Noch in diesem Jahr will sich Hattingens Gymnasium Waldstraße um das Gütesiegel Europaschule bewerben. Die Schulleiterin erklärt, warum.

Die Idee von Europa wird am Gymnasium Waldstraße schon seit vielen Jahren mit Leben gefüllt. Nun möchte Hattingens ältestes Gymnasium auch „Europaschule“ werden – als erste Schule in der Stadt.

Zahlreiche Voraussetzungen für die Zertifizierung

Seit März 2018, sagt Anette Christiani, Schulleiterin an der Waldstraße, laufen die umfangreichen Vorbereitungen zur Erlangung dieses von der „Arbeitsgemeinschaft Europaschulen“ (Argeus) im NRW-Schulministerium verliehenen Gütesiegels. Zahlreiche Voraussetzungen für die Zertifizierung gelte es dabei erfüllen: Neben einem erweiterten Fremdsprachenangebot müssen Europaschulen bilinguale Unterrichtsangebote machen, mindestens vier verschiedene internationale Projekte und Partnerschaften anbieten, den Schülern Auslandsbetriebspraktika und die Teilnahme an internationalen Wettbewerben ermöglichen. Zudem muss das Schulprogramm am Europaprofil ausgerichtet sein, im Unterricht eine vertiefte Auseinandersetzung mit europäischen Inhalten stattfinden.

„Absolut bereichernd“ nennt Anette Christiani, Leiterin am Gymnasium Waldstraße, die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen.
„Absolut bereichernd“ nennt Anette Christiani, Leiterin am Gymnasium Waldstraße, die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen. © Bastian Haumann

Viele Bedingungen, um als Europaschule anerkannt zu werden, erfülle das Gymnasium Waldstraße schon seit langem, betont Anette Christiani – und nennt als ein Beispiel den seit dem Jahr 1991 bestehenden ROTA-Schüleraustausch, bei dem Waldstraßen-Schüler mit Jugendlichen aus Brügge (Belgien), Schijndel (Niederlande), Lincoln (Großbritannien) und Tres Cantos (Spanien) zwei Jahre lang an einem gemeinsamen Thema arbeiten, das aktuelle heißt „Demokratie. Eine Idee und ein Ideal“. Auch einen Musikaustausch mit einer Schule in England sowie Schüleraustausche mit Polen und Italien gibt es schon länger, seit 2017 werden Erdkunde und Geschichte teils auf Englisch unterrichtet und es gibt Spanisch in der Oberstufe.

Es gibt zwei neue Schüleraustausche

Andere Projekte indes sind in den vergangenen Monaten erst angestoßen worden auf dem Weg zur Europaschule – darunter zwei weitere Schüleraustausche. So sind in diesen Tagen erstmals 30 französische Austauschschüler aus La Tour-d’Aigues in der Provence an der Waldstraße zu Gast, und im Herbst besucht eine Hattinger Schülergruppe eine Schule in Jerusalem.

Blick weiten für andere Kulturen

Anette Christiani betont, der Austausch zwischen verschiedenen Kulturen sei „absolut bereichernd, die Begegnung mit Menschen anderen Kulturen weitet den Blick“. Wie wertvoll es dabei sein kann, Menschen anderer Länder offen statt ablehnend zu begegnen, das weiß die 56-Jährige nicht zuletzt aus eigener Erfahrung, seit sie zwischen Studium und Referendariat einige Zeit im englischen Norridge verbrachte. Umso erfreuter ist sie, dass die Schulkonferenz im November einstimmig beschlossen hat, das Gymnasium Waldstraße solle anstreben, Europaschule zu werden. Bis zum Jahresende wolle man diesen Titel nun beantragen, so Christiani.

Schulleiterin braucht „kein Europa-Siegel“

Zum Abschluss des Verfahrens gibt es neben einer Europaflagge übrigens auch eine Plakette, die die zertifizierte Schule als Europaschule ausweist. Wobei es Anette Christiani um diese Art der Außendarstellung nicht geht. Sie brauche „kein Europa-Siegel“, betont sie. Das Gymnasium Waldstraße zur Europaschule zu entwickeln, „das ist für mich in erster Linie eine Herzensangelegenheit“.

>>> EUROPASCHULEN IM KREIS

Unter den insgesamt 218 Europaschulen in NRW befinden sich bislang fünf aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis: das Reichenbach-Gymnasium in Ennepetal, das Gymnasium Gevelsberg sowie in Witten die Holzkamp-Gesamtschule, das Ruhr-Gymnasium, die Hardenstein-Gesamtschule.

Europaschulen werden für jeweils fünf Jahre mit einem Gütesiegel zertifiziert.