Hattingen. Stephan Marienfeld hat sich mit „Bondage“ und „Dislike“ etabliert. Liebhaber wenden sich mit persönlichen Aufträgen an den Hattinger Künstler.

Zuletzt New York und Amsterdam, bald die Biennale in Venedig – weltweit ist seine Kunst gefragt; „Bondage“, „Dislike“ und „Can“ – das sind Werke, die er dieser Welt dann zeigt. Stephan Marienfeld hat sich mit seinen Händen und Ideen inter­national etabliert, er ist aber auch lokal so präsent wie nie zuvor. Der 52-Jährige hat gerade erst eins seiner Dislikes in der Volksbank in­stalliert – und er ist Präsident des Lions-Clubs Hattingen-Ruhr.

Marienfeld arbeitet sich an einer geknebelten Frau ab

Es gibt sie, diese Aufträge, bei denen sich Stephan Marienfeld an einer geknebelten Frau abarbeitet. Sie steht in Fesseln im Atelier an der Paasstraße in Stüter, ihr Mann liegt indes am Boden. Beide starr. Drumherum wuselt der Künstler, der quasi der Täter ist. Er freut sich, von Liebhabern solche Aufträge zu erhalten, „wenn meine Arbeit ankommt und geschätzt wird“.

Das wird sie in Hattingen doppelt, einerseits als Kunstwerk, andererseits symbolisch. Denn er hat den „Hattinger Löwen“ entworfen, eine Auszeichnung, die der Lions-Club seit seinem 40-jährigen Bestehen an zupackende Bürger verleiht. Wobei, von einem Löwen kann da gar nicht die Rede sein, denn es ist eine Porzellan-Skulptur, deren Handabdrücke das zupackende Wesen aller Ehrenamtlichen symbolisieren. Es sind natürlich Marienfelds Handabdrücke, auch er ist ein Löwe, ein Lion – seit dem Herbst ist er Präsident des Hattinger Lions-Clubs.

Seine „Dislikes“ sind seine Marke

Stephan Marienfeld ist zudem ein Christkind, geboren am 24. Dezember 1966 in Hattingen. Nach seiner Ausbildung zum Steinbildhauer ist er Schüler und Assistent bei Anthony Cragg in Düsseldorf. Im Jahr 2000 entschließt er sich, den Schritt in die künstlerische Eigenständigkeit zu gehen. Ziel: „Mit 50 musst du es geschafft haben, musst eine Marke geschaffen haben mit deiner Kunst“, sagt er kurz nach seinem runden Geburtstag im WAZ-Gespräch.

Seine „Dislikes“ sind seine Marke – mit Lack überzogene Poly­ester-Skulpturen, die in ihrer Grundform an Bälle erinnern, aber von einem straff gespannten Seil eingefasst sind. „Dislike“ heißt es, weil dem Objekt sein Zustand nicht zu gefallen scheint, es ihn also „disliked“. Die in seiner Heimatstadt wohl öffentlichkeitswirksamste Arbeit dieser Art hat Stephan Marienfeld vor drei Jahren am Bügeleisenhaus installiert.

Mehr als Stolz macht ihn Joop van Caldenborgh, der wohl größte Kunstsammler der Niederlande. In Den Haag hat dieser ein „Dis­like“ des Hattingers ausgestellt – und Marienfeld anschließend in seinen Katalog aufgenommen. „Zwischen Größen wie Henry Moore oder Dan Graham. Ich habe es ins Who-is-Who der bekanntesten Bildhauer geschafft.“

Erste Einzelausstellung in Bremen

Im Jahr 2003 stellt er in der „Galerie des Westens“ in Bremen erstmals alleine aus, 2014 wird Marienfeld international (Palma de Mallorca). Er hat einen Lehrauftrag an der Freien Kunstakademie in Essen, gehört zu den ersten Gewinnern des EN-Kunstpreises 2011. Thema: „Zusammenhalt“. Passt.

„Die Leute reden über mich und meine Kunst“, sagt Stephan Marienfeld während des Gesprächs nach seinem 50. Geburtstag. Zugleich wünscht er sich, dass künftig mehr seiner Arbeiten nicht nur in den weltweiten Galerien wie in Miami Beach oder aktuell in Kampen auf Sylt, sondern auch in seiner Heimatstadt zu sehen wären. Zum Beispiel? „Bei einer Ausstellung im Stadtmuseum.“

>>> Über die Arbeit von Stephan Marienfeld

Die meist einfarbigen Arbeiten des Bildhauers Marienfeld bestehen aus modernen Materialien wie Polyester und Edelstahl. Die Skulpturen der „Bondage“- Reihe sind aus mit Lack veredeltem Polyester, teilweise auch aus Metall und Beton. Sie spielen mit dem Bild des Aktes, ohne einen menschlichen Körper.

„Meine Bondage-Werke drücken zudem eine Art von Knechtschaft aus“, erklärt der Künstler.