Hattingen. . Migräne unterscheidet sich vom Spannungskopfschmerz. Betroffene sollen darauf achten, dass der Arzt bei der Therapie interdisziplinär arbeitet.

„Den“ Kopfschmerz gibt es nicht. Das zeigte das Altstadtgespräch zum Thema am Mittwoch im Gemeindesaal an der Augustastraße mit Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Alexis Landers von der Augusta­-Klinik, Stefan Kosik, Physiotherapeut und Osteopath im Ortho-Mobile, Prof. Dr. Min-Suk Yoon, Chefarzt der Neurologie im EvK, sowie Schmerztherapeut und Orthopäde Dr. Jürgen Bachmann. WAZ-Redakteurin Sabine Kruse moderierte.

Die Forschung unterscheidet mehr als 200 Kopfschmerz-Arten; die zweithäufigste ist Migräne. Wichtig: Zunächst müssen ein Tumor oder eine Hirnblutung ausgeschlossen werden. Migräne könne bis zu drei Tage andauern, so Yoon. „Bei manchen Patienten kündigt sie sich durch Heißhungerattacken ein bis zwei Tage vor den Schmerzen an.“

Aufklärung und Mitarbeit des Patienten sind wichtig

Mit Aufklärung und Mitarbeit der Patienten stehe und falle eine erfolgreiche Behandlung. Neben der Substanzgruppe der Triptane stehe ein neuer Wirkstoff kurz vor der Zulassung. „Erenumab wird einmal im Monat als Spritze verabreicht und soll die Migräne verhindern.“ Beta-Blocker und Valproat, ein Mittel gegen Epilepsie, wirkten ebenfalls.

Über die häufigste Kopfschmerzform, den Spannungskopfschmerz, informierte Stefan Kosik. „Was ist das, was im Kopf weh tut? Es ist quasi die Tapete, die innere Auskleidung des Schädels, die schmerzt.“ Spannungskopfschmerzen, die durch verkürzte Muskeln am Hals oder Probleme mit dem Kiefergelenk entstehen und zu Stauungen im Gehirn und einer Reizung der Hirnhäute führen, ließen sich durch Osteopathie behandeln oder – wie Bachmann vorschlug – durch Akupunktur. „Nach drei Behandlungen sollte eine Besserung eintreten, ist das nicht der Fall, handelt es sich womöglich um Migräne“.

Kauapparat-Fehlfunktion hat großen Einfluss

Mit Landers erklärte Bachmann den Einfluss einer Kauapparat-Fehlfunktion. „Eine Schiene muss von einem Zahnarzt individuell angepasst werden“, riet Landers. Unerlässlich sei begleitende Physiotherapie. Die Experten stellten diverse Behandlungs-Ansätze vor, waren sich aber einig, dass interdisziplinäre Ansätze am besten sind. „Als Patient sollte ich darauf achten, ob mein Arzt bereit ist, mit Experten aus anderen Fachgebieten eine Behandlung zu entwickeln“, fasste Sabine Kruse zusammen.