschlossen. „Weder eine Ladung, noch ein Strafurteil“ durfte in die Freiheit gebracht werden, heißt es in der Festschrift zur 700-Jahr-Feier. Einmal im Jahr versammelte man sich auf dem Marktplatz und hielt das „Buirgericht“ ab.
Über Jahrhunderte galt also: In der Freiheit war immer etwas los. Natürlich auch noch, als Manfred Overrath hier „eine wunderschöne Kindheit verbrachte“. In den Sommerferien trafen sich die Kinder zum Fußball, Versteckspiel und zum Murmeln. „Es sprach sich jedoch rasend schnell herum, wenn zur Gaststätte Lock auf der Burgstraße, heute ein Spanier, Stangen-Eis für die Fasslagerung im Bierkeller geliefert wurde. Da blieben immer auf der Ladefläche des Lastwagens kleine Eisstückchen liegen, die rasch an alle verteilt wurden“, berichtet Overrath aus den 1950er Jahren. Erst Anfang der 1960er Jahre konnten sich die Kinder bei Fillippin auf der Burgstraße (heute Fußpflege Tholl) eine Kugel Eis für einen Groschen holen, sagt Overrath und ergänzt: „Die unter Denkmalschutz stehenden Häuser haben sich seit dieser Zeit kaum verändert und prägen noch heute die Altstadt Blankensteins.“