HATTINGEN. . Tenor Johannes Groß, drei Chöre, zwei Sopranistinnen geben Galakonzert auf den Spuren von Rudolf Schock. Auch Privates erfährt man vom Weltstar.
„Ich muss zugeben, ich hab’ schon einen Schlag schräg“, gibt Johannes Groß selbstironisch zu — und entlockt den Zuschauern damit ein Lachen. Mehrere Male an diesem Abend begeistert der Tenor mit seiner lockeren, witzigen Art. Unter dem Titel „Ach, ich hab’ in meinem Herzen...“ gibt Groß eine Hommage an den deutschen, weltweit erfolgreichen, im Jahr 1986 verstorbenen Tenor Rudolf Schock in der Gebläsehalle der Henrichshütte zum Besten. Gemeinsam mit drei Chören und zwei Sopranistinnen.
So stehen mehr als 150 Mann gemeinsam auf der Bühne. Die Gesangsvereine unter Leitung von Thomas Scharf aus Hattingen machen den Anfang. Für den Quartettverein „Frohsinn“ aus Essen, den MGV Liederfreund Hattingen-Welper und den Velberter Männerchor ist es das zweite große Projekt. Schon im Jahr 2014 konnten die Sänger mit einem gemeinsamen Auftritt überzeugen.
Ohne Steigerlied geht es nicht
Das erste Lied stammt aus der Oper „Der Waffenschmied“ und handelt von einem Schmiedegesellen. Passend dazu hat sich an der Spitze des Chores ein Mann mit einer schweren braunen Schürze aufgestellt, er schlägt immer wieder auf die Tasten eines Glockenspiels. Gleich darauf folgt der erste Höhepunkt der Vorstellung: das traditionelle Steigerlied. „Die Hymne des Kumpels darf an dieser Stelle nicht fehlen“, meint auch Johannes Groß.
Er löst die Chöre nun ab. „Nur die wenigsten Menschen wissen, dass Rudolf Schock eine Lehre zum Frisör begonnen hat. Doch glücklicherweise wurde aus diesen Plänen nichts“, leitet er das nächste Lied ein. Für ihn ist der berühmte Tenor ein Idol. „Nur wenige sangen das folgende Lied so wunderbar wie er.“
Groß singt mit tiefer, ausdrucksstarker Stimme
Die klassische Operette „Granada“ singt auch Johannes Groß aus vollem Halse, mit tiefer, ausdrucksstarker Stimme. Er singt langsam und leise, dennoch dringen die Töne in jede Ecke der großen Halle. Dabei wird er von dem Pianisten Helge Dorsch auf dem Klavier begleitet.
Alsdann folgt der Auftritt der beiden Sängerinnen Yvonne Prentki und Julia Bachmann. Sie haben beide helle, klare Stimmen, unterstreichen ihre Gesänge mit ausdrucksstarken Gesten, schließen die Augen während des Refrains und scheinen die Musik zu spüren.
Gemischte Bewertungen der Zuhörer
Die gesanglich dargebotenen Emotionen kommen bei Ingrid Brocke (80) bestens an. „Der Auftritt gefällt mir wirklich sehr gut“, sagt sie. „Bei dem ein oder anderen Lied werden alte Erinnerungen in mir wach. Die Sopranistinnen haben mich mit ihrem Gesang wirklich überzeugt. Und Johannes Groß ist ein wunderbarer Musiker. Ich bin wirklich froh, dass ich den Sonntag bei diesem Konzert verbringen darf.“
Die Stimme des Tenors Groß überzeugt auch Veronika Potthoff (72) und Ursula Nestler (70). „Aber besonders gut hat uns der Auftritt des großen Chores gefallen. Ich finde, der ist mit seinen zwei Einsätzen vor und nach der Pause heute Abend sogar fast etwas zu kurz gekommen.“
Es ist natürlich nicht alles schlecht
Eine weitere Dame hat dagegen eher gemischte Gefühle angesichts der Darbietungen: „Ich habe mir ein bisschen mehr von diesem Programm hier versprochen. Was genau mir dabei gefehlt hat, kann ich gar nicht sagen. Es ist aber natürlich nicht alles schlecht“, betont sie. Und sie fügt hinzu: „Normalerweise verehre ich Rudolf Schock. Zuhause höre ich mir seine Stücke so gerne an.“
>>> STICHWORT: RUDOLF SCHOCK
Rudolf Schock – 1915 in Duisburg geboren, 1986 in Düren gestorben – war ein deutscher Opern-, Lied- und Operettensänger in der Stimmlage lyrischer Tenor mit einer sehr erfolgreichen Opernlaufbahn.
Später wandte er sich mehr dem klassischen Lied, Operette und Heimatlied zu, baute auch seine TV-Präsenz auf und aus.