Vor 20 Jahren gewann Armin Eichholz bei den Olympischen Spielen in Seoul Gold mit dem Ruder-Achter. Der heute 44-jährige Hattinger blickt nur noch gelegentlich, dann aber durchaus gerne zurück.
Wolfram Esser war ein besonnener Sportreporter. Laute Töne waren nicht sein Ding. Doch an diesem 25. September 1988 ging auch der ZDF-Mann aus sich heraus: „Jaaa”, rief er ins Mikro, „das reicht, das wird die Goldmedaille – jawooohl!” Es war der Deutschland-Achter, an den Esser sein Herz verloren hatte. Die Mannschaft, bei der hinter Bahne Rabe und Thomas Domian ein Hattinger an dritter Stelle saß: Armin Eichholz.
Der Ruderverein Blankenstein machte die Nacht zum Tag. Die Uhr zeigte 3.22 Uhr mitteleuropäischer Zeit, als gut und gerne 50 Mitglieder ihrer Freude über den Triumph des Klubkollegen in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul freien Lauf ließen. Vater Gustav kullerten die Tränen aus den Augen und Schwester Susanne schlug fassungslos die Hände vors Gesicht – die bis heute letzte deutsche Gold-Medaille in der Königs-Klasse des Rudersports bei Olympischen Spielen war perfekt.
Zeitsprung: August 2008, die Woche vor den XXIX. Sommerspielen, die heute in Peking eröffnet werden. Armin Eichholz ist inzwischen 44 Jahre alt. Er sagt, dass er gelegentlich noch an das „wichtige, große Ereignis” zurückdenkt, „aber ich spreche nicht mehr häufig darüber”. 20 Jahre seien eine lange Zeit, das Leben gehe weiter.
Für Armin Eichholz waren es gute Jahre. Denn gleich nach Seoul 88 – der Achter wurde in Deutschland auch zur „Mannschaft des Jahres” gewählt – konzentrierte er sich ganz auf sein Ingenieursstudium und kehrte erst nach dem Diplom ins Boot zurück. 1991 wurde er Weltmeister im Vierer mit Steuermann, 1992 holte er noch einmal Bronze bei den Olympischen Spielen in Barcelona – natürlich mit dem Deutschland-Achter.
Heute ist Armin Eichholz verheiratet, Familienvater und hat promoviert. Er leitet des RWE-Kraftwerk in Niederaußem (Rheinland).
Dennoch ist seine Leistung allgegenwärtig, gerade in den Wochen, in denen es auf das bedeutendste Sport-Ereignis zuläuft. Und so saß Armin Eichholz vor zwei Wochen gemeinsam mit seiner Frau auf der Couch, als Johannes B. Kerner die besten olympischen Momente vorstellte – gewählt vom ZDF-Publikum. Als der Deutschland-Achter auf Platz 20 auftauchte, schaute Eichholz kurz zur Seite und sagte: „Da hat unser Sieg wohl doch sehr viele bewegt.”
Er gibt zu, „dass mich diese Wahl – 20 Jahre später – noch einmal ganz schön stolz gemacht hat. Vor allem, wenn man sich einmal anschaut, wer alles hinter uns geblieben ist.” Dieter Baumann beispielsweise, Harald Schmid und Edwin Moses oder auch Weitspringerin Heike Drechsler.
Für die Spiele 2008 wird sich Armin Eichholz Zeit nehmen. Zumindest die Ruder-Wettkämpfe will er sich anschauen. Auch wenn er die Verbands-Entscheidung zum Achter in dieser Form – nach Luzern wurde das komplette Team samt Bundestrainer ausgewechselt – nicht nachvollziehen kann, „drücke ich den Jungs die Daumen”. Probleme gebe es aber im gesamten Männer-Riemen-Bereich.
Seinem RV Blankenstein ist Armin Eichholz treu geblieben. Hin und wieder steigt er noch ins Boot, zudem gehört er zum vierköpfigen Vorstand. „Ich bemühe mich, das zurückzugeben, was mir die Ehrenamtlichen möglich gemacht haben. Aber das gelingt mir eher schlecht als recht”, sagt er bescheiden. Aber so ist er eben, unser Goldjunge.