Hattingen. Gute Nachricht: In diesem Jahr sind in Hattingen 33 Lehrstellen mehr gemeldet als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenzahl steigt indes auf 1578 an.

Die Hattinger Unternehmen bilden wieder mehr aus: Zum Start ins neue Lehrjahr am heutigen Donnerstag meldet die Arbeitsagentur 229 Ausbildungsplätze – 33 mehr als im vergangenen Sommer. Parallel ist die Zahl der Suchenenden um ebenfalls 33 auf 308 zurückgegangen.

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Somit hat sich auch das Verhältnis der Bewerber pro Stelle verbessert. Inzwischen kommen auf 100 Bewerber rund 75 Stellen. „Die Chancen stehen noch gut, eine Ausbildungsstelle im Wunschberuf zu finden“, sagt beispielsweise Tobias Schmidt, der bei der für Hattingen zuständigen Handwerkskammer Abteilungsleiter der Ausbildungsberatung und Lehrstellenvermittlung. Und für alle, die ihren Wunschplatz nicht in der Nähe des Wohnorts finden, weist er darauf hin, dass es ab 1. August das Azubi-Ticket gibt.

Vor einem Jahr hatte die IHK noch Hattinger Firmen kritisiert

Vor einem Jahr hatte die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet noch kritisiert, dass „zu wenige Betriebe in Hattingen ausbilden“. Die Unternehmen wurden darauf hingewiesen, dass sie „die Möglichkeit haben, Fachkräfte selbst auszubilden.“ Und so einem etwaigen Mangel entgegenzuwirken.

Die Arbeitsagentur sah unterdessen Versäumnisse bei den Jugendlichen: „Es gibt unbesetzte Stellen, weil den meisten Jugendlichen diese Berufe gar nicht bekannt sind und sie sich bei der Berufswahl von vornherein zu sehr einschränken beziehungsweise nicht ausreichend informieren“, erklärte Sprecher Ulrich Brauer.

Aktuell unbesetzt sind in Hattingen noch 88 Stellen – auf der anderen Seite sind noch 57 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Fünf Arbeitslose mehr im Juli bei der Agentur im Henrichspark gemeldet

Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen ist im Juli um fünf auf nunmehr 1578 angestiegen. Die Quote bleibt indes unverändert bei 5,4 Prozent. Damit liegt Hattingen im Ruhrgebiet an der Spitze. Zum Vergleich: Mitte der 1980er-Jahre – noch vor dem Aus für die Henrichshütte, die jahrzehntelang der bedeutendste Arbeitgeber in der Stadt war – lag die Arbeitslosenquote bei mehr als 13 Prozent.

Arbeitsagentur-Chefin Maren Lewerenz. Sie ist auch für die Geschäftsstelle im Hattinger Henrichspark verantwortlich.
Arbeitsagentur-Chefin Maren Lewerenz. Sie ist auch für die Geschäftsstelle im Hattinger Henrichspark verantwortlich. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Allerdings ging die Kräftenachfrage mit Beginn der Ferienzeit in Hattingen und im Ennepe-Ruhr-Kreis deutlich zurück. „Der heimische Arbeitsmarkt zeigt Anzeichen einer konjunkturellen Eintrübung und der günstige Abstand zur Vorjahresarbeitslosigkeit wird kleiner“, so Maren Lewerenz, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, die auch für die Geschäftsstelle im Henrichspark verantwortlich ist.

Voranfragen der Betriebe zur Kurzarbeit bereiten Sorge

Vor allem Voranfragen und formale Anzeigen der Betriebe zur Kurzarbeit bereiten ihr Sorge. Diese seien jüngst um ein Viertel angestiegen. „Die tatsächlich eintretenden Arbeitsausfälle bleiben abzuwarten, eine klar steigende Tendenz ist aber zu erwarten.“

2335 freie Stellen für den Ennepe-Ruhr-Kreis gemeldet

Dass es einen Anstieg von 18,5 Prozent bei den Arbeitslosmeldungen bei den unter 25-Jährigen gibt, bezeichnet die Agentur für Arbeit als „saisonal üblich“. Martina Lewerenz erklärt: „Gerade die Jüngeren mit Ausbildungsabschluss haben die besten Aussichten, da ihnen als qualifizierte Fachkräfte viele Türen offenstehen.“ Hinzu kommen die Schulabsolventen.

Die Kräftenachfrage im Ennepe-Ruhr-Kreis ging zurück: 479 Stellen wurden im Juli neu gemeldet, 81 weniger als im Vormonat. Im Gesamtstellenbestand der Arbeitsagentur befinden sich aktuell 2335 Stellen für den Ennepe-Ruhr-Kreis, 65 weniger als im Juni (minus 2,7 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang um 595 Stellen oder mehr als ein Fünftel.

Die Hauptferienzeit verstärkt den negativen Trend, der sich vor allem im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis noch stärker auswirkt. Die Indikatoren stünden auf „konjunkturelle Abkühlung“, so die Arbeitsagentur. „Für den August müssen die Aussichten schon wegen der anhaltenden Sommerferien weiter ungünstig eingeschätzt werden.“