Hattingen. Bildhauer Egon Stratmann aus Blankenstein und die Hattinger Stadtpfarrei St. Peter und Paul streiten seit zwei Jahren um eine Gedächtnis-Stele.
Der Streit zwischen der Stadtpfarrei St. Peter und Paul und dem Blankensteiner Bildhauer Egon Stratmann um die Aufstellung einer Stele zum Gedenken an die russischen Zwangsarbeiter nimmt kein Ende.
„Das Kunstwerk ist fertig“, sagt Stratmann. Vor etwa fünf Wochen habe er die Namen der 18 zu Tode gekommenen jungen Menschen mit Hilfe von Sandstrahltechnik auf die Säule auftragen lassen und auch selbst bezahlt. „Die Namen drauf zu schreiben, ist von Seiten der Kirche nie gewünscht gewesen“, erklärt indes Markus Oles, stellvertretender Kirchenvorsteher der Pfarrei St. Peter und Paul und Vorsitzender des Friedhofsausschusses.
Man wolle ein Kunstwerk, das an alle Opfer dieser schlimmen Zeit erinnert
Man habe eben nicht personenbezogen eine Gedenkstätte haben wollen, sondern es sollte ein Kunstwerk werden, das an alle Opfer dieser schlimmen Zeit erinnert, betont Oles. Man habe sogar öfter mit Egon Stratmann gesprochen und ausdrücklich diesen Wunsch der Kirche klar gemacht. Stratmann hält dagegen: „Es war von Anfang an immer mein Bestreben, dass die Namen der Zwangsarbeiter, die auf dem Friedhof an der Blankensteiner Straße begraben liegen, auf der Stele zu lesen sind. Daran habe ich nie einen Zweifel gelassen. Ich habe ja selbst intensiv recherchiert und die Namen herausgefunden“, sagt er.
Pfarrei habe nie konkrete schriftliche Vorschläge gemacht
Außerdem habe die Kirche nie schriftliche konkrete Vorschläge gemacht, wie das Kunstwerk ausgestaltet werden solle. „Das ist mir überlassen worden und ist meine künstlerische Freiheit. Da lass’ ich mir auch nicht reinreden.“
Genau das sieht Oles anders. Auch künstlerische Freiheit sei „nicht beliebig“. „Die Stele war ganz klar eine Auftragsarbeit. Das Geld hat der Künstler längst bekommen. Dass von Seiten der Kirche nie die Absicht bestand, Namen dort zu lesen, werde auch daran deutlich, dass Egon Stratmann erst vor wenigen Wochen die Namen habe auftragen lassen und selbst bezahlte, so Oles. „Obwohl wir ihm vor einiger Zeit in einem sehr ruhigen Gespräch ein weiteres Mal unsere Intention klar gemacht haben und sehr deutlich gesagt haben, dass wir Namen nicht möchten.“
Stadt hat Steinplatten mit Namen wieder aufgestellt
Außerdem, so der stellvertretende Kirchenvorsteher, habe die Stadt ja erst im Winter Steinplatten mit den Namen der Zwangsarbeiter auf dem Friedhof aufgestellt, so dass sie jeder lesen könne. Die Steine mit den Namen der Toten waren vor dem Jahr 2002 widerrechtlich von den Kriegsgräbern abgeräumt worden, wie die WAZ berichtete.
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Markus Oles weist außerdem darauf hin, dass sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge deutlich für eine Erinnerungsstätte ausgesprochen habe, die allen Kriegsopfern gelte und nicht nur den 18 Toten. „Damit hat die Kriegsgräberfürsorge überhaupt nichts mit zu tun und hat auch kein Mitspracherecht“, betont Egon Stratmann. Sie sei ausschließlich für Kriegsgräber im Ausland zuständig. Das bestätigt der Volksbund und teilt mit, dass Kriegsgräber in Deutschland in die Hoheit der Kommunen fallen.
Stadtpfarrer Andreas Lamm von St. Peter und Paul, der nun seit gut einem Jahr in Hattingen arbeitet, möchte zu dem ganzen Thema nicht viel sagen. „Ich habe diesen Dissens quasi geerbt, als ich hierhin als Pastor kam“, erklärt er.
>>> INFO: Die Gedächtnis-Stele von Egon Stratmann
Bildhauer Egon Stratmann aus Blankenstein und die Hattinger Stadtpfarrei St. Peter und Paul streiten inzwischen seit zwei Jahren um die Gedächtnis-Stele. Die Einzelteile – der Steinsockel und ein Glasschrein – sind schon längst fertiggestellt.
Die Stele soll auf dem katholischen Friedhof an der Blankensteiner Straße aufgestellt werden. Sie ist 1,60 Meter hoch, russischer Naturstein in drei Ausführungen, oben ein kleiner Glasschrein mit russischer Erde.