Hattingen. . 21.790 Beschäftigte im Ennepe-Ruhr-Kreis scheiden bis 2026 aus. Die Agentur für Arbeit appelliert an Firmen, sich um Nachwuchs zu kümmern.
Immer wieder wird vor dem Fachkräftemangel gewarnt. Ein Blick auf die Zahlen der Agentur für Arbeit zeigt: Bis zum Jahr 2026 wird ein Fünftel der aktuell im Ennepe-Ruhr-Kreis sozialversicherungspflichtig Beschäftigten altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden – mehr als die Hälfte davon Fachkräfte (12.344).
Schon heute haben Firmen oft Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden. Bis 2026 wird sich die Zahl von zuletzt 298 im Jahr ausgeschiedenen Fachkräften (2017) fast versechsfachen. Besonders in der Unternehmensführung und -organisation wird es dann knapp mit Nachwuchs, ebenso wie in der Metallindustrie. Aber auch Fachkräfte in medizinischen Gesundheitsberufen, im Fahrbetrieb und in Verkaufsberufen gehen in großer Anzahl in Rente.
Flexibilität von beiden Seiten
Die für Hattingen zuständige Agentur für Arbeit in Hagen rät angesichts dieser Entwicklung beiden Seiten, Betrieben und Schulabgängern, flexibel zu sein und auch einen „Plan B“ zu haben. „Unternehmen sollen auf der Suche nach Fachkräften auch vermeintlich schwächeren Kandidaten eine Chance geben sowie Ungelernte im Betrieb intern fortbilden lassen, was durch die Arbeitsagentur umfangreich gefördert wird“, betont Sprecher Ulrich Brauer. Ausbildungssuchende sollten dagegen bereit sein, auch jenseits des Wunschberufs, gegebenenfalls in ähnlichen Berufen, zu suchen: „Zum Beispiel als Landmaschinenmechaniker statt Kfz-Mechatroniker“, nennt Brauer eine Alternative.
Auch bei den Experten in den Betrieben, den Mitarbeitern mit dem höchsten Anforderungsniveau, wird es Einbußen geben. Schon ab 2019 werden jedes Jahr im EN-Kreis mehr als 200 Experten altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Ab 2024 sind es bereits 300 jährlich, zwei Jahre später schon 362. Besonders betroffen sind dabei Erziehungs- und hauswirtschaftliche Berufe sowie Theologen, außerdem Lehrer und Ausbilder und auch hier Berufe der Unternehmensorganisation.
Qualifikation in jeder Form nötig
In Hattingen sind von den gut 12.500 im Stadtgebiet Beschäftigten aktuell 1075 älter als 60 Jahre – fast drei Viertel davon Fachkräfte und Experten.
„Qualifikation ist die Hauptsache, denn sie ist der Schlüssel für den Fachkräftebedarf. Und das in jeder Form: Ausbildung, Fortbildung, Umschulung, Spezialisierung und Zertifizierung“, unterstreicht deshalb Ulrich Brauer.
Die Agentur für Arbeit bietet verschiedene Aktionen und Förderungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen – zum Beispiel gibt es Förderungen für die Weiterbildung von Beschäftigten. Hier zahlt die Agentur Firmen einen Zuschuss für die Zeit, in der der Arbeitnehmer durch die Weiterbildung nicht im Betrieb mitarbeiten kann.
>>> Staffelung vom Helfer bis zum Experten
Die Arbeitsagentur unterscheidet verschiedene Anforderungsstufen im Beruf. Die niedrigste sind Helfer- und Anlerntätigkeiten, danach kommen die Fachkräfte mit komplexeren Aufgaben und einer in der Regel mehrjährigen Berufsausbildung.
Die höchsten Anforderungen erfüllen Spezialisten und ganz oben auf der Liste die Experten.