Hattingen. Der städtische Recyclinghof ist auf dem Gelände der privaten AGR-DAR untergebracht. Deshalb wird es für Kunden aus Hattingen zum Teil sehr teuer.

Die Grenzen sind nicht zu sehen: An der Straße Am Walzwerk ist der Übergang vom städtischen Recyclinghof zur privatwirtschaftlichen AGR-DAR-Niederlassung fließend, zumal die Stadt den Betrieb ihrer Entsorgungsstelle an die AGR übertragen hat. Was dazu führt, dass Mitarbeiter die Kunden ohne Hinweis zur teureren Entsorgung schicken. „Da sind dann zum Teil Freudenhauspreise“, sagt die Kreis-Abfallexpertin Elisabeth Henne.

AGR/DAR verlangte 130 Euro – WAZ-Leser zahlte an Umlade 50 Euro

WAZ-Leser Hans-Jürgen Laufer sollte beispielsweise für einen „sehr locker gepackten Papiersack mit Steinwolle, drei mit Wandfarbe gestrichenen Spanplattenbrettern und zirka 2,5 Quadratmeter Gipskartonabfälle“ sowie für einen Sack Glaswolle 130 Euro bei der AGR-DAR zahlen. „Das kann das Unternehmen natürlich selbst festlegen“, sagt Henne. „Sie sollten aber als Zu­ständige für den städtischen Wertstoffhof auf die Umladeanlage des Kreises in Witten verweisen, dort ist es günstiger.“ In diesem Fall hat Hans-Jürgen Laufer in der Nachbarstadt lediglich 50 Euro bezahlt.

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Laufer schreibt der WAZ: „Erstaunt hat mich, dass ich dreimal (!!!) über die Waage fahren sollte, um jede Abfallart getrennt wiegen zu können. Das ist noch einzusehen, da jede Abfallart unterschiedliche Entsorgungskosten verursacht. Wo liegt jedoch der Unterschied zwischen Gipskarton und Spanplatte?“ Er spricht von „Abzocke“.

Auf der Waage wird es für die Bürger teuer

„Alles, was nicht zum Wertstoffhof gehört, wird über die Waage geschickt – und dann wird es teuer“, berichtet Elisabeth Henne. „Dieses Problem haben wir nirgends im Kreis, nur in Hattingen. Auch dass der Tonfall hier oft daneben ist.“

Betroffen war auch der Autor: Nachdem ich sechs Euro für eine Auto-Ladung verschiedener Müllsorten bezahlt habe, wollte ich als Hattinger Bürger zwei zerlegte Gartenstühle im Sperrmüll entsorgen. Nach einem unfreundlichen Empfang („Was wollen Sie denn mit den Stühlen hier?“) wurde ich belehrend auf die Abfall-Info der Stadt hingewiesen: „Lesen Sie die mal genau, sie werden sie ja wohl zu Hause haben. Gartenmöbel sind Sondermüll, kein Sperrmüll, damit müssen sie auf die Waage fahren!“ Ich verweigerte mich der Waage, einer seiner Kollegen nahm die Holzreste zur Seite, ich schaute zu Hause in die Abfall-Info: Gartenmöbel sind Sperrmüll!

Jeder Bürger hat einen Anspruch auf den Wertstoffhof

Elisabeth Henne sagt ganz klar: „Jeder Bürger hat einen Anspruch auf den Wertstoffhof. Es kann nicht sein, dass wir eine Badezimmer­renovierung dem freien Spiel der Märkte überlassen – da haben wir den Daumen drauf.“ Im Rahmen ihrer Möglichkeiten, denn auch die Kreis-Abfallexpertin ist schon einmal des Hofes verwiesen worden.

Die AGR-DAR hat das Hausrecht am Walzwerk. Stadtverwaltung und Politik haben dem Unternehmen den Betrieb des Recyclinghofes übertragen, eine Trennung des öffentlich-rechtlichen vom privatwirtschaftlichen Teil des Geländes aber nicht festgelegt. Kunden erkennen somit nicht sofort, in welchem Bereich sie sich bewegen.

Zwei Umladeanlagen im Ennepe-Ruhr-Kreis

Elisabeth Henne macht klar, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis nicht in jeder Stadt eine Umladeanlage vor­halten könne – zwei gibt es jedoch: eine in Gevelsberg (Hundeicker Straße 24-26) und eben eine in Witten (Bebbelsdorf 73). „Und wenn Bürger nicht genau wissen, wo ihr Müll hingehört – dann sollen sie mich bitte anrufen!“

>>> Kontakt zur Abfallberatung des Kreises und der Stadt

Bei Fragen rund um die Abfallentsorgung stehen die Kreis-Mitarbeiterinnen Elisabeth Henne ( 02336/93-2332 ) und Karina Birka ( 02336/93-2331 ) zur Verfügung.

Bei der Stadt Hattingen ist Cornelia Padtberg für die Abfallberatung zuständig – sie ist unter 204-3711 oder per E-Mail unter c.padtberg@hattingen.de erreichbar und beantwortet Fragen.