Hattingen. Dass er auf der Straße gefundenen Müll nicht in Privattonnen geben darf, weiß Kurt Hotop. Er schildert Erlebnisse, wünscht sich mehr Toleranz.
Kurt Hotop versteht die Welt nicht mehr. Denn immer wieder passiert ihm das: Er sammelt Müll auf der Straße ein – und bekommt dafür nörgelnde Sprüche.
Der 84-Jährige wohnt an der Talstraße, ist viel in Hattingen unterwegs. Zum Beispiel auf dem Fußweg Augustastraße. „Da habe ich irgendwelchen herumliegenden Müll in die nächste Mülltonne geworfen. Die Reaktion eines Beobachters war: Das macht man aber nicht.“
Straßenmüll darf nicht in Privattonnen entsorgt werden
So ähnlich erging es ihm beim Wegwerfen gefundenen Unrats an der Haltestelle Oststraße, an der Talstraße. „Da hat mich eine Beobachterin darauf hingewiesen, dass der Müll nicht in ihre Tonne gehöre. Als ich sagte, ich hätte ihn aber da auf dem Gehweg gefunden, sagte sie nur, dass ich den Abfall mit nach Hause nehmen und da entsorgen solle. Das ist eine sehr erstaunliche Reaktion“, meint Hotop, der aber auch einräumt, dass er aus Gesprächen mit Müllwerkern wüsste, dass er private Tonnen in der Tat nicht nutzen dürfe.
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Das bestätigt auch Karina Birka von der Abteilung öffentlich-rechtliche Abfallentsorgung im Ennepe-Ruhr-Kreis. „Ich finde das ganz toll, wenn herumliegender Müll aufgesammelt wird. Es ist aber so, dass er dann auch in öffentliche Mülltonnen geworfen werden muss. Er darf nicht einfach in die nächste, zu einem Haus gehörende Tonne entsorgt werden.“
In Gevelsberg wird Müll sogar gewogen
Sie erklärt den Grund: Manche Bürger würden ganz penibel trennen, da wäre es ärgerlich, wenn es zu Fehlwürfen käme. Ein weiterer Grund – nicht in Hattingen, aber beispielsweise in Gevelsberg: „Dort wird der Müll gewogen. Da kostet es dann sogar Geld.“ Wer übrigens öffentliche Mülleimer benutzt, der muss den Müll nicht trennen. „Da kommt dann alles unsortiert rein“, erklärt Karina Birka.
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Hotop ist inzwischen entmutigt. „Ich fühle mich von Mitbürgern zurückgesetzt.“ Zwar sei ihm klar, dass er nur öffentliche Mülleimer nutzen dürfe, aber „die sind ja oft gar nicht in der Nähe. Wie weit soll ich den Müll denn tragen? Soll ich ihn lieber liegen lassen? Soll lieber jemand darüber fallen?“
Hattinger wünscht sich mehr Toleranz für sauberere Straßen
Er ist die Diskussionen inzwischen leid, sagt: „Ich gebe auf.“ Denn eigentlich findet er, dass – auch wenn die Privatleute im Recht sind und ihre Tonnen nicht benutzt werden dürfen – sie auch mal ein Auge zudrücken könnten. „Jeder muss doch an jeden denken. Das wäre doch zu tolerieren für eine sauberere Straße“, meint Hotop.