Hattingen. . Stephan Hachmann fehlen die Fachkräfte – wie vielen anderen Firmen auch. Er sucht Handwerker gleich aus mehreren Bereichen für seine Gruppe.
Drei Viertel der Handwerksbetriebe haben Probleme, offene Stellen zu besetzen: Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 800 Unternehmen der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. Im Schnitt sind bei fast jedem zweiten Betrieb eineinhalb Stellen unbesetzt. Teils müssen Aufträge abgelehnt werden – wie auch der heimische Unternehmer Stephan Hachmann weiß.
Zunehmend leiden Handwerksbetriebe unter Facharbeitermangel, sagt Carsten Schaldach, Handwerks-Botschafter für die Städte Hattingen und Sprockhövel von der Kreishandwerkerschaft Ruhr. „Aus Altersgründen scheiden Mitarbeiter aus, neue sind schwer zu finden.“ Inzwischen käme es zu starken Auftragsverzögerungen.
Handwerksbetriebe melden Hochkonjunktur
Im Handwerk herrscht laut HWK seit Jahren Hochkonjunktur. Doch Kapazitäten könnten nicht ausgeweitet werden, Handwerker arbeiteten an ihrer Belastungsgrenze. „Im Ausbaugewerbe sind die Auslastungsgrenzen praktisch erreicht und die Auftragsbücher für die nächsten 13 Wochen gefüllt. Kunden müssen gerade bei kleineren Reparaturen länger auf einen Handwerker warten. Das durch lange Wartezeiten auch Schwarzarbeit zurückgegriffen wird, kann an dieser Stelle verneint werden. Eher das Gegenteil ist der Fall: Hochkonjunktur mit steigenden Preisen verdrängt in der Regel Schwarzarbeit“, sagt Gabor Leisten, Leiter der HWK-Unternehmensberatung.
Der Dachdecker- und Zimmerermeister Stephan Hachmann von der Hachmann-Gruppe hat das „Haus Lembeck“, Nierenhofer Straße 45, gekauft, modernisiert die Wohnungen – und hat dort ein großes Plakat aufgehängt: „Wir stellen ein: Dachdecker, Zimmerer, Trockenbauer, Maurer, Elektriker“. „Da kommen jetzt noch Karosseriebauer und Klempner hinzu“, erklärt der 56-jährige Unternehmer, der auch Architektur studiert hat.
In Hattingen werden noch Aufträge angenommen
In Langenberg und Hattingen nimmt er derzeit noch Aufträge an. „In Wuppertal und Essen muss ich sie ablehnen.“ Ein Bauunternehmen, eine Werkstatt, das Hotel Pax im Deilbachtal hat er, managt Immobilien und kann Mitarbeitern manches bieten. „Ich könnte günstige Mietwohnungen anbieten oder für die Probezeit eine Monteurswohnung im Hotel Pax für Leute von außerhalb.“
Beim Arbeitsamt und in unterschiedlichen Portalen im Internet hat er freie Jobangebote gemeldet. Meist meldet sich niemand. Sogar Auszubildende findet er nur schwer. „Ich habe jetzt nur einen, er kommt aus Angola, ist sehr fleißig.“ Einen Handwerksberuf zu ergreifen, so glaubt Hachmann, sei für viele junge Menschen nicht mehr attraktiv. „Sie wollen sich nicht schmutzig machen, nicht körperlich arbeiten. Die wollen alle lieber studieren.“
Unternehmen hat Tradition und bietet Perspektive
Dabei gibt es bei Hachmann, der etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt, gute Perspektiven. Das Unternehmen hat Tradition. Für die Umbauarbeiten an und in Immobilien sind viele Gewerke gefragt. Hachmann hat 50 Fahrzeuge, dafür braucht er eben einen Karosseriebauer. „Wir restaurieren auch Oldtimer.“
Derzeit fehlen qualifizierte Fachkräfte vor allem in den technischen Berufen wie Elektrotechnik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Orthopädie-, Rehatechnik und Hörgeräteakustik oder im Lebensmittelhandwerk. Laut Handwerkskammer Dortmund führt der demografische Wandel dazu, dass ab 2025 deutschlandweit mehr als drei Millionen Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen werden. Momentan sei das konjunkturelle Umfeld gut.